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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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die Erlaubnis bat, weiterzureisen, indem er für die Freundschaft und die gastfreie Aufnahme in diesem Hause seinen Dank abstattete; aber es sei dem irrenden Ritter nicht geziemend, viele Stunden dem Müßiggange und dem Wohlleben zu widmen, er wolle nun gehen, um seinen Beruf zu erfüllen, Abenteuer zu suchen, deren, wie er wisse, das Land dort vollauf habe, womit er die Zeit bis zu jenem Tage auszufüllen gedenke, an welchem die Turniere zu Saragossa gehalten würden, denn dahin gehe sein gerader Weg. Vorher aber wolle er noch die Höhle des Montesinos besuchen, von der so viele und so wunderbare Dinge in jenen Gegenden erzählt würden; zugleich wolle er selbst den Ursprung und die eigentliche Entstehung der sieben Seen untersuchen, die man gemeinhin die Seen der Ruidera nennt.
    Don Diego und sein Sohn lobten seinen herrlichen Entschluß und sagten, er möchte aus ihrem Hause und von ihrem Besitz alles mitnehmen, was ihm nützlich sein könnte; denn sie wären bereit, ihm mit dem größten Eifer zu dienen, wozu sie die Tapferkeit seiner Person und sein ehrenvoller Stand verpflichtete.
    Endlich kam der Tag seiner Abreise, so erfreulich für Don Quixote, als betrübt und bitter für Sancho Pansa, der sich bei dem Überflusse in Don Diegos Hause trefflich befand und ungern zum gewöhnlichen Hunger in den Wüsten und Einöden, sowie zu der Armseligkeit seines schlecht versorgten Schnappsackes zurückkehrte. Er stopfte ihn aber bis oben an mit allen Dingen voll, die ihm am nötigsten schienen, und beim Abschiede sprach Don Quixote zu Don Lorenzo: »Ich weiß nicht, ob ich es Euch, mein Herr, schon gesagt habe, und wenn es geschehen ist, so sage ich es hiermit noch einmal, daß, wenn Ihr gesonnen seid, der beschwerlichen Wege und Mühseligkeiten enthoben zu sein, die zum unersteiglichen Gipfel vom Tempel des Ruhmes führen, Ihr nichts weiter zu tun habt, als daß Ihr den ziemlich engen Weg der Poesie zur Seite liegen laßt und Euch auf den allerengsten der irrenden Ritterschaft begebt, auf welchem Ihr in einem Umsehen zum Kaiser werden könnt.«
    Mit diesen Reden schloß Don Quixote nun völlig die Akten seiner Narrheit, besonders da er noch hinzufügte: »Weiß Gott, wie gern ich den Herrn Don Lorenzo mit mir nähme, um ihn zu lehren, wie man Unterworfenen verzeihen, wie man Übermütige niederschmettern und mit Füßen treten müsse, Tugenden, die zu dem Berufe gehören, zu welchem ich mich bekenne. Aber sein zartes Alter erlaubt dieses nicht, so wenig wie seine löblichen Studien, ich begnüge mich, ihn zu erinnern, daß er als Poet berühmt werden kann, wenn er mehr fremdem Urteile als seinem eigenen folgt; denn es gibt keinen Vater oder keine Mutter, denen ihre Kinder häßlich vorkommen, und bei den Kindern des Geistes ist dieser Irrtum noch häufiger.«
    Von neuem verwunderten sich Vater und Sohn über die Mischung der Reden des Don Quixote, die bald verständig, bald unsinnig waren, und über sein Vorhaben und die Raserei, die ihn ganz und durchaus beherrschte, seine verwünschten Abenteuer aufzusuchen, die der Endzweck und das Ziel aller seiner Wünsche waren. Die höflichen Erbietungen und Artigkeiten wurden erneuert, und mit dem freundlichen Abschiede der Dame des Kastells reisten Don Quixote und Sancho auf der Rosinante und dem Grauen ab und von dannen.

19. Kapitel

    Erzählt das Abenteuer mit dem verliebten Schäfer nebst anderen wahrhaft lustigen Begebenheiten.
    Don Quixote hatte sich noch nicht weit vom Wohnsitze des Don Diego entfernt, als er zwei Leuten begegnete, die wie Geistliche oder Studenten aussahen, nebst zwei Bauern, welche auf vier Eseln ritten. Einer von den Studenten hatte aus grünem Barchent eine Art von Mantelsack gemacht, worin er dem Anscheine nach einige feine Wäsche und zwei Paar linnene Strümpfe hatte; der andere hatte nichts, als zwei Rappiere mit neuen Klingen und ihren ledernen Knöpfen. Die Bauern hatten andere Sachen bei sich, so daß man wohl sah, daß sie aus einer großen Stadt kamen, wo sie eingekauft hatten, und sich nun damit nach ihrer Heimat zurückverfügten; und sowohl die Studenten als die Bauern verfielen in das Erstaunen, dem keiner entging, welcher den Don Quixote zum ersten Male sah, so daß sie vor Begierde brannten, zu erfahren, wer der Mann sei, der in seiner Gestalt so sehr von den gewöhnlichen Menschen abwich. Don Quixote grüßte sie, und da er erfuhr, welchen Weg sie nahmen, und daß es der nämliche, den er zu machen gesonnen sei, bot er ihnen seine

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