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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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wären, denn nach seiner Meinung könnten sie beides sein.
    Worauf Meister Peter, ohne ein Wort zu sagen, den Affen herbeiholte, ihn vor Don Quixote und Sancho stellte und sagte: »Seht, Herr Affe, dieser Ritter will wissen, ob gewisse Dinge, die ihm in der Höhle begegnet sind, welche die Höhle des Montesinos heißt, wahr oder falsch sind?« Er machte hierauf das gewöhnliche Zeichen, der Affe sprang ihm auf die linke Schulter und schien ihm ins Ohr zu flüstern, und Meister Peter sagte hierauf: »Der Affe sagt, daß ein Teil von den Dingen, die Euer Gnaden gesehen, oder die Euch in der gedachten Höhle begegneten, falsch sind, ein Teil aber wahrscheinlich, und daß er dieses und nichts Weiteres zu sagen weiß, was diese Frage betrifft. Wenn Ihr aber mehr erfahren wollt, so will er am künftigen Freitag auf alle nur möglichen Fragen Antwort geben; denn für heute ist seine Kunst aus und wird nicht, wie er gesagt hat, vor dem Freitag wiederkommen.«
    »Sagt’ ich’s nicht«, rief Sancho, »daß ich mich nicht überzeugen könnte, daß alles, was Ihr, gnädiger Herr, von den Begebenheiten der Höhle erzählt habt, Wahrheit sei, ja daß ich nicht die Hälfte glauben könnte?«
    »Der Erfolg wird es lehren, Sancho«, antwortete Don Quixote; »denn die Zeit entdeckt alle Dinge, und es gibt nichts, was sie nicht an das Licht der Sonne hervorziehen sollte und wenn es im Schoße der Erde verborgen läge. Doch für jetzt genug davon, wir wollen gehen und das Spiel des wackeren Meister Peter sehen, das, wie ich glaube, eine Annehmlichkeit gewähren wird.«
    »Nur eine?« antwortete Meister Peter, »zum wenigsten sechzigtausend. Ich sage Euch, mein gnädiger Herr Don Quixote, es ist eins von den Dingen in der heutigen Welt, die am meisten verdienen gesehen zu werden. Doch operibus credite, et non verbis, und Hand ans Werk, denn es ist schon spät, und wir haben viel zu tun und zu sprechen und zu zeigen.«
    Don Quixote und Sancho folgten ihm und sahen, daß das Schauspiel schon aufgestellt und zurechtgemacht war, von allen Seiten mit brennenden Wachslichtchen umgeben, die es hell und glänzend machten. Meister Peter begab sich nun dahinter, weil er die Figuren des Kunstwerks regieren mußte, und vorne stellte sich ein Junge, der dem Meister Peter diente, um den Geheimnissen des Schauspiels als Dolmetscher und Erklärer zu dienen. Er hatte ein Stäbchen in der Hand, womit er die Figuren bezeichnete, welche heraustraten. Als nun alle in der Schenke Anwesenden versammelt waren, manche vorne stehend und Don Quixote, Sancho, der Page und der Vetter auf den besten Plätzen sitzend, fing der Dolmetscher an, das zu sagen, was der hören und sehen wird, welcher das folgende Kapitel zu hören oder zu sehen bekommt.

26. Kapitel

    Enthält die Fortsetzung des lustigen Abenteuers mit dem Puppenspieler nebst anderen Sachen, die wahrlich auserlesen trefflich sind.
    Es schwiegen alle Tyrier und Trojaner: ich meine, alle, welche beim Schauspiele gegenwärtig waren, hingen aufmerksam am Munde des Erklärers dieser Wunderwerke, als sie hinter dem Spiele eine Anzahl von Hoboen und Trompeten vernahmen und ein Abfeuern vieler Kanonen, welcher Lärm aber nicht lange dauerte, und sogleich erhob der Junge seine Stimme und sprach: »Diese wahrhaftige Historie, die jetzt meine edlen Herren werden darstellen sehen, ist buchstäblich aus französischen Chroniken und spanischen Romanzen genommen, welche jedermann kennt und welche die jungen auf der Gasse singen. Der Inhalt ist, wie Don Gayferos seine Gemahlin Melisendra befreite, die sich gefangen in Spanien in der Gewalt der Mauren befand und zu Sansuenna lebte, denn so hieß damals die Stadt, die heutzutage Saragossa genannt wird. Seht hier, meine Herren, den Don Gayferos beim Brettspiel, sowie man singt:
Im Brette spielend sitzet Don Gayferos,
Und hat die Melisendra schon vergessen.
    Jene Person, welche auftritt mit der Krone auf dem Haupte und dem Zepter in der Hand, ist der Kaiser Carolus Magnus, der vermeintliche Vater dieser Melisendra, der verdrießlich ist, da er den Müßiggang und die Sorglosigkeit seines Eidams sieht; er kommt jetzt heraus, um ihn auszuschelten. Seht nur, wie er heftig und eifrig mit ihm schilt; sieht es doch nicht anders aus, als wenn er ihm mit dem Zepter ein halbes Dutzend Kopfstöße gäbe, und es gibt auch Autoren, welche behaupten, daß er sie ihm gegeben, und zwar tüchtig. Und nachdem er ihm viele Vorstellungen gemacht, welche Gefahr seine Ehre liefe, wenn er

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