Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft
Neugie r getrieben . Ic h ba t sie , mi r z u erklären , wa s si e mi t dieser Andeutun g meinte . »Sein e Berührun g ha t di e Mensche n verändert« , sagte sie . »D u weiß t es . E r ha t auc h deine n Körpe r verwandelt . Wa s dic h betrifft, s o wußtes t d u nich t ein mal , da ß e r da s tat . Abe r e r bemächtigt e sic h deines frühere n Körpers . E r ha t irgen d etwa s hineingetan . S o ha t e r e s auc h bei mi r gemacht . E r lie ß irgen d etwa s i n mi r zurück , un d diese s Etwas übernah m di e Führung . S o wa s kan n nu r ei n Teufe l tun . Jetz t bi n ic h der Nordwind , un d ic h fürcht e nicht s un d niemand . Abe r bevo r e r mich verwandelte , wa r ic h ein e schwache , hilfslos e alt e Frau , di e scho n be i der bloße n Erwähnun g seine s Namen s i n Ohnmach t fiel . Pablit o konnt e mir natürlic h auc h nich t helfen , wei l e r se l bs t de n Nagua l meh r fürchtet e als de n Tod.
Eine s Tage s besuchte n de r Nagua l un d Genar o mich , al s ic h allei n im Hau s war . Ic h hört e si e wi e Puma s u m di e Tü r schleichen . Ic h bekreuzigte mich ; fü r mic h ware n si e zwe i Dämonen , abe r ic h gin g trotzde m hinaus un d fragt e sie , wa s ic h fü r si e tu n könne . Si e ware n hungrig , un d ic h war froh , da ß ic h ihne n etwa s z u esse n mache n durfte . Ic h hatt e zwe i stabile Schüsseln , di e au s ausgeschnittene n Kalebasse n gemach t waren , un d ich ga b jede m de r Männe r ein e Schüsse l Suppe . De r Nagua l mocht e da s Essen anscheinen d nicht . E r wollt e kein e Nahrun g z u sic h nehmen , di e vo n einer s o schwache n Fra u zubereite t war , daru m fingiert e e r ein e ungeschickte Bewegun g un d stie ß mi t de m Ar m di e Schüsse l vo m Tisch . Abe r statt umzukippe n un d ih r e n Inhal t übe r de n Bode n z u ergießen , glit t die Schüsse l mi t de m Schwung , de n de r Nagua l ih r gegebe n hatte , vo m Tisch un d fie l au f meine n Fuß , ohn e da ß ei n Tropfe n verschütte t wurde. Wirklich , di e Schüsse l landet e au f meine m Fu ß un d blie b dor t i n der Schwe be , bi s ic h mic h bückt e un d si e aufhob . Ic h stellt e si e vo r ih n au f den Tisc h un d sagt e z u ihm , da ß ic h zwa r ein e schwach e Fra u se i un d da ß ich mic h imme r vo r ih m gefürchte t hätte , da ß abe r mei n Esse n ei n gutes Gefüh l habe.
Vo n diese m Momen t a n wa r de r Na g ua l mi r gegenübe r wie umgewandelt . De r Umstand , da ß di e Suppenschüsse l au f meine n Fuß gefalle n war , ohn e da ß ei n Tropfe n verschütte t wurde , bewie s ihm , da ß die Kraf t mic h ausersehe n hatte . Damal s wußt e ic h da s noc h nicht , un d ich glaubte , e r hätt e sei n Ver halte n mi r gegenübe r geändert , wei l e r sich schämte , mei n Esse n zurückgewiese n z u haben . Ic h macht e mi r übe r seine verwandelt e Haltun g nich t viel e Gedanken . Ic h wa r noc h imme r wie versteiner t un d konnt e ih m nich t einma l i n di e Auge n sehen . E r abe r wurde im me r aufmerksamer . E r bracht e mi r soga r Geschenk e mit : eine n Schal, ei n Kleid , eine n Kam m un d ander e Dinge . Da s wa r mi r furchtba r peinlich. Ic h schämt e mich , wei l ic h meinte , e r se i ei n Mann , de r mic h al s Frau begehrte . De r Nagua l hatt e doc h jung e Mädchen . Wa s wollt e e r als o von eine r alte n Fra u wi e mir ? Zuers t wollt e ic h di e Sache n nich t anziehen , ja, ic h wagt e nich t einmal , sein e Geschenk e anzusehen , abe r Pablit o drängte mich , un d d a began n ich , si e z u tragen . Trotzde m fürchtet e ic h mic h immer meh r vo r ih m un d wollt e nich t mi t ih m allei n sein . Ic h wußte , diese r Mann wa r ei n Teufel . Ic h wußte , wa s e r mi t seine r Fra u gemach t hatte.«
Ic h mußt e si e unterbrechen . Ic h sagt e ihr , ic h hätt e ni e gewußt , da ß e s in Do n Juan s Lebe n ein e Fra u gab . »D u weißt , we n ic h me i ne« , sagt e sie.
»Glaube n Si e mir , Don a Soledad , ic h wei ß nichts. «
»Mac h mi r nicht s vor. D u weiß t genau , ic h sprech e vo n l a Gorda.«
Di e einzig e l a Gorda , di e ic h kannte , wa r Pablito s Schwester , ein ungeheue r fette s Mädchen , da s de n Spitzname n Gorda , >di e D i cke< , trug. Obwoh l ni e darübe r gerede t wurde , hatt e ic h imme r da s Gefüh l gehabt , daß si e nich t wirklic h Don a Soledad s Tochte r war . Ic h wollt e si e abe r nicht weite r ausfragen . Plötzlic h erinnert e ic h mich , da ß da s fett e Mädche n eines
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