Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)
Quixote genommen hatte, und daß er die Absicht habe, bei den Turnieren zu Saragossa sich einzufinden. Er erzählte ihm auch, was sie für Spaß mit ihm gehabt, sowie den Plan, die Dulcinea zu entzaubern, welches auf Kosten vom Hintern des Sancho geschehen solle. Er teilte ihm ebenso den Possen mit, den Sancho seinem Herrn gespielt hatte, indem er ihm eingebildet, daß Dulcinea verzaubert und in eine Bäuerin verwandelt sei, und wie die Herzogin, seine Gemahlin, dem Sancho wieder eingebildet habe, daß er der Getäuschte sei, weil Dulcinea in der Tat verzaubert wäre, worüber der Bakkalaureus sehr lachte und sich verwunderte, indem er den Scharfsinn und die Dummheit des Sancho erwog sowie den hohen Grad der Narrheit des Don Quixote. Der Herzog bat ihn, wenn er ihn anträfe, er möchte ihn nun überwinden oder nicht, zu ihm zurückzukehren und ihm den Erfolg zu melden. Dies versprach der Bakkalaureus, reiste ihm nach, fand ihn aber nicht zu Saragossa, worauf er weiterging und sich das zutrug, was oben erzählt ist. Er kehrte nach dem Schlosse des Herzogs zurück und teilte diesem alles mit, nebst den Bedingungen des Kampfes, und daß Don Quixote schon umkehre, um als ein braver irrender Ritter das Wort zu halten, welches er gegeben habe, sich auf ein Jahr nach seinem Dorfe zurückzuziehen. In dieser Zeit ist es vielleicht möglich, sagte der Bakkalaureus, daß er von seiner Tollheit geheilt werde, denn dieses sei die Absicht, die ihn bewogen habe, die Verkleidung vorzunehmen, weil es zu bedauern, daß ein Edelmann von so gutem Verstande, wie Don Quixote, sich als ein Toller zeige. Hiermit beurlaubte er sich vom Herzoge und ging in sein Dorf zurück, wo er wartete, daß ihm Don Quixote nachkommen solle. Davon nahm der Herzog Gelegenheit, diese Posse anzustellen, so sehr ergötzte er sich an dem, was Don Quixote und Sancho taten. Er ließ alle Wege weit und breit um das Schloß herum, wo er nur irgend glaubte, daß Don Quixote vorbeikommen könne, mit vielen seiner Bedienten zu Fuß und zu Pferde besetzen, damit sie ihn im guten oder bösen zum Schlosse brächten, wenn sie ihn fänden. Sie fanden ihn, gaben dem Herzoge Nachricht, der schon alles eingerichtet hatte, was geschehen sollte, und daher gleich, als er die Nachricht von seiner Ankunft empfing, die Fackeln und die Lampen auf dem Hofe anzünden ließ, worauf sich Altisidora auf ihr Grabmal legte und alle jene Zurüstungen geschahen, welche erzählt sind und die so täuschend und gut ausfielen, daß zwischen ihnen und der Wirklichkeit nur ein geringer Unterschied war. Und Cide Hamete fügt hinzu, daß er der Meinung sei, die Spötter wie die Verspotteten seien gleiche Toren, und daß das Herzogspaar nicht zwei Finger breit von der Narrheit entfernt gewesen, da sie es mit solchem Eifer betrieben, mit zwei Narren eine Posse anzustellen, welche den einen jetzt im tiefen Schlafe liegend und den anderen mit seinen bekümmerten Gedanken wachend der Tag jetzo beleuchtete und ihm die Lust aufzustehen erregte; denn niemals erfreuten, weder als Sieger noch Besiegter, die faulen Federn den Don Quixote.
Altisidora, in der Meinung des Don Quixote vom Tode zum Leben erstanden, der Laune ihrer Gebieter sich fügend, mit dem nämlichen Kranze geschmückt, den sie auf dem Grabmale trug, bekleidet mit einem leichten Gewande von weißem Taft, mit goldenen Blumen gestickt, die Haare über die Schultern fließend, sich lehnend auf einen Stab von schwarzem und feinstem Ebenholze, trat jetzt in das Gemach des Don Quixote, der darüber erstaunt und verwirrt sich zusammenkrümmte und fast ganz in die Decken und Kissen seines Bettes verkroch, mit stummer Zunge, ohne auch nur auf irgendeine Artigkeit zu denken. Altisidora setzte sich in einen Stuhl zu seinem Haupte nieder, und nachdem sie einen tiefen Seufzer ausgestoßen, sagte sie mit zärtlicher und schwacher Stimme zu ihm: »Wenn vornehme Damen und sittsame Jungfrauen sich über die Ehrbarkeit hinwegsetzen und der Zunge die Erlaubnis geben, daß sie durch alle Schranken brechen und öffentlich die Geheimnisse bekanntmachen darf, welche im Herzen verschlossen liegen, so müssen sie sich in der schlimmsten Bedrängnis befinden. Ich, Herr Don Quixote von la Mancha, bin eine von diesen, eine Bedrängte, Besiegte und Verliebte; aber dessenungeachtet eine so Duldende und so Sittsame, daß, weil ich es so sehr bin, mir das Herz am Schweigen brach und ich das Leben verlor. Vor zwei Tagen hat der Gedanke an die Grausamkeit, mit welcher du mich
Weitere Kostenlose Bücher