Don Juan 05 - Der zweite Ring der Kraft
wa r m ei n Freun d - abe r eine s Tage s wa r e r von Kräften , übe r di e ic h nicht s vermochte , hinweggeführ t worden . Die s war vielleich t eine r de r schwerste n Schläge , di e ic h i m Lebe n erhalte n hatte.
Ic h hatt e soga r Do n Jua n aufgesuch t un d ih n u m Hilf e gebeten . Die s war da s einzig e Mal , d a ic h ih n direk t u m Hilf e bat . E r hört e mic h a n un d brach dan n i n dröhnende s Gelächte r aus . Dies e Reaktio n ka m fü r mic h so unerwartet , da ß ic h nich t einma l bös e werde n konnte . Ic h macht e lediglich ein e Bemerkun g übe r seine , wi e ic h glau b te , mangelnd e Sensibilität . »Was erwartes t d u den n vo n mir? « fragt e er . Darau f erwidert e ich , da ß e r als Zaubere r mi r vielleich t helfe n könne , meine n kleine n Freund zurückzuhole n - u m mic h z u trösten.
»D u irrs t dich . Eine m Kriege r komm t e s nich t darau f an , getröste t zu werden« , sagt e e r i n eine m Ton , de r kein e Widerred e duldete . Un d dann began n e r mein e Argument e z u zerpflücken . E r sagte , da ß ei n Kriege r nie etwa s de m Zufal l überlasse n dürfe , da ß ei n Kriege r de n Gan g der Ereigniss e durc h di e Kraf t seine s B e wußtsein s un d seine r unbeugsamen Absich t beeinflusse n könne . Hätt e ic h di e unbeugsam e Absich t gehabt, diese s Kin d z u behalte n un d ih m z u helfen , s o sagt e er , dan n hätt e ic h die geeignete n Schritt e unternomme n un d dafü r gesorgt , da ß e r be i mi r blieb. Abe r s o wi e di e Ding e lagen , sagt e er , se i mein e Lieb e nu r ei n Wort , ein nutzlose r Gefühlsausbruc h eine s leere n Menschen . Un d dan n erzählt e er mi r etwa s übe r Leer e un d Vollständigkeit ; ic h abe r wollt e nicht s davon hören . Ic h empfan d nicht s al s meine n schmerzlic h e n Verlust , un d die Leere , vo n de r e r sprach , bezo g sich , wi e ic h meinte , au f da s Gefühl, jemande n unwiederbringlic h verlore n z u haben.
»D u has t ih n geliebt , d u has t seine n Geis t geehrt , d u wünschtes t ihm Gutes , un d jetz t muß t d u ih n vergessen« , sagt e er . Da s abe r konnt e ich nicht . Mein e Gefühle , auc h wen n di e Zei t si e abgeschwäch t hatte , waren noc h imme r schmerzhaf t lebendig . Irgendwan n glaubt e ic h schon , ic h hätte ih n vergessen , abe r ei n Erlebnis , da s ic h eine s Abend s hatte , löst e in meine n Gefühle n de n t iefste n Aufruh r aus . Damal s wa r ic h gerade unterweg s i n mei n Büro , al s ein e jung e Mexikaneri n mi r i n de n We g trat. Si e hatt e au f eine r Ban k gesesse n un d au f de n Bu s gewartet . Jetz t fragte sie , o b diese r Bu s z u eine r bestimmte n Kinderklini k fuhr . Ic h wußt e es nicht . Wi e si e mi r erklärte , lit t ih r kleine r Soh n sei t lange m a n Fieber , und si e macht e sic h Sorgen , wei l si e kei n Gel d fü r de n Arz t hatte . Ic h tra t näher un d schaut e de n kleine n Junge n an . E r stan d au f de r Ban k un d hiel t sich mi t de n Hände n a n de r Le h n e fest . E r tru g ei n Jäckchen , kurz e Hose n und ein e Mütze . K r wa r bestimm t nich t älte r al s zwe i Jahre . E r hatt e mic h wohl gesehen , den n e r ka m zu m End e de r Ban k getrippel t un d schmiegt e seinen Kop f gege n mei n Bein . »Köpfche n tu t weh« , sagt e e r au f Spanisc h z u mir. E r hatt e ei n s o winzige s Stimmche n un d blickt e s o trauri g au s seinen schwarze n Augen , da ß ei n unbezähmbare r Schmer z i n mi r aufstieg . Ich nah m ih n i n di e Anne , un d dan n fuh r ic h ih n un d sein e Mutte r in s nächste Krankenhaus . Dor t setzt e ic h si e a b u n d ga b de r Mutte r genügen d Geld , um di e Arztrechnun g z u bezahlen . Abe r ic h wollt e nich t bleiben , ic h wollte nich t meh r übe r de n Kleine n erfahren . Ic h wollt e glauben , da ß ic h ihm geholfe n hatt e un d da ß ic h dami t etwa s a n de n Menschengeist zurückgezahl t hatt e.
Di e magisch e Handlun g de s >Zurückzahlen s a n de n Menschengeist< hatt e ic h vo n Do n Jua n gelernt . Einma l - überwältig t durc h di e Einsicht, da ß ic h ni e wiede r a n ih m würd e gutmache n können , wa s e r alle s fü r mich geta n hatt e - fragt e ic h ihn , o b e s irgen d et wa s au f de r Wel t gäbe , da s ich tu n könnte , u m mein e Schul d abzutragen . Wi r kame n gerad e au s der Schalterhall e eine r Bank , w o ic h mexikanische s Gel d eingewechsel t hatte.
»D u brauchs t mi r nicht s zurückzuzahlen« , sagt e er , »abe r wen n d
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