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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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denn sie habe es so gut ersonnen, als wenn es ihr Lela Marien eingegeben habe, und daß es nur auf sie selber ankomme, das Werk aufzuschieben oder zu beschleunigen. Ich versprach ihr wieder, ihr Gemahl zu werden, und am folgenden Tage, als das Bad zufälligerweise wieder einsam war, gab sie mir zu verschiedenen Malen mit dem Rohre und Tuche zweitausend goldene Taler, nebst einem Blatte, worin sie mir die Nachricht erteilte, daß sie den nächsten Juma (welches der Freitag ist), sich nach dem Garten ihres Vaters begäbe, daß sie uns aber vorher mehr Geld geben wolle, und wenn dieses noch nicht hinreiche, sollten wir es melden, denn sie wollte uns geben, soviel wir verlangten, weil ihr Vater so viel besitze, daß er es nicht vermisse, sie auch überdies alle Schlüssel in Verwahrung habe.
    Wir gaben dem Renegaten fünfhundert Taler, um eine Barke zu kaufen; mit achthundert Talern kaufte ich mich los und gab das Geld einem valencischen Kaufmann, der sich damals in Algier befand, der sein Wort darauf gab, daß er das Geld sogleich auszahlen lassen wolle, sobald nur ein Schiff von Valencia ankomme, denn wenn er das Geld gleich gegeben hätte, hätte der König den Verdacht geschöpft, daß meine Ranzion schon seit langem in Algier sei und daß der Kaufmann sie zu seinem Gewinst benutzt hätte. Denn mein Herr war so sehr schlau, daß ich es auf keine Weise wagte, ihm das Geld gleich auszahlen zu lassen.
    Den Donnerstag vor dem Freitage, ehe die schöne Zorayda nach dem Garten ziehen wollte, gab sie uns noch tausend Taler und benachrichtigte uns von ihrer Abreise, wobei sie mich bat, daß, wenn ich mich auslöste, ich mich schnell nach dem Garten ihres Vaters erkundigen und irgendeine Gelegenheit suchen solle, dorthin zu kommen, um sie zu sehen. Ich antwortete ihr kurz, ich würde es tun, sie aber möchte zu Lela Marien ihre Zuflucht nehmen und alle die Gebete sagen, die ihr die Sklavin gelehrt hätte.
    Als dies geschehen war, mußten sich auch die anderen drei Gefährten loskaufen, um das Bad desto bequemer verlassen zu können und damit sie nicht, da ich mich losgekauft, sie aber noch gefangen wären und doch das Geld da sei, auf böse Gedanken verfielen und sich vom Teufel überreden ließen, etwas zum Nachteil der Zorayda zu unternehmen. Da ich sie kannte, war zwar diese Furcht unnötig, aber doch wollte ich das Unternehmen auf kein ungewisses Spiel setzen, deshalb ließ ich sie eben so ranzionieren, wie ich mich freigemacht hatte, indem ich dem Kaufmann die ganze Summe übergab, damit er mit Sicherheit die Bürgschaft leisten könne: ihm entdeckten wir aber unser Geheimnis nicht, um uns keiner Gefahr auszusetzen.

41. Kapitel

    In welchem der Gefangene noch seine Erlebnisse fortführt.
    Es waren noch keine vierzehn Tage verflossen, als unser Renegat schon eine gute Barke gekauft hatte, die wohl dreißig Personen fassen konnte; um nun der Sache einen Anschein zu geben, machte er wirklich eine Reise nach einem Orte, der Sargel heißt und der dreißig Meilen von Algier nach der Gegend von Oran zu liegt, wo ein großer Handel mit Feigen getrieben wird. Er machte diese Reise zwei- oder dreimal in der Gesellschaft des Tagariners. Tagariner heißen in der Barbarei die Mohren aus Arragon, die aus Granada Muxedares; im Königreiche Fez heißen die Muxedares Elches, die der König hauptsächlich zu Soldaten im Kriege braucht.
    Jedesmal, sooft er mit seiner Barke ausfuhr, landete er an einer Stelle, die kaum zwei Musketenschüsse von dem Garten entfernt lag, in dem sich Zorayda aufhielt, dort ließ der Renegat seine Mohren rudern, die Schiffsbegrüßung machen und das aus Scherz tun, was er nachher im Ernst vorzunehmen gedachte. Deshalb begab er sich auch nach dem Garten der Zorayda und bat um Früchte, die der Vater ihm gab, ohne ihn zu kennen. Er wollte auch die Zorayda sprechen, wie er mir nachher erzählte, um ihr zu sagen, daß er derjenige sei, der sie auf meinen Befehl in die Christenheit führen solle, und daß sie vergnügt sein möchte und sich auf ihn verlassen; aber es war ihm unmöglich, denn die Mohrinnen lassen sich vor keinem Mohren oder Türken sehen, wenn nicht ihr Gemahl oder ihr Vater es ihnen befiehlt; mit den Christensklaven aber gehen sie um, und oft mehr, als es die Klugheit erlaubt. Ich würde auch in Sorgen gestanden haben, wenn er sie wirklich gesprochen hätte, denn vielleicht wäre sie erschrocken, wenn sie die Unternehmung in den Händen eines Renegaten gesehen hätte; doch Gott fügte es anders,

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