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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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irrenden Ritterschaft gehörten, er antwortete ihm daher: »Ich kann es nicht leugnen, Herr Don Quixote, daß nicht manches von dem, was Ihr erwähnt habt, wahr sein sollte, vorzüglich, was die spanischen irrenden Ritter betrifft, so gebe ich auch gern zu, daß es die zwölf Pairs von Frankreich gegeben habe, aber ich kann unmöglich glauben, daß sie alles getan haben sollten, was der Erzbischof Turpin von ihnen erzählte. Die Wahrheit davon ist, daß es Ritter waren, die sich die Könige von Frankreich erwählt hatten, und die man deswegen Pairs nannte, weil sie sich alle an Tugend, Adel und Tapferkeit gleich waren oder es wenigstens ihrer Bestimmung nach sein sollten, und so war dies ein Orden, wie es heutzutage die von San Jago und Calatrava sind, denn von diesen fordert man auch, daß diejenigen, die aufgenommen werden, edle, tugendhafte, tapfere und adelige Ritter sind, und wie man jetzt von einem Ritter von San Jago oder Alcantara spricht, so sagte man damals: ein Ritter von den zwölf Pairs; denn aus zwölf gleichen Männern bestand dieser kriegerische Orden. Daß Cid gelebt hat, ist ebenso wenig zu bezweifeln, als daß es einen Bernardo del Carpio gab, nur glaube ich, daß zu den Taten, die man von ihnen erzählt, mehreres hinzugesetzt ist. Was jenen Zapfen, dessen Ihr erwähntet, des Grafen Peter betrifft, der neben dem Sattel des Babieca im königlichen Zeughause hängt, so muß ich gestehen, daß ich so unwissend bin oder ein so kurzes Gesicht habe, daß, ob ich gleich jenen Sattel gesehen, ich dennoch diesen Zapfen nicht bemerkt habe, ungeachtet er von der Größe sein soll, wie Ihr ihn beschrieben habt.«
    »Er befindet sich aber dort ohne alle Zweifel«, antwortete Don Quixote, »und zum besten Merkmal muß ich Euch sagen, daß er in einem ledernen Futteral steckt, damit er nicht dem Staube ausgesetzt sei.«
    »Es ist wohl möglich«, antwortete der Kanonikus, »aber bei meinem Amte, ich kann mich nicht erinnern, ihn gesehen zu haben. Aber zugegeben, daß er sich dort wirklich befinde, so verpflichtet mich das noch nicht, die Geschichten der vielen Amadisse zu glauben oder der übrigen Ritterscharen, von denen die Erzählungen wissen, auch ist es kein Grund, daß ein so geehrter Mann wie ihr, der mit so vielen Talenten und einem so glücklichen Verstande begabt ist, diese vielen und ausschweifenden Torheiten für Wahrheit halten muß, wie doch alles ist, was in den unvernünftigen Ritterbüchern geschrieben steht.«

50. Kapitel

    Verständiger Streit, welchen Don Quixote mit dem Kanonikus führte, nebst anderen Begebenheiten.
    »Nun, das wäre herrlich!« antwortete Don Quixote, »wenn die Bücher, die mit königlicher Bewilligung und mit der Erlaubnis der Aufseher gedruckt werden, die mit allgemeinem Beifall von Hohen und Niedrigen, von Armen und Reichen, von Gelehrten und Ungelehrten, von Gemeinen und Rittern, kurz, von allen Menschen aus allen Ständen und Altern gelesen werden, wenn diese Lügen sein sollten, da sie doch noch überdies uns Vater, Mutter, Vaterland, Verwandten, Alter eines solchen Ritters nennen, wobei sie den Ort anzeigen und ihre Taten Punkt für Punkt und Tag für Tag verfolgen, was solcher Ritter tat oder solche Ritter getan haben. Seid nur still, mein Herr, und sprecht nicht dergleichen Lästerung aus, und glaubt mir, daß ich Euch hierin so rate, wie Ihr Euch als ein verständiger Mann betragen müßtet. Wollt Ihr nicht Vernunft annehmen, so lest sie nur, und Ihr werdet sehen, welches Ergötzen Euch diese Lektüre verursacht. Sagt mir doch nur, kann es ein größeres Vergnügen geben, als wenn wir geschildert finden, wie sich jetzt vor unseren Augen ein großer See darbietet, von brennendem Pech in vollem Kochen, in welchem sich durcheinander unzählige Schlangen, Nattern, Eidechsen und anderes entsetzliches Gewürm schwimmend bewegen, und daß nun mitten aus dem See eine höchst klägliche Stimme heraustönt und sagt: ›O du Ritter, wer du auch seist, der du diesen entsetzlichen See beschauest, wenn du den Schatz erlangen willst, der unter diesen schwarzen Wogen verborgen liegt, so zeige die Stärke deiner Brust und wirf dich mitten in diesen schwarzen, brennenden Pfuhl, tust du dieses nicht, so bist du unwürdig, die hohen Wunder zu schauen, die in den sieben Kastellen der sieben Feyen enthalten sind, die unter dieser Dunkelheit verborgen liegen‹? Kaum hat der Ritter diese fürchterliche Stimme vernommen, als er auch sogleich, ohne sich weiter zu bedenken oder die

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