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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Gesellschaft an und bat sie, den raschen Schritt ihrer Esel etwas anzuhalten, weil sein Pferd langsamer laufe, und zugleich, um sich verbindlich zu erzeigen, sagte er ihnen kurz seinen Namen und Stand, daß er irrender Ritter sei und ausziehe, um Abenteuer in allen Teilen der Welt zu suchen. Er erzählte, wie er mit seinem eigentlichen Namen Don Quixote von la Mancha heiße, mit dem Beinamen der Ritter von den Löwen.
    Dies alles war für die Bauern so gut wie Griechisch oder Rotwelsch; für die Studenten aber nicht, die leicht merkten, wie schwach es um das Gehirn des Don Quixote bestellt sei. Aber dennoch betrachteten sie ihn mit Bewunderung und Ehrfurcht, und einer von ihnen sagte: »Wenn Ihr, Herr Ritter, keinen bestimmten Weg habt, wie es bei denen nicht der Fall zu sein pflegt, welche Abenteuer suchen, so geht mit uns, und Ihr werdet eine der schönsten und prächtigsten Hochzeiten sehen, die nur bisher in la Mancha sowie auf viele Meilen in der Runde gefeiert ist.«
    Don Quixote fragte, ob es die Hochzeit eines Fürsten sei, da er so bedeutsam von ihr spreche.«Mitnichten«, antwortete der Student, »es ist die Hochzeit eines Bauern und einer Bäuerin: er ist der Reichste im Lande, und sie die Schönste, die ein Mensch nur sehen kann. Die Zurüstungen zu den Festlichkeiten sind außerordentlich und ganz neu, denn sie sollen auf einer Wiese vor sich gehen, die an das Dorf der Braut grenzt, welche vorzugsweise die schöne Quiteria genannt wird; der Bräutigam heißt der reiche Camacho. Sie ist achtzehn und er zweiundzwanzig Jahre alt; beide sich gleich, obwohl einige Kleinigkeitskrämer, die alle Verwandtschaften von der Welt im Gedächtnisse haben, behaupten, daß die Familie der schönen Quiteria älter sei als die des Camacho; aber darauf kommt es nicht sonderlich an, denn das Vermögen ist imstande viele Ungleichheiten auszufüllen. Dieser Camacho ist in der Tat sehr freigebig, und er hat den Einfall gehabt, die ganze Wiese von oben mit Zweigen und Laubwerk bedecken zu lassen, so daß die Sonne Mühe haben wird, wenn sie das grüne Gras unten besuchen will, womit der Boden bewachsen ist. Er hat auch Banden von Tänzern, sowohl mit Schwertern als mit Schellen, denn in seinem Dorfe gibt es ihrer, die sie auf die trefflichste Weise zu schütteln und damit zu springen verstehen; von den Sohlenklatschern sage ich nichts, denn es ist weltbekannt, daß ihm die herrlichsten nicht fehlen; aber nichts von allen diesen Dingen, noch von anderen, derer ich nicht erwähnt habe, ist auf dieser Hochzeit das Merkwürdigste, sondern, wie ich glaube, das, was der unglückliche Basilio bei dieser Feierlichkeit vornehmen wird. Dieser Basilio ist ein junger Bursche und wohnt ebenfalls im Dorfe der Quiteria; er war der Wandnachbar von den Eltern der Quiteria, was Amor benutzte, um der Welt die schon vergessene Liebe des Piramus und der Thisbe zu erneuern; denn Basilio verliebte sich schon in seinem frühesten und zartesten Alter in die Quiteria, und sie kam seinen Wünschen mit tausend untadelhaften Gunstbezeigungen entgegen, so daß man sich zur Unterhaltung im Dorfe die Liebe der beiden Kinder Basilio und Quiteria erzählte. Sie wuchsen heran, und nun fiel es dem Vater der Quiteria ein, dem Basilio die gewöhnlichen Besuche in seinem Hause zu untersagen, und um sich alles ferneren Argwohns und aller Verdrießlichkeiten zu entledigen, befahl er seiner Tochter, den reichen Camacho zu heiraten; denn es gefiel ihm nicht, sie dem Basilio zu geben, den das Glück weniger als die Natur mit Gaben versehen hat. Denn, wenn man die Wahrheit ohne Neid gestehen soll, so ist er der geschickteste junge Mensch, den wir noch gesehen haben; er ist ein trefflicher Schleuderer, ein außerordentlicher Ringer und trefflicher Ballspieler; er läuft wie eine Gemse, springt besser als eine Ziege und versteht das Kugelspiel, daß man es für Zauberwerk halten möchte; er singt wie eine Lerche und spielt die Gitarre, daß er ihr fast eine Zunge gibt; vorzüglich aber weiß er mit dem Degen seine Gänge zu machen, wie der erste in der Kunst.«
    »Bloß dieser schönen Gaben wegen«, sagte hierauf Don Quixote, »verdiente dieser junge Mensch nicht nur die schöne Quiteria zu heiraten, sondern selbst die Königin Ginebra, wenn sie heutzutage noch lebte, dem Lanzarote und allen zum Trotz, die sich dem widersetzen wollten.«
    »Damit kommt nur meiner Frau«, sagte Sancho Pansa, der bis dahin schweigend zugehört hatte, »die will durchaus immer, daß sich

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