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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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seine Neigung zu bezähmen, so wollte er sich der Mittel berauben, die ihn großmütig und gastfrei machten, das heißt, seines Vermögens, ohne welches selbst ein Alexander sparsam werden muß; daher rief er uns eines Tages alle drei in sein Gemach und hielt uns eine Rede, ungefähr mit diesen Worten: ›Kinder, um euch zu sagen, daß ich euch wohl will, ist es genug, zu sagen, daß ihr meine Kinder seid, und um zu verstehen, daß ich euch übel will, ist es genug, zu wissen, daß es nicht in meiner Gewalt steht, euer Vermögen gut zu verwalten; damit ihr aber jetzt und in Zukunft einseht, daß ich euch wie ein Vater liebe, und nicht wie ein Stiefvater euch schaden mag, will ich etwas mit euch unternehmen, das ich mir schon seit lange ersonnen und reiflich erwogen habe. Ihr seid schon in dem Alter, eine Bestimmung zu haben, oder euch wenigstens ein Gewerbe zu erwählen, das euch, wenn ihr älter seid, Ehre und Vorteil bringt; und was ich mir also ausgesonnen habe, ist, mein Vermögen in vier Teile zu teilen, drei davon will ich euch geben, jedem genau so viel als dem anderen, und mit dem vierten Teile will ich leben und meine Tage damit fortbringen, die mir der Himmel noch gönnt; ich wünsche aber, daß, wenn ein jeder seinen Teil des Vermögens im Besitze hat, er auch einen von den Wegen betreten möchte, die ich ihm vorschlagen will. Man hat ein spanisches Sprichwort, das mir sehr wahr scheint, wie es denn alle sind, weil sie kurze Sentenzen enthalten, die aus einer langen und verständigen Erfahrung geschöpft sind, und dasjenige, welches ich meine, heißt: Kirche oder Meer, oder Königshaus wähl’! womit man gleichsam hat ausdrücken wollen: wer Ansehen oder Reichtum gewinnen will, der folge entweder der Kirche oder gehe als Kaufmann zu Schiffe, oder suche im Palast des Königs Dienst; denn man pflegt zu sagen: die Brosamen, die der König gibt, sind mehr, als wenn dir ein anderer Brot gibt. Ich sage dieses, weil es mein Wunsch und Wille ist, daß einer von euch sich den Wissenschaften widme, ein zweiter der Handlung und der dritte dem Könige im Kriege diene; denn es ist schwierig, zu Diensten des Palastes zugelassen zu werden, und der Krieg gibt zwar keine großen Schätze, verleiht aber Tapferkeit und Ruhm. In acht Tagen will ich einem jeden von euch seinen Anteil in barem Gelde geben, ohne ihm einen Pfennig zurückzuhalten, wie ihr es in der Ausführung sehen werdet. Jetzt sagt, ob ihr gesonnen seid, den Vorschlag, den ich euch getan habe, anzunehmen.‹ Er verlangte von mir als dem ältesten, daß ich ihm zuerst antworten sollte; ich bat ihn hierauf, sich seines Vermögens nicht zu entäußern, sondern daß er ausgeben solle, soviel es ihm nur gelüste, wir wären junge Leute und könnten uns selber forthelfen, doch bestand er darauf, nach seinem Gefallen zu handeln, worauf ich das meinige erklärte, den Waffen zu folgen, um Gott und meinem Könige zu dienen. Der zweite sagte das nämliche und nahm sich vor, nach Indien zu gehen und soviel er habe, dorthin mitzunehmen. Der jüngste, und wie ich glaube auch der klügste, sagte, daß er der Kirche folgen wolle, oder seine angefangenen Studien zu Salamanka vollenden. Wie wir darüber einig waren und sich jeder seinen künftigen Stand erwählt hatte, umarmte uns mein Vater alle drei und vollbrachte das auch wirklich in derselben kurzen Zeit, wie er gesagt hatte; er gab jedem seinen Teil (und soviel ich mich erinnern kann, fielen auf jeden dreitausend Dukaten in barem Gelde, denn ein Oheim kaufte unser Eigentum an sich und zahlte alles aus, damit es nicht aus der Familie komme); wir nahmen hierauf alle drei an demselben Tage von unserem braven Vater Abschied; doch schien es mir unmenschlich, daß er in seinem Alter mit so geringem Vermögen leben sollte, deshalb bewog ich ihn dahin, daß er von meinen dreitausenden zweitausend Dukaten annahm, weil mir der Rest hinreichend war, mich mit allem auszurüsten, was ich als Soldat brauchte. Meine beiden Brüder, durch mein Beispiel bewogen, gaben ihm jeder tausend Dukaten, so daß meinem Vater viertausend Dukaten in barem Gelde blieben, und außerdem noch dreitausend, denn so viel schien das Gut wert zu sein, welches auf seinen Anteil fiel, und welches er nicht verkaufen, sondern in Wirklichkeit besitzen wollte.
    Wir nahmen hierauf, wie gesagt, auch von unserem Oheim Abschied, wir waren sehr gerührt und vergossen häufige Tränen, sie trugen uns auf, ihnen mit jeder Gelegenheit von unserem Glücke oder Unglücke

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