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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Narvaez, daß diese oft erwähnte schöne Xarifa zur Stunde die süße Dulcinea von Toboso genannt wird, um derentwillen ich tue, getan und tun will die berühmtesten Rittertaten, die die Welt je gesehen, sieht und sehen wird!« Der Bauer antwortete hierauf: »Sehen doch nur der gnädige Herr, daß ich, bei meiner armen Seele, nicht Don Rodrigo de Narvaez bin, auch nicht der Marques von Mantua, sondern Petro Alonzo, Euer Nachbar, so seid Ihr auch nicht Balduin und Abindarraez, sondern der ehrenfeste Herr Quixada.« – »Ich weiß, wer ich bin«, antwortete Don Quixote, »und weiß auch, daß ich nicht nur was ich sagte sein kann, sondern auch alle zwölf Pairs von Frankreich und noch dazu alle neun Helden; denn alle ihre Taten, die sie alle zusammen und jeder einzeln für sich getan haben, vergleichen sich nicht mit den meinigen.«
    Unter diesen und ähnlichen Gesprächen kamen sie gegen Abend an das Dorf, aber der Bauer wartete, bis es finster würde, damit man nicht den zerschlagenen Edlen als einen so üblen Ritter sehen mochte. Als ihn nun die Zeit günstig deuchte, zog er in das Dorf hinein und nach Don Quixotes Wohnung, wo alles in Verwirrung war. Der Pfarrer und der Barbier des Ortes, die Don Quixotes gute Freunde waren, befanden sich dort, und die Haushälterin sagte eben mit lauter Stimme: »Was sagt nun Eure Ehrwürden, Herr Lizentiat Pedro Perez (so hieß der Pfarrer), zu meines Herrn Unglück? Seit sechs Tagen ist er nicht zu sehen, nicht sein Pferd, nicht die Lanze und Schild, nicht die Waffen! Ich will nicht gesund hier stehen, wenn ich es nicht weiß und es ist ebenso wahr, wie geboren werden, um zu sterben, daß ihm seine verfluchten Ritterbücher, die er immer las, den Verstand verrückt haben! Ich erinnere mich jetzt, daß ich ihn oft habe sagen hören, wenn er für sich sprach, daß er irrender Ritter werden möchte und ausziehen, um in der ganzen Welt Abenteuer aufzusuchen. Hole doch Satan und Barrabas alle dergleichen Bücher! Denn sie haben den feinsten Kopf in der ganzen la Mancha um seinen Verstand gebracht.«
    Die Nichte sagte das nämliche und fügte noch hinzu: »Wißt, Meister Nicolas (denn so hieß der Barbier), daß mein Herr Oheim, wenn er manchmal in diesen unmenschlichen Unglücksbüchern zwei Nächte und zwei Tage las, am Ende das Buch wegwarf, den Degen nahm und auf die Mauer losschlug, wenn er dann ermüdet war, sagte er, er habe vier Riesen, so groß wie die Türme, umgebracht, der Schweiß, den er von der Anstrengung vergoß, behauptete er, sei Blut von den Wunden, die er in der Schlacht empfangen habe; dann trank er schnell einen großen Becher kaltes Wasser aus und war gesund und ruhig, wobei er sagte, daß das Wasser ein köstliches Getränk sei, das ihm der weise Esquife, ein großer Zauberer und sein Freund, gebracht habe. Ich gebe mir aber von allem die Schuld, daß ich Euch nicht von den Torheiten meines Herrn Oheims unterrichtet habe, damit wir vorher dazu getan hätten, ehe er das geworden ist, was er jetzt ist, so hätte man all die vielen heidnischen Bücher verbrannt, die es wahrhaftig ebensowohl als Ketzer verdienen.«
    »Das sage ich auch«, sagte der Pfarrer, »und wahrlich! morgen soll die Sonne nicht untergehen, ehe wir sie verurteilt und zum Feuer verdammt haben, damit sie nicht jemand anderes verführen, sie zu lesen, und es ihm dann so ergeht, wie es meinem guten Freunde ergangen sein muß.«
    Alles dieses hörten der Bauer und Don Quixote mit an, und der Bauer begriff daraus völlig die Krankheit seines Nachbars; er rief nun mit lauter Stimme: »Man geruhe dem Herrn Balduin aufzumachen und dem Herrn Marques von Mantua, der schwer verwundet ankommt, ebenso dem Herrn Mohren Abindarraez, den der Kommandant von Antequera, der tapfere Rodrigo de Narvaez, gefangenführt.«
    Bei diesen Worten liefen sie alle hinaus, und wie nun die beiden ihren Freund, die anderen ihren Herrn und Oheim erkannten, der noch nicht von seinem Tiere abgestiegen war, weil er nicht konnte, wollten ihn alle umarmen. Er aber sagte: »Bleibt alle zurück, denn ich komme durch Schuld meines Pferdes schwer verwundet an; bringt mich zu Bett und ruft, wenn es möglich ist, die weise Urganda, daß sie meine Wunden heile und untersuche.«
    »Nun da haben wir’s ja«, sagte die Haushälterin, »mein Herz sagte es mir wohl, wo meinen Herrn der Schuh drückte, wir wollen Euch mit Gottes Hilfe, gnädiger Herr, selber schon heilen, ohne daß die Urganda dazu komme. Verflucht und noch hundertmal, und

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