Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
war.

56. Kapitel

    Von dem ungefügen und nie gesehenen Kampf, welcher vorfiel zwischen Don Quixote von la Mancha und dem Lakaien Tosilos zur Ehrenrettung der Tochter der Dueña Doña Rodriguez.
    Das Herzogspaar bereute es nicht, daß sie sich mit Sancho den Spaß gemacht hatten, ihm eine Statthalterschaft zu geben, um so weniger, als an dem nämlichen Tage ihr Haushofmeister ankam und ihnen Punkt für Punkt fast alle Worte und Handlungen erzählte, welche Sancho in diesen Tagen gesprochen oder getan hatte; endlich schilderte er ihnen den Überfall der Insel, die Furcht des Sancho und seinen Abzug, worüber sie kein kleines Vergnügen empfanden. Die Geschichte fährt nun fort zu erzählen, daß der Tag des anberaumten Zweikampfes herbeikam, und da der Herzog schon einmal und öfter seinen Lakaien Tosilos einstudiert hatte, wie er sich mit Don Quixote zu verhalten habe, um ihn zu überwinden, ohne ihn weder umzubringen, noch zu verwunden, befahl er, daß die Eisen von den Lanzen abgenommen werden sollten, indem er zu Don Quixote sagte, seine christliche Gesinnung, dessen er sich rühme, erlaube es ihm nicht, daß dieser Zweikampf mit gegenseitiger Lebensgefahr gehalten würde, er möge sich daran begnügen lassen, daß er ihnen ein offenes Feld in seinem Gebiete bewilligt habe, obgleich dieses schon gegen das Gebot des heiligen Konziliums liefe, welches dergleichen Herausforderungen untersagt, und darum könne er diesen Streit nicht in seiner ganzen Grausamkeit vor sich gehen lassen. Don Quixote sagte, Seine Exzellenz möchten alles bei diesem Handel so einrichten, wie es ihnen am besten gefiele, denn er würde in allem gehorchen.
    Der furchtbare Tag war gekommen, und der Herzog hatte befohlen, daß man vor dem Platze des Schlosses ein geräumiges Gerüst erbauen sollte, wo sich die Kampfrichter und die Dueñas befinden sollten, Mutter und Tochter als Klägerinnen. Von allen Orten und benachbarten Dörfern waren unzählig viele Menschen herbeigekommen, um diesen unerhörten Kampf zu sehen, dergleichen keiner jemals erlebt hatte, noch auch in dem Lande davon reden hören, sowohl diejenigen, die damals lebten, als auch durch jene, die schon gestorben waren. Der erste, der in den Kampfplatz trat und die Schranken, war der Zeremonienmeister, welcher den Platz prüfend in seiner ganzen Länge durchschritt, damit kein Betrug obwalte, noch etwas verdeckt sei, worüber man stolpern und fallen könne. Nach ihm kamen die Dueñas und nahmen ihre Sitze ein, in ihre Schleier bis über die Augen und selbst bis über die Brust verhüllt, mit den Zeichen einer gewaltigen Unruhe, da Don Quixote bereits in den Schranken hielt. Bald darauf, von vielen Trompetern begleitet, erschien an einer Seite des Platzes auf einem großen Rosse, das heftig stampfte, der große Lakai Tosilos mit niedergeschlagenem Visier und ganz in eine tüchtige und glänzende Rüstung eingeschnallt. Das Pferd zeigte sich als kräftig, breit und von Farbe gefleckt; ein Stein Wollenhaar hing ihm an jedem Vorder- und Hinterfuße. Der tapfere Kämpfer kam, wohl von dem Herzoge, seinem Herrn, unterrichtet, wie er sich mit dem tapferen Don Quixote von la Mancha zu benehmen habe, vielmals ermahnt, daß er ihn ja auf keine Weise umbringen solle, sondern dahin sehen, dem ersten Angriffe auszuweichen, um sich nicht in Lebensgefahr zu setzen, in der er sich ohne Zweifel befände, wenn er im vollen Rennen auf ihn stieße. Er ritt um den Platz, und als er dorthin gekommen war, wo die Dueñas saßen, hielt er eine Weile, um die zu beschauen, die ihn zum Gemahl verlangte. Der Marschall rief Don Quixote, der sich schon auf dem Platze aufstellte, und sprach neben Tosilos mit den Dueñas, welche er fragte, ob sie darein willigten, daß sich für ihr Recht zu kämpfen Don Quixote von la Mancha einfände. Sie sagten ja und daß alles, was er in diesem Handel tun würde, gut getan und gültig und rechtskräftig sein sollte. Der Herzog und die Herzogin hatten sich indessen schon auf eine Galerie verfügt, die auf die Schranken niedersah, welche von unzähligen Leuten umringt waren, die den Ausgang dieses niegesehenen Kampfes erwarteten. Die Bedingung der Kämpfenden war, daß wenn Don Quixote obsiegte, sein Gegner sich mit der Tochter der Doña Rodriguez verheiraten mußte, wäre er aber der Besiegte, so war sein Mitkämpfer seines Wortes frei, ohne irgendeine andere Genugtuung zu geben. Der Zeremonienmeister teilte das Sonnenlicht zwischen ihnen und stellte beide dahin, wo sie

Weitere Kostenlose Bücher