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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Reise erwiesen hatte. Wir nahmen aus der Barke die Nahrungsmittel und zogen sie auf das Land, wir gingen hierauf eine große Strecke in das Gebirge hinein, denn ob wir uns gleich am Lande befanden, konnten wir unsere Brust immer noch nicht beruhigen und mit Zuverlässigkeit glauben, daß wir wirklich auf christlichem Boden ständen. Der Tag schien länger auszubleiben, als wir wünschten; wir stiegen nun alle das Gebirge völlig hinauf, um zu sehen, ob wir ein Dorf oder einige Schäferhütten von oben entdecken könnten; aber so sehr wir uns auch umsahen, erblickten wir doch kein Dorf, keinen Menschen, keine Hütte und keinen Weg. Wir faßten aber alle den Entschluß, uns tiefer in das Land hineinzubegeben, weil wir doch bald irgend jemand finden müßten, der uns zurecht weisen könne. Was mich am meisten betrübte, war, daß Zorayda in dieser wilden Gegend zu Fuße gehen mußte, denn wenn ich sie auch manchmal auf dem Rücken trug, so ermüdete sie meine Ermüdung nur mehr, als sie in der ruhenden Stellung ausruhte, und daher wollte sie durchaus nicht, daß ich diese Mühe über mich nehme. Mit vieler Geduld und mit fröhlichen Gebärden ließ sie sich von mir an der Hand führen, und so mochten wir ungefähr eine Viertelmeile fortgewandert sein, als unser Ohr den Ton eines Glöckchens vernahm, woraus wir deutlich merkten, daß sich in der Nähe eine Herde befinden müsse. Wir sahen uns von allen Seiten um und bemerkten an dem Stamme eines Korkbaumes einen jungen Schäfer sitzen, der mit vieler Ruhe und Emsigkeit mit einem Messer an einem Stocke schnitzelte. Wir riefen ihm zu, und sowie er den Kopf aufhob, lief er auch behende davon, weil, wie wir nachher erfuhren, er zuerst den Renegaten und Zorayda in ihren Mohrenkleidern erblickt und gemeint hatte, die ganze Berberei sei nun hinter ihm drein, so daß er mit der größten Schnelligkeit durch die Gebüsche fortlief, und mit dem lautesten Geschrei rief: ›Mohren, Mohren im Lande! Mohren! Mohren! Zu den Waffen! Zu den Waffen!‹
    Wir waren hierauf bei diesem Geschrei in gänzlicher Verwirrung und wußten nicht, was wir anfangen sollten; da wir aber bedachten, daß das Geschrei des Schäfers gewiß das Land in Aufruhr bringen, und daß die Reiterei von der Küste alsbald kommen würde, um zu sehen, was es gebe, wurden wir einig, daß der Renegat seine türkischen Kleider ablegen und das Kamisol des einen Sklaven anziehen mußte, der hierauf im Hemde blieb, und so empfahlen wir uns Gott und gingen auf dem Wege weiter, auf welchem der Schäfer fortgelaufen war, indem wir immer hofften, daß wir auf die Reiter der Küste stoßen würden. Wir wurden auch in unserer Hoffnung nicht getäuscht, denn es waren noch nicht zwei Stunden vergangen, als wir aus der rauhen Gegend in die Ebene kamen und wohl fünfzig Reiter gewahr wurden, die in vollem Laufe mit verhängtem Zügel auf uns zuritten. Sowie sie uns näher kamen, hielten sie voll Verwunderung an, denn statt der Mohren, die sie suchten, fanden sie eine Anzahl armseliger Christen, und einer fragte uns, ob wir vielleicht diejenigen wären, die den Schäfer veranlaßt hätten, zu den Waffen zu rufen.
    ›So ist es‹, sagte ich und wollte eben anfangen, von unseren Begebenheiten zu erzählen, woher wir gekommen und wer wir wären, als einer von den Christen, die mit uns kamen, den Reiter erkannte, der die Frage getan hatte, und ohne mich weiter reden zu lassen, ausrief: ›Gelobt sei Gott, Señores, der uns so glücklich geleitet hat, denn, wenn ich mich nicht irre, so ist die Gegend, in der wir jetzt sind, die von Velez Malaga, und wenn die Jahre meiner Gefangenschaft mir nicht mein Gedächtnis geraubt haben, so erinnere ich mich auch Eurer, Señor, der Ihr uns fragtet, wer wir wären, und Ihr seid Pedro de Bustamante, mein Oheim.‹
    Der Christensklave hatte dies kaum gesagt, als der Reiter vom Pferde stieg, den Jüngling umarmte und sagte: ›O du mein bester, liebster Neffe, jetzt kenne ich dich, wie oft haben wir deinen Tod beweint, ich und meine Schwester, deine Mutter, und alle von deinen Angehörigen, die noch am Leben sind, und Gott hat uns gnädig erhalten, um uns die Freude zu gönnen, dich noch einmal wiederzusehen; wir wußten, daß du in Algier warest, und aus deinen Kleidern wie aus denen der übrigen Gesellschaft kann ich abnehmen, daß ihr auf eine wunderbare Art eure Freiheit erhalten habt. ‹
    ›So ist es‹, antwortete der junge Mensch, ›und wir werden schon Zeit haben, euch alles zu

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