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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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ihren Weg fort und hatten noch viel von dem armen Geprügelten zu sprechen. Als dieser sich allein sah, versuchte er es von neuem, sich aufzuheben; aber da es ihm unmöglich fiel, als er gesund und wacker war, wie konnte er es jetzt, so zermahlen und zerprügelt ausrichten? Dabei aber pries er sich doch glücklich, denn er hielt dies für ein Unglück, das nur den irrenden Rittern eigentümlich sei, wobei er alle Schuld auf sein Pferd schob. Er konnte sich aber durchaus nicht aufheben, denn er war am ganzen Körper zerschlagen.

5. Kapitel

    Fährt fort von dem Unfalle unseres Ritters zu erzählen.
    Da er sich nun gar nicht bewegen konnte, so verfiel er endlich auf sein gewöhnliches Mittel, nämlich an irgendeine Stelle in seinen Büchern zu denken. Sein Zorn brachte ihm eine vom Balduin ins Gedächtnis und vom Marquese von Mantua, als Carlot den Balduin verwundet im Gebirge ließ. Diese Geschichte kennen die Kinder, die Jugend weiß sie, die Alten rühmen und glauben sie, und sie ist auch außerdem so wahrhaftig, als die Wunderwerke Mahomets es sind. Dieser Umstand schien ihm auf seine Lage am meisten passend zu sein, er wälzte sich daher mit dem Ausdruck eines großen Schmerzes auf der Erde herum und sagte mit schwacher Stimme alles, was der verwundete Ritter im Walde sagt:
Wie kommt es doch, Gebiet’rin mein
Daß dich mein Leid nicht schmerzt?
Du magst wohl ohne Kunde sein,
O’r hast die Treu’ verscherzt.
    So fuhr er in der Romanze bis zu den Versen fort:
O du Marques von Mantua fein,
Mein Ohm, verwandtes Herz!
    Es traf sich, daß bei diesen Versen ein Bauer aus seinem Dorfe und sein Nachbar vorüberging, der einen Sack Korn zur Mühle gebracht hatte. Als dieser einen Mann auf dem Boden liegen sah, ging er zu ihm hin und fragte ihn, wer er sei und was ihm fehle, daß er sich so überaus betrübt anstelle. Don Quixote glaubte fest, daß dieser der Marques von Mantua, sein Ohm sei und antwortete also nichts weiteres, als daß er in der Romanze fortfuhr, in der er sein Unglück und die Liebe des Kaisersohnes zu seinem Gemahl vortrug, ganz so, wie es die Romanze besingt. Der Bauer stand verwundert da, als er dergleichen Unsinn hörte. Er machte das Visier los, das von den Schlägen in Stücke gegangen war, und reinigte ihm dann das Gesicht, das voll Staub lag. Er hatte ihn kaum gesäubert, als er ihn erkannte und ausrief: »Ei Herr Quixada! (dies war also sein Name, als er bei Verstande war und sich aus einem friedliebenden Edelmanne noch nicht in einen irrenden Ritter verwandelt hatte) wer hat Euer Gnaden denn so zugerichtet?« – Jener aber fuhr immer fort, auf alle Fragen mit der Romanze zu antworten.
    Da dies der gute Mann sah, machte er ihm, so gut er es konnte, Brust und Rücken frei, um nachzusehen, ob er verwundet sei, aber er fand weder Blut noch eine Verletzung. Er bestrebte sich, ihn vom Boden aufzuheben, und mit vieler Mühe brachte er ihn auf seinen Esel, weil er dies für die bequemere Art von Reiten hielt. Die Waffen suchte er bis auf die Stücke der Lanze zusammen und band sie auf den Rosinante, den er beim Zügel faßte, seinen Esel aber an einem Stricke führte und so den Weg nach seinem Dorfe antrat, sehr nachdenklich über den Unsinn, den er Don Quixote sagen hörte. Übler noch befand sich Don Quixote, der sich zerschlagen und gequetscht kaum auf dem Lasttiere halten konnte und dann und wann einige Seufzer gen Himmel schickte, so daß der Bauer dadurch von neuem bewogen wurde, ihn zu fragen, was ihm fehle. Es schien, daß der Satan ihm alle Geschichten ins Gedächtnis brachte, die auf seinen Zustand paßten, denn nun vergaß er den Balduin und erinnerte sich des Mohren Abindarraez, den der Kommandant von Antequera, Rodrigo de Narvaez, fing und als Gefangenen nach seiner Festung führte. Als ihn der Bauer also von neuem fragte, was ihm sei und wo es ihm weh tue, antwortete er ihm mit den nämlichen Redensarten, die der gefangene Abenzerrage gegen Rodrigo de Narvaez führte, gerade so, wie er die Geschichte in der Diana des Georg de Montemayor gelesen hatte, wo sie erzählt wird. Er gebrauchte sie so zu seinem Besten, daß der Bauer des Teufels werden wollte, so ein Gewebe von Albernheiten anhören zu müssen. Er merkte aber daraus, daß sein Nachbar närrisch sei, und eilte behende nach dem Dorfe zu, um nur des Verdrusses loszuwerden, den ihm Don Quixote mit seiner weitläufigen Geschichte erregte. Am Schluß derselben sagte dieser: »Wissen demnach mein gnädiger Herr Don Rodrigo de

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