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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Nymphen vornahmen, welche aus dem geliebten Tajo ihre Häupter erhoben und sich auf die grüne Wiese niederließen, um jene kostbaren Gewebe zu wirken, die uns der sinnreiche Poet beschreibt, und die ganz aus Gold, Seide und Perlen zusammengefügt waren. Von solcher Art mußte auch die Beschäftigung meiner Dame sein, als du sie erblicktest, wenn nicht der Neid, den irgendein böser Zauberer gegen mich hegt, alle meine kostbarsten Güter in unwürdige Gestalten und in ihr Gegenteil entstellt und verwandelt. So fürchte ich auch, daß in der Historie, die von meinen Taten gedruckt sein soll, wenn vielleicht ihr Autor ein Zauberer und mein Feind gewesen, ein Ding statt eines anderen wird gestellt sein, eine Wahrheit mit tausend Lügen vermischt, indem er sich daran ergötzt, andere Vorfälle zu erzählen, die weit von denen entfernt sind, welche zur Durchführung einer wahrhaftigen Historie gehören. O Neid! Du Wurzel unzähliger Übel, du nagender Wurm der Tugenden! Alle Laster, Sancho, führen eine gewisse Art des Vergnügens mit sich; dem Neide aber folgen nur Verdruß, Zorn und Wut.«
    »Das habe ich auch immer gesagt«, antwortete Sancho, »und ich glaube wohl, daß in der Historie oder Legende, die der Bakkalaureus Carrasco von uns gesehen hat, meine Ehre wohl auch so rücklings auf dem Pferde sitzen mag oder gar hinkend und stinkend einherziehen, wie man zu sagen pflegt; doch habe ich, meiner Seele, niemals von einem Zauberer übel gesprochen, auch besitze ich nicht so viele Herrlichkeiten, daß mich einer beneiden könnte. Ich habe zwar ein bißchen ein loses Maul, und der Schalk sitzt mir zuweilen im Nacken; aber alles wird von dem großen Mantel meiner immer natürlichen und niemals erkünstelten Einfalt bedeckt. Und wenn es auch keine andere Ursache gäbe, als daß ich beständig und wahrhaftig an Gott glaube und an alles, was unsere heilige römisch-katholische Kirche zu glauben befiehlt, und daß ich ein Todfeind von allen Juden bin, so sollten die Historienmacher schon deswegen Mitleid mit mir haben und mich in ihren Schriften gut behandeln; sie mögen aber sagen, was sie wollen, nackt bin ich zur Welt gekommen, nackt bin ich noch, ich verliere, ich gewinne nichts dabei, und wenn ich mich auch in Büchern gedruckt befinde und so durch die Welt von einer Hand in die andere spaziere, so schert es mich den Teufel nichts, sie mögen von mir sagen, was sie nur immer wollen.«
    »Dies erinnert mich, Sancho«, sagte Don Quixote, »an etwas, das einem berühmten Poeten unserer Zeit begegnete. Dieser hatte eine boshafte Satire gegen alle Damen von freier Lebensart geschrieben; er führte aber darin nicht auf, ja nannte selbst eine gewisse Dame nicht, von der man zweifeln konnte, ob sie zu jenen gehörte oder nicht. Da diese nun sah, daß sie sich nicht in der Liste der übrigen befand, machte sie dem Poeten Vorwürfe und fragte, was er denn an ihr gesehen habe, um sie nicht unter die Zahl der anderen zu stellen? Er möchte seine Satire nur erweitern und sie in dieser Erweiterung aufführen; sonst möge er sehen, was daraus entstehe. Der Poet tat es, zog sie so durch die Zähne, daß es eine Dueña nicht ärger hätte machen können, und sie war zufrieden, sich genannt, wenn auch beschimpft zu sehen. Auch gehört das hierher, was man von jenem Hirten erzählt, der den berühmten Tempel der Diana anzündete und verbrannte, welcher zu den sieben Wunderwerken der Welt gerechnet wurde, um seinen Namen in den zukünftigen Jahrhunderten lebendig zu erhalten; und ob man gleich den Befehl gab, daß keiner ihn nennen sollte, noch seiner weder mündlich noch schriftlich Erwähnung tun, damit er seine Absicht nicht erreiche, so weiß doch jedermann, daß er Herostratus geheißen. Auch das paßt gut hierher, was dem großen Kaiser Karl V. in Rom mit einem Ritter begegnete. Der Kaiser wollte nämlich jenen berühmten Tempel, die Rotonde, in Augenschein nehmen, der im Altertum der Tempel aller Götter hieß, jetzt aber mit einem schöneren Namen der aller Heiligen genannt wird. Dieses Gebäude ist dasjenige, welches am wenigsten verstümmelt auf uns aus den Zeiten des römischen Heidentums gekommen ist, und welches zugleich am meisten den Ruhm der Größe und Macht seiner Erbauer erhält. Es ist wie eine halbe Orange gestaltet, äußerst groß und sehr gut erhellt, ob es gleich kein anderes Licht bekommt, als welches durch ein einziges Fenster fällt oder, richtiger zu reden, durch eine runde Öffnung, die sich oben in seiner

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