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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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undankbar sei. Mein Trost ist nur, daß man von diesem Geschenke nicht sagen kann, es sei eine Bestechung, denn ich hatte die Statthalterschaft noch nicht, als sie es schickte, und das gehört sich, daß die, die eine Wohltat empfangen, sich dankbar bezeigen müssen, wenn es auch nur durch eine Kinderei geschieht. Kurz, nackt kam ich in die Statthalterschaft, und nackt komme ich wieder heraus, und darum kann ich mit gutem Gewissen, was nicht wenig ist, sagen: Nackt wurde ich geboren, nackt bin ich noch, ich habe nichts verloren, nichts gewonnen.«
    Dieses sagte Sancho für sich am Tage der Abreise. Als Don Quixote abreisen wollte, nachdem er sich den Abend vorher von dem Herzogspaar beurlaubt hatte, zeigte er sich des Morgens frühe gewaffnet auf dem Hofe des Kastells. Von den Galerien sahen ihm alle Leute von dem Schlosse zu, und das Herzogspaar kam ebenfalls, ihn zu sehen. Sancho befand sich auf seinem Grauen mit dem Schnappsacke, Felleisen und Vorrat höchst vergnügt, denn der Haushofmeister des Herzogs, der nämliche, der die Dreischleppina war, hatte ihm einen Beutel mit zweihundert Dukaten gegeben, um damit die Unkosten der Reise zu bestreiten, was aber Don Quixote noch nicht wußte. Als alle, wie gesagt, zugegen waren, um ihn zu sehen, erhob unter den übrigen Dueñas und Kammerfrauen der Herzogin, die ihn betrachteten, die lustige und kluge Altisidora die Stimme und sagte mit klagenden Tönen:
Höre doch, du schlechter Ritter,
Halt noch etwas an die Zügel,
Noch nicht mach’ des schlechten Viehes
Magern Seiten Qual und Mühe.
Siehe, Falscher, du entfliehst nicht
Einem Drachen wild und wütig,
Sondern nur dem schwachen Lämmchen,
Das noch lange Schaf nicht würde.
Ha! die schönste Jungfrau täuschtest
Du, o grauses Ungetüme,
Die Dian’ in ihren Felsen,
Venus sah in ihren Wüsten.
Du Bireno hart, Äneas flüchtig,
Satan mit dir, der vergelt’s dir tüchtig!
In den Krallen deiner Fäuste
Führst du weg (gottlos Entführen!)
Meiner Demut Herz und Seele,
Der Verliebten zart und züchtig.
Du entführst mir drei Schlafmützen
Und ein Knieband, das sich fügte
Beinen, gleich dem reinsten Marmor,
Ganz so glatt und weiß und trübe.
Du entführst zweitausend Seufzer,
Feurig so, daß sie genügten,
Wohl zweitausend Trojas, gäb’ es
Soviel Trojas, anzuzünden.
Du Bireno hart, Äneas flüchtig,
Satan mit dir, der vergelt’s dir tüchtig!
Diesem Sancho, deinem Knappen,
Werde Eingeweid’, Gemüte,
Steinhart, daß sich Dulcinea
Nie aus der Verzaub’rung füge.
Büße sie durch harte Strafe
Der Verbrechen, das du übtest:
Oft schlägt man bei mir zu Hause
Den Gerechten für den Sünder.
Deine besten Abenteuer
Gehn in teures Elend über,
Dein Vergnügen schwind’ in Träumen,
Deine Treu’ in nichts zertrümmre.
Du Bireno hart, Äneas flüchtig,
Satan mit dir, der vergelt’s dir tüchtig!
Von Sevilla bis Marchena
Nenne man dich falsch und trügend,
Von Granada bis nach Loxa,
Von London zu England ’nüber.
Spielst du Lomber und Primero
Und Piquet, müssen die Trümpfe,
Und die Kön’ge, und die Sieben,
Alle As dir werden flüchtig.
Wenn du dir die Leichdorn schneidest,
Mag das Blut dem Schnitt entspritzen,
Läßt du Zähne dir ausziehen,
Bleiben stehen dir die Stümpfe!
Du Bireno hart, Äneas flüchtig,
Satan mit dir, der vergelt’s dir tüchtig!
    Indessen sich auf diese Weise die traurige Altisidora beklagte, schaute sie Don Quixote unverwandt an, kehrte sich sodann, ohne etwas zu antworten, gegen Sancho und sagte: »Bei dem Leben deiner Ahnen, o mein Sancho, beschwöre ich dich, mir eine Wahrheit zu sagen, sprich, hast du denn vielleicht die drei Mützen und die Bänder mitgenommen, von denen diese verliebte Jungfrau spricht?«
    Worauf Sancho antwortete: »Die drei Mützen habe ich mitgenommen, die Bänder aber so wenig als die Fahne vom Kirchturme.«
    Die Herzogin verwunderte sich über die Leichtfertigkeit der Altisidora, denn ob sie sie gleich für aufgeräumt, lustig und leichtfertig gehalten hatte, so hatte sie doch nie geglaubt, daß sie dergleichen unternehmen könne, und da sie von dem Spaße nichts gewußt hatte, so war ihr Erstaunen um so größer. Der Herzog wollte den Scherz auf das äußerste treiben und sagte: »Nicht edel scheint es mir, Herr Ritter, daß, nachdem Ihr in meinem Schlosse die freundschaftliche Aufnahme empfangen habt, welche Euch widerfahren ist, Ihr so kühn seid, die drei Schlafmützen zum wenigsten und am Ende gar die Strumpfbänder meiner Kammerfrau zu entführen, Zeichen

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