Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
noch tausendmal verflucht mögen die Ritterbücher sein, die Euer Gnaden so zugerichtet haben.«
    Sie brachten ihn sogleich zu Bette, um seine Wunden zu untersuchen, da sie aber keine fanden, sagte er, daß er ganz zerquetscht sei, weil er mit seinem Rosse Rosinante einen schweren Fall getan, in Bekämpfung von zehn Riesen, den ungeheuersten und wildesten, die man wohl auf einem großen Teile der Erde finden könne. – »Ha ha!« sagte der Pfarrer, »müssen die Riesen an den Tanz? Bei meiner Seele, morgen vor Abend sollt ihr alle verbrannt sein.«
    Sie taten tausend Fragen an Don Quixote, aber er antwortete auf alle nichts weiter, als man möchte ihm zu essen geben und ihn schlafen lassen, welches ihm das Nötigste sei. Dies geschah auch, und der Pfarrer erkundigte sich bei dem Bauer umständlicher, auf welche Art er Don Quixote gefunden habe. Dieser erzählte alle Tollheiten, die jener auf der Erde liegend und unterwegs gesprochen habe, welches den Lizentiaten in seinem Vorsatze bestärkte, der am folgenden Tage sogleich seinen Freund, Meister Nicolas den Barbier, abrief, mit dem er sich nach der Wohnung Don Quixotes begab.

6. Kapitel

    Lustiger und feierlicher Gerichtstag, den der Pfarrer und Barbier im Büchersaale unseres scharfsinnigen Edlen hielten.
    Er war immer noch im Schlafe, als der Pfarrer sich von der Nichte die Schlüssel zu dem Zimmer geben ließ, in welchem sich die verurteilten Bücher befanden. Sie gab ihn sehr gern, und alle gingen hinein, auch die Haushälterin. Im Zimmer standen mehr als hundert Autoren in Folio, die gut eingebunden waren, und außerdem noch mehrere in kleinerer Figur. Sowie die Haushälterin sie erblickte, ging sie eilig aus der Stube, kam aber sogleich mit einer Schale Weihwasser und einer Rute zurück, indem sie sagte: »Da, nehmt hin, Herr Lizentiat, besprengt die Stube, damit nicht einer von den vielen Zauberern, die in diesen Büchern stecken, uns bezaubern möge, weil wir ihnen jetzt zu nahe tun und sie aus der Welt schaffen wollen.«
    Der Lizentiat lachte über die Einfalt der Haushälterin und befahl dem Barbier, daß er ihm ein Buch nach dem anderen reichen solle, um sie anzusehen, weil sich vielleicht einige finden möchten, die die Feuerstrafe nicht verdienten. »Nein«, sagte die Nichte, »es muß nicht einem einzigen vergeben werden, denn sie sind alle Verbrecher; es wäre am besten, sie durch die Fenster in den Hof zu schmeißen, sie da auf einen Haufen zu packen und Feuer daran zu legen; oder man könnte sie auch in den Hinterhof bringen; und da den Scheiterhaufen errichten, weil uns dann der Rauch nicht beschwerlich fiele.«
    Dasselbe sagte die Haushälterin, so große Eile hatten sie, diese Unschuldigen ums Leben zu bringen; aber der Pfarrer gab ihnen nicht nach, sondern er bestand darauf, vorerst die Titel zu lesen.
    Das erste, was ihm Meister Nicolas reichte, waren die vier Bücher des Amadis von Gallia. Der Pfarrer sagte: »Hierin scheint das Geheimnis zu liegen, denn sowie man mir gesagt hat, war dieses Buch das erste von Ritterschaftssachen, das in Spanien gedruckt wurde, und daß alle übrigen ihm ihren Ursprung und ihr Entstehen zu danken haben, darum muß man es auch als den Stifter einer so verderblichen Sekte ansehen und ohne Gnade zum Feuer verdammen!«
    »Nein, mein Herr«, sagte der Barbier, »denn man hat mir auch gesagt, daß dies Buch das beste von allen in dieser Gattung sei, und darum könnte man ihm wohl als den einzigen seiner Gilde vergeben.«
    »Das ist wahr«, sagte der Pfarrer, »und aus diesem Grunde sei ihm das Leben für jetzt geschenkt. Wir wollen das andere sehen, das daneben steht.«
    »Dieses«, sagte der Barbier, »heißt die Taten des Esplandian, rechtmäßigen Sohnes des Amadis von Gallia.«
    »Man muß offenbar«, sagte der Pfarrer, »das Gute des Vaters nicht auf die Rechnung des Sohnes setzen, und darum, Frau Haushälterin, nehmt ihn, macht das Fenster auf und schmeißt ihn auf den Hof, er soll die Grundlage des Scheiterhaufens sein.«
    Die Haushälterin ergriff ihn mit vielen Freuden, und der wackere Esplandian flog in den Hof hinunter, wo er das Feuer, das ihm drohte, mit großer Geduld erwartete.
    »Weiter!« sagte der Pfarrer. – »Der nun kommt«, sagte der Barbier, »ist Amadis von Graecia, und alle auf dieser Reihe sind, wie ich glaube, von der Familie des Amadis.«
    »So können sie alle in den Hof reisen«, sagte der Pfarrer, »denn um nur die Königin Pintiquiniestra verbrennen zu können und den Schäfer

Weitere Kostenlose Bücher