Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft
t a m Tage . Di e Sonn e versan k hinte r de n Bergen . Der Nagua l wo l lt e di e Straß e überquere n un d z u Fu ß nac h Süde n weitergehen. Wi r warteten , u m ei n paa r Auto s vorbeizulassen , al s e r mi r plötzlic h auf di e Schulte r schlu g un d au f di e Straß e vo r un s zeigte . Ic h sa h eine spiralförmig e Staubwolke , ei n Windsto ß wirbelt e a m Str aßenran d den Stau b auf . Wi r sahe n di e Wolk e näherkommen . De r Nagua l rannt e übe r die Straße , un d de r Win d hüllt e mic h ein . Ja , e r wirbelt e mic h gan z sachte heru m un d dan n wa r e r verschwunden . Da s wa r da s Omen , au f da s der Nagua l gewarte t hatte . Wen n wi r vo n nu n a n i n di e Berg e ode r i n die Wüst e gingen , dan n mi t de r Absicht , de n Win d z u suchen . Anfang s mochte de r Win d noc h nicht , wei l ic h noc h mei n alte s Selbs t war . Daru m versuchte de r Nagual , mic h z u ändern . Zuers t hie ß e r mic h diese s Zimme r baue n und diese n Fußbode n z u machen . Dan n lie ß e r mic h ander e Kleide r trage n und au f eine r Matratz e stat t au f eine r Strohmatt e schlafen . E r sagte , ic h solle Schuh e trage n un d eine n Schran k volle r Kleide r anschaffen . E r zwang mich , Hundert e Meile n z u wandern , un d e r lehrt e mic h schweigen . Ich lernt e seh r schnell . Auc h lie ß e r mic h ohn e jed e Begründun g die seltsamste n Ding e tun.
Eine s Tages , al s wi r be i ih m z u Haus e i n de n Berge n waren , hört e ich zu m erstenma l de n Wind . E r ka m direk t i n meine n Uterus . Ic h la g auf eine m flac h e n Stein , un d de r Win d wirbelt e u m mic h her . A m gleiche n Tag hatt e ic h ih n scho n durc h di e Büsch e wirbel n sehen , abe r jetz t ka m e r über mic h un d blie b be i mir . E s fühlt e sic h an , al s se i ei n Voge l au f meinem Bauc h gelandet . De r Nagua l hatt e mi r befohlen , a ll e Kleide r auszuziehen. Ic h wa r splitternackt , abe r ic h fro r nicht , den n de r Win d wärmt e mich.«
»Hatte n Si e Angst , Don a Soledad? «
»Angst ? Ic h wa r wi e versteinert . Der Win d wa r lebendig ; e r leckt e mic h vo m Kop f bi s z u de n Zehenspitzen. Un d dan n kroc h e r i n meine n Körper . Ic h wa r wi e ei n Ballon , un d der Win d ka m au s meine n Ohre n un d au s meine m Mun d un d au s anderen Öffnunge n – ic h will’ s ga r nich t sagen . Ic h dachte , jetz t mu ß ic h sterben, un d ic h wär e davongelaufen , hätt e de r Nagua l mic h nich t dor t au f dem S tei n festgehalten . E r flüstert e mi r in s Oh r un d beruhigt e mich . Ic h verhielt mic h gan z stil l un d lie ß de n Win d mi t mi r machen , wa s e r wollte . Und dan n sagt e e r mir , wa s ic h tu n sollte.«
»Tu n – womit?«
»Mi t meine m Leben , mi t meine n Sachen , meine m Zimmer , me i nem Gefühl . Da s wurd e mi r nich t gleic h klar . Zuers t dacht e ich , da ß ic h e s sei, di e die s dachte . S o geh t e s un s allen , sagt e de r Nagual . Abe r wen n wi r ganz stil l sind , erkenne n wir , da ß etwa s andere s un s dies e Ding e sagt. «
»Hörten Si e ein e Stimme?«
»Nein , de r Win d beweg t sic h i m Körpe r eine r Frau . Da s ist , wei l wir Fraue n eine n Uteru s haben , sagt e de r Nagual . Sobal d de r Win d drinne n im Uteru s ist , nimm t e r dic h einfac h a n un d sag t di r alles . J e ruhige r und entspannte r di e Fra u ist , dest o besse r is t da s Res u ltat . Ma n könnt e sagen, di e Fra u stell t gan z plötzlic h fest , da ß si e Ding e tut , vo n dene n si e vorher kein e Ahnun g hatte . Vo n diese m Ta g a n ka m de r Win d imme r wiede r zu mir . E r sprac h z u mi r i n meine m Uteru s un d sagt e mi r alles , wa s ic h wissen wollte . De r N agua l hatt e vo n Anfan g a n gewußt , da ß ic h de r Nordwind bin . Ander e Wind e spreche n niemal s au f dies e Weis e z u mir , un d doch hab e ic h gelernt , si e z u unterscheiden. «
»Wi e viel e Arte n vo n Winde n gibt e s denn? «
»E s gib t vie r Winde , wi e e s vie r Himmelsrichtung e n gibt . Das gil t natürlic h fü r di e Zaubere r un d fü r das , wa s di e Zaubere r tun . Vie r ist fü r si e ein e Zah l de r Kraft . De r erst e Win d is t di e Brise , de r Morgen . Er bring t Hoffnun g un d Licht ; e r is t de r Herol d de s Tages . E r komm t un d geht un d schlüpf t überal l hin . Manchma l is t e r sanf t un d unmerklich ; ein anderma l is t e r aufdringlich . Ei n weitere r Win d is t de r stark e Wind ; er kan n hei ß ode r kal t sein , ode
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