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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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überblicken sind. Alles dieses ist aber bei den Gelehrten ganz anders, denn zur Notdurft haben sie das, was sie brauchen; so daß, wie die Beschwer des Soldaten bei weitem größer, seine Belohnung ungleich geringer ist. Hierauf aber kann man antworten, daß es viel leichter sei, zweitausend Gelehrte zu belohnen, als dreißigtausend Soldaten, denn jenen werden Ämter gegeben, die für sie eingerichtet sind, und die nur Gelehrte verwalten können, diese aber können nicht anders, als durch das eigene Vermögen des Herrn belohnt werden, dem sie dienen, und diese Unmöglichkeit bestätigt meine obige Behauptung. Wir wollen dieses aber übergehen, denn es ist ein Labyrinth, aus dem man nur schwer einen Ausgang findet, sondern uns nun wieder zu den Vorzügen wenden, die die Waffen vor den Wissenschaften haben, ein Gegenstand, den wir jetzt nach den Gründen untersuchen müssen, die beide für sich anführen können. Hierauf sagen nun die Wissenschaften, daß ohne sie die Waffen sich nicht erhalten könnten, denn auch der Krieg habe seine Gesetze und sei ihnen unterworfen, die Gesetze aber rühren von denen her, die Gelehrte sind. Hierauf antworten die Waffen, daß die Gesetze sich ohne sie nicht erhalten können, denn mit den Waffen werden die Staaten verteidigt, die Reiche aufrecht gehalten, die Städte bewacht, die Wege gesichert, das Meer von den Räubern gereinigt, kurz, wenn sie nicht wären, so wären Staaten, Reiche, Monarchien, Städte, die Wege zu Lande wie zu Wasser dem Sturme und aller Verwirrung unterworfen, die der Krieg mit sich führt, wenn er regiert und mit aller Kraft und voller Freiheit herrscht. Es ist auch eine ausgemachte Wahrheit, daß das, was am meisten kostet, auch am höchsten geschätzt werden müsse. Um in den Wissenschaften groß zu sein, kostet es Zeit, Nachtwachen, Hunger, Blöße, Anstrengung des Kopfes, Verdorbensein des Magens, nebst anderen Dingen, die damit zusammenhängen, die ich zum Teil schon berührt habe. Aber um ein guter Soldat zu werden, kostet es alles das, was beim Studierenden in Betracht kommt, und in einem so viel höheren Grade, daß man es gar nicht in Vergleich bringen darf, denn in jedem Augenblicke kommt es darauf an, daß es ihn sein Leben kostet. Und welche Bedrängnis der Armut und Dürftigkeit, die dem Studierenden zusetzen, ist doch mit dem zu vergleichen, was ein Soldat zu fürchten hat, der sich in einer Feste eingeschlossen befindet, auf seinem Posten steht, oder ein Ravelin bewacht, oder eine Schanze, und nun fühlt, daß die Feinde die Gegend bis zu ihm unterminieren, und er sich doch durchaus nicht entfernen, noch der Gefahr entfliehen darf, die ihn so nahe bedroht? Alles, was er tun kann, ist, daß er seinem Kapitän von dem, was geschieht, Nachricht gibt, damit eine Kontermine angelegt werde, indes er in der Erwartung und Furcht dastehen muß, daß er plötzlich in die Wolken ohne Flügel hinaufgeht, und zum Abgrunde ohne seinen Willen hinunterstürzt. Und wenn dies nur eine kleine Gefahr zu sein scheint, so betrachte man, ob diejenige ihr gleichkommt, oder sie vielleicht übertrifft, wenn zwei Galeeren mit den Vorderteilen in der Mitte des unendlichen Meeres aufeinanderstoßen. Nun sind sie geentert und aneinander geklammert, und der Soldat ist nur zwei Fuß weit vom Eisenhaken entfernt, und dennoch, ob er gleich vor sich so viele dräuende Diener des Todes gewahr wird, als Kanonen auf der gegenüberstehenden Seite sind, die nur eine Lanzenlänge von seinem Körper entfernt stehen, und er merkt, daß er beim ersten fahrlässigen Tritte die tiefen Fluten des Neptunus besuchen muß, stellt er sich dennoch, unerschrockenen Herzens, von der Ehre beseelt und angetrieben, zum Ziel der mannigfaltigen Geschütze hin, mit dem Vorsatze, auf einem so kleinen Raume in das feindliche Schiff zu dringen. Und was am meisten zu bewundern ist, kaum ist einer niedergestürzt, von wo er nicht bis zum Ende der Welt aufstehen kann, als ein anderer schon die nämliche Stelle einnimmt, und wenn dieser nun auch in das Meer fällt, das wie ein Feind ihn erwartet, so folgt ihm ein anderer und wieder ein anderer, ohne der Zeit in ihren Ermordungen Zeit zu lassen; der höchste Mut und die größte Verwegenheit, die nur in allen Verrichtungen des Krieges zu finden ist. Gesegnet seien die glücklichen Zeitalter, die noch die furchtbare Wut jener verruchten Maschinen der Artillerie nicht kannten, deren Erfinder gewiß in der Hölle die Belohnung für seine teuflische Erfindung

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