Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
unseres gnädigen Herzogs, hat man uns statt des wahrhaftigen Bräutigams untergeschoben; Gerechtigkeit im Namen Gottes und des Königs wegen solcher Bosheit, um es nicht Schelmerei zu nennen.«
»Bekümmert euch nicht, meine Damen«, antwortete Don Quixote, »denn hier ist weder Bosheit noch Schelmerei, oder wenn sie da ist, so rührt sie nicht vom Herzoge her, sondern von den boshaften Zauberern, die mich verfolgen, die neidisch darüber, daß ich den Ruhm dieses Sieges davontragen sollte, das Gesicht Eures Bräutigams in dieses verwandelt haben, welches, wie Ihr sagt, dem Lakaien des Herzogs zugehört; nehmt meinen Rat an und heiratet ihn, der Bosheit meiner Feinde zum Trotz, denn ohne Zweifel ist er der nämliche, den Ihr zu Eurem Gemahl habt erwerben wollen.«
Als der Herzog dies hörte, hätte er beinahe seinen ganzen Zorn weggelacht, er sagte: »Die Dinge, welche dem Herrn Don Quixote zustoßen, sind so außerordentlich, daß ich es glauben muß, daß dieser mein Lakai es nicht sei. Wir wollen uns aber dieser Erfindung und List bedienen; laßt uns, wenn es euch gefällt, die Hochzeit vierzehn Tage aufschieben und diese Person, die uns irremacht, so lange eingeschlossen halten, in dieser Zeit erhält er vielleicht seine vorige Gestalt wieder, denn der Grimm der Zauberer gegen den Herrn Don Quixote wird doch nicht so lange dauern, vollends wenn sie sehen, daß ihnen ihre Schelmereien und Verwandlungen so wenig nutzen.«
»Ach, gnädiger Herr«, sagte Sancho, »diese Schufte haben es nur gar zu sehr in der Art, die Dinge, die meinen Herrn angehen, in ganz etwas anderes zu verwandeln. Einen Ritter, den er vor einiger Zeit überwand und der der von den Spiegeln hieß, verkehrten sie in die Gestalt des Bakkalaureus Simson Carrasco, der in unserem Dorfe geboren und unser sehr guter Freund ist, und meine gnädige Dulcinea von Toboso haben sie in eine gemeine Bäuerin verkehrt, und darum glaube ich, daß dieser Lakai als Lakai leben und sterben wird, die ganze Zeit seines Lebens hindurch.«
Worauf die Tochter der Rodriguez sagte: »Mag er sein, wer er will, der mich zur Frau begehrt, so nehme ich ihn an, denn ich will lieber die rechtmäßige Frau eines Lakaien sein als die Mätresse und Verführte eines Ritters, obgleich der es nicht ist, der mich verführt hat.«
Alle diese Dinge endigten damit, daß Tosilos eingesperrt wurde, so lange, bis man sehe, was aus seiner Verwandlung würde. Alle riefen den Sieg des Don Quixote aus, und die meisten waren traurig und ärgerlich darüber, daß die so sehnlich erwarteten Kämpfer sich nicht in Stücke zerrissen hatten, so wie sich der Pöbel betrübt, wenn er gehofft hatte, einen gehenkt zu sehen, der von der Gegenpartei oder von der Gerechtigkeit Vergebung erhält. Die Menschen gingen fort, der Herzog und Don Quixote kehrten in das Schloß zurück, Tosilos wurde gefangengesetzt, Doña Rodriguez und ihre Tochter waren sehr zufrieden, weil sie sahen, daß dieser Handel auf dem einen oder dem anderen Wege zu einer Heirat ausschlagen würde, und Tosilos hoffte nichts Geringeres.
57. Kapitel
Enthält, wie Don Quixote sich vom Herzoge beurlaubte und was ihm mit der klugen und aufgeräumten Altisidora, der Kammerfrau der Herzogin, begegnete.
Nun schien es dem Don Quixote Zeit, den Müßiggang zu verlassen, in welchem er sich in diesem Kastelle befand; denn er stellte sich vor, daß es ein großer Verlust sei, wenn er sich länger so einschließen lasse und untätig unter diesen unzähligen Festlichkeiten und Vergnügungen bleibe, die ihm das Herzogspaar als einem irrenden Ritter anstellte, und da er glaubte, er müsse dem Himmel von dieser Muße und Zurückgezogenheit strenge Rechenschaft ablegen, so bat er das Herzogspaar um die Vergünstigung, sich beurlauben zu dürfen. Diese gaben sie ihm auf eine solche Weise, als wenn es ihnen sehr schmerzlich fiele, ihn von sich zu lassen. Die Herzogin gab dem Sancho Pansa die Briefe seiner Frau, der über sie weinte und sagte: »Wer hätte das gedacht, daß so große Hoffnungen, als in der meiner Frau Therese Pansa über die Nachricht meiner Statthalterschaft erzeugt wurden, darauf hinauslaufen sollten, daß ich jetzt wieder hinter den Abenteuern meines Herrn Don Quixote von la Mancha mich herschleppe? Aber ich bin doch vergnügt darüber, daß ich sehe, Therese führt sich so auf, wie es sich schickt, indem sie der Herzogin die Eicheln übersendet, denn wenn sie das nicht getan hätte, so würde ich mich sehr ärgern, daß sie so
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