Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
Haushofmeister des Herzogs, ein Mensch von ebenso vieler Lustigkeit war (denn ohne Geist gibt es keinen Scherz), der die Rolle der Gräfin Dreischleppina mit dem obenerwähnten Talente dargestellt hatte, und mit diesem und der Unterweisung seiner Herrschaft, auf welche Art er sich gegen Sancho zu betragen habe, gelang ihm seine Absicht auf bewundernswürdige Weise.
Es traf sich aber, daß, als Sancho diesen Haushofmeister nur erblickte, sich ihm in dessen Antlitz das der Dreischleppina sogleich vergegenwärtigte, er wandte sich zu seinem Herrn und sagte zu diesem: »Gnädiger Herr, so soll mich doch, so wie ich hier stehe, auf Treu und Glauben der Teufel holen, oder Ihr müßt mir bekennen, daß das Gesicht dieses Haushofmeisters des Herzogs, der dort steht, dasselbe von der Schmerzenreich ist.«
Don Quixote betrachtete den Haushofmeister genau, und nach dem er ihn betrachtet hatte, sagte er zu Sancho: »Es ist nicht nötig, Sancho, daß dich der Teufel hole, weder auf Treue noch auf Glauben (wovon ich nicht weiß, was es bedeuten soll), denn das Antlitz der Schmerzenreich ist das des Haushofmeisters; aber trotz dessen ist der Haushofmeister nicht die Schmerzenreich, denn daß er das sein sollte, führt einen außerordentlichen Widerspruch mit sich, den es jetzt nicht Zeit ist, auseinanderzusetzen, denn dieses würde uns in sehr verworrene Labyrinthe verwickeln. Glaube mir, Freund, daß wir es nötig haben, Gott im rechten Ernst zu bitten, daß er uns beide von den bösen Hexenmeistern und den bösen Zauberern befreien möge.«
»Es ist auch kein Spaß, gnädiger Herr«, versetzte Sancho, »sondern ich hörte ihn vorher sprechen, und es war mir gerade, als wenn mir die Stimme der Dreischleppina in die Ohren klänge. Nun gut, ich will jetzt schweigen; aber ich will es nicht lassen, von nun an aufmerksam zu sein, um zu sehen, ob ich noch ein anderes Merkmal entdecke, das meinen Verdacht bestätigt oder widerlegt.«
»Dieses sollst du tun, Sancho«, sagte Don Quixote, »und wirst mir von allem Nachricht geben, was du hierin entdecken magst, sowie von allem, was dir bei deiner Regierung begegnet.«
Sancho reiste nun wirklich, von vielen Leuten begleitet, ab, gekleidet als Gelehrter, angetan mit einem sehr weiten Mantel von gewässertem Kamelot, nebst einem Barett von demselben Zeuge, er saß in kurzen Bügeln auf einem Maultiere, und hinter ihm ging, auf Befehl des Herzogs, der Graue, mit Zaumzeug und Schmuck, wie es für einen Esel paßt, von glänzender Seide. Sancho wandte von Zeit zu Zeit das Haupt, um seinen Esel zu sehen, in dessen Gesellschaft er so zufrieden fortzog, daß er nicht mit dem Kaiser von Deutschland getauscht hätte.
Als er sich dem Herzogspaar empfahl, küßte er ihnen die Hände und empfing den Segen von seinem Herrn, der ihm denselben mit Tränen gab und den Sancho mit Heulen und Schluchzen empfing.
Laß nun, geliebter Leser, in Frieden und zu glücklicher Stunde den wackeren Sancho ziehen und erwarte zwei Scheffel voll Gelächter, die es dir verursachen wird, zu erfahren, wie er sich in seinem Amte aufführte. Inzwischen merke auf, um zu hören, was sich in dieser Nacht mit seinem Herrn zutrug, und wenn du auch über ihn nicht lachst, so wirst du doch ein heimliches Lächeln nicht unterdrücken können, denn alle Erlebnisse des Don Quixote müssen entweder mit Bewunderung oder mit Lachen aufgenommen werden.
Man erzählt, daß, als Sancho kaum abgereist war, Don Quixote schon seine Einsamkeit fühlte und ihm gern Amt und Statthalterschaft wieder genommen hätte, wenn es möglich gewesen wäre. Die Herzogin sah seine Melancholie und fragte ihn, worüber er trauere; wenn es wegen Sanchos Abwesenheit geschehe, habe sie Stallmeister, Dueñas und Jungfrauen genug in ihrem Hause, welche ihn ganz nach seinen Wünschen bedienen würden.
»Es ist wahr, gnädige Frau«, antwortete Don Quixote, »daß ich die Abwesenheit Sanchos empfinde; aber dieses ist nicht die vorzüglichste Ursache, die mir diesen Anschein von Traurigkeit gibt. Von den vielen Anerbietungen Eurer Exzellenz nehme ich aber nur den gütigen Willen an, mit welchem sie geschehen, übrigens aber bitte ich Eure Exzellenz, mir zu erlauben und zu bewilligen, daß ich mich in meinem Gemache allein bedienen möge.«
»Wahrlich«, sagte die Herzogin, »Herr Don Quixote, das darf nicht geschehen, sondern es sollen Euch vier von meinen Jungfrauen bedienen, die so schön sind wie die Blumen.«
»Für mich«, antwortete Don Quixote, »würden
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