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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Erzählung überraschen sollte, wir uns doch freuen würden, wenn sie von neuem anfinge.« Don Antonio und die übrigen sagten das nämliche, und boten sich zu allen Diensten an, mit so freundschaftlichen und aufrichtigen Versicherungen, daß der Kapitän über ihr Wohlwollen großes Vergnügen empfand. Am meisten freundschaftlich war Don Fernando, der ihn einlud, ihm zu folgen, weil er veranstalten wolle, daß sein Bruder, der Marques, bei der Taufe der Zorayda Pate wäre, und daß er ihn so unterstützen wolle, daß er in seine Heimat mit allem Ansehen zurückkehren könne, wie es einem Manne von seinem Stande zukomme. Der Gefangene dankte mit vieler Höflichkeit für alle diese Anerbietungen, doch lehnte er es zugleich ab, irgend etwas davon anzunehmen.
    Indessen war es Nacht geworden, und indem es ganz finster wurde, kam eine Kutsche mit einigen Leuten zu Pferde an. Diese verlangten ein Nachtlager, worauf die Wirtin antwortete, daß in der ganzen Schenke kein Fußbreit Platz mehr sei.
    Wenn das auch ist, sagte der eine von den Reitern, der ein getreten war, so wird doch wohl noch etwas für den Herrn Auditor übrig sein.
    Bei diesem Namen erschrak die Wirtin und sagte: »Señor, die Wahrheit zu sagen, so haben wir keine Betten; wenn ihr Gnaden der Herr Auditor aber welche mit sich bringt (wie ich glaube), so sei er so gnädig, einzutreten, denn ich und mein Mann wollen unsere Stube räumen, um es dem gnädigen Herrn bequem zu machen.«
    »So kann es geschehen«, sagte der Stallmeister. Indessen war aus der Kutsche schon ein Mann gestiegen, aus dessen Kleidung man sogleich sein Amt ersehen konnte, denn sein langes Kleid mit den weiten Ärmeln gab zu erkennen, daß er der Auditor sei, von dem der Diener erst gesprochen hatte. Er führte an der Hand ein Mädchen, das ungefähr sechzehn Jahr alt schien, in Reisekleidern, so edel, schön und liebenswürdig, daß alle über diesen Anblick erstaunten, so, daß wer nicht Dorothea, Lucinde und Zorayda gesehen hatte, die in der Schenke waren, glauben mußten, daß schwerlich eine solche Schönheit, wie dieses Mädchen, zu finden sei. Don Quixote war beim Eintritte des Auditors und des Mädchens zugegen, und wie er sie sah, sprach er: »Der ehrwürdige Herr können sicher hereintreten und in diesem Kastell der Ruhe pflegen, denn ob es gleich hier eng und schlecht eingerichtet ist, so ist doch nichts in der Welt so eng und unbequem, daß nicht die Waffen und Wissenschaften noch Platz finden sollten, vorzüglich wenn sie als Führer und Herold die Schönheit mit sich bringen, wie sie die Wissenschaft Eurer Gnaden in dieser schönen Jungfrau mit sich bringt, der sich nicht nur Kastelle auftun und eröffnen, sondern selbst Felsen spalten und die hohen Gebirge sich niedersenken, um ihr eine Aufnahme zu bereiten. Tretet herein in dieses Paradies, denn hier werdet Ihr Sterne und Sonnen finden, des Himmels wohl würdig, den Ihr mit Euch führt; hier werdet Ihr die Waffen in ihrem Glanz und die Schönheit in ihrer Glorie erblicken.«
    Der Auditor stand verwundert über diese Anrede des Don Quixote, den er hierauf in der Nähe genauer betrachtete, worauf er sich über sein Äußeres ebenso wie über seine Worte verwunderte, und ohne daß er wußte, was er antworten solle, bewunderte er ihn von neuem, als er Lucinde, Dorothea und Zorayda vor sich erblickte, die auf die Neuigkeit von den neuen Gästen, und was ihnen die Wirtin von der Schönheit des Mädchens gesagt hatte, gekommen waren, um sie zu sehen und zu bewillkommnen. Don Fernando, Cardenio und der Pfarrer begrüßten ihn auf eine einfachere, aber sehr höfliche Art. Der Herr Auditor trat herein, gleich erstaunt über das, was er sah, als was er hörte, und die Schönheiten der Schenke begrüßten die schöne Jungfrau. Der Auditor merkte nun wohl, daß die Gesellschaft aus angesehenen Leuten bestand; aber der Anzug, das Gesicht und der Anstand des Don Quixote brachten ihn immer noch in Verwirrung. Nachdem er alle höflichen Anerbietungen beantwortet und die Räumlichkeiten der Schenke betrachtet hatte, wurde es so eingerichtet, wie man es schon vorher veranstaltet hatte, daß alle Frauen sich in dem oben beschriebenen Gemache aufhalten und daß die Männer draußen, wie zu ihrer Bewachung, bleiben sollten; damit waren der Auditor und seine Tochter, denn das war das junge Mädchen, zufrieden, sie ging mit den Damen sehr gern und freudig fort. Mit einem Teil des kleinen Bettes, welches dem Wirt gehörte, und mit der anderen

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