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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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Augen zu sehen seine nun nicht mehr traurige Gestalt, sondern seine widerwärtige und scheußliche Fratze.«
    »Ich denke eben daran«, sagte der Herzog, »daß man wohl sagt:
Denn wer Schmähungsworte spricht,
ist schon dem Vergeben nahe.«
    Altisidora tat, als wenn sie sich die Tränen mit einem Tuche abtrocknete, worauf sie sich gegen ihre Herrschaft verneigte und das Zimmer verließ. »Geh nur«, sagte Sancho, »du armes Mädchen, geh nur, sage ich, du bist unglücklich angekommen, denn du hast es mit einer binsenen Seele und einem eichenen Herzen zu tun gehabt; wahrhaftig, hättest du es mit mir zu tun gehabt, so hätte dir wohl ein anderer Hahn gekräht.«
    Das Gespräch war geendigt, Don Quixote kleidete sich an, aß mit dem Herzogspaare und reiste am Abend ab.

71. Kapitel

    Was dem Don Quixote mit seinem Stallmeister Sancho begegnete, als er nach seinem Dorfe reiste.
    Der besiegte und bedrängte Don Quixote reiste fort, einerseits in das tiefste Sinnen versunken und andererseits überaus vergnügt. Seine Traurigkeit rührte von seiner Besiegung her, und seine Freude, daß er die Kraft des Sancho erwog, die dieser bei der Auferweckung der Altisidora bewiesen hatte, ob er sich gleich nur mit Mühe überreden konnte, daß das verliebte Mädchen im Ernste tot gewesen sei. Sancho war durchaus nicht vergnügt, sondern er war verdrießlich darüber, daß Altisidora nicht ihr Wort gehalten und ihm die Hemden gegeben hatte, und indem er sich dieses hin und her überlegte, sagte er zu seinem Herrn: »Wahrhaftig, gnädiger Herr, ich bin der unglücklichste Arzt, der auf der Welt gefunden werden kann, denn es gibt Doktoren, die dafür, daß sie den Kranken gesund machen sollen, umbringen, ihre Bezahlung für ihre Mühe verlangen, die in nichts weiter besteht, als auf ein Zettelchen etliche Arzneien zu schreiben, die sie nicht machen, sondern der Apotheker, und das Geld ist uns aus der Tasche geschwatzt. Ich aber, den die fremde Gesundheit Blutstropfen, Nasenstüber, Zwicken, Nadelstiche und Geißelhiebe kostet, bekomme nicht einen Dreier; ich schwöre aber, daß, wenn ich wieder einen Kranken unter Händen kriege, man mir die meinigen gewiß schmieren soll, ehe ich ihn kuriere, denn jedes Amt muß seinen Mann ernähren, und ich kann nicht glauben, daß mir der Himmel die Kraft, welche ich besitze, dazu verliehen hat, daß ich sie anderen für nichts und wieder nichts mitteilen soll.«
    »Du hast recht, lieber Sancho«, antwortete Don Quixote, »und Altisidora hat darin sehr übel getan, daß sie dir die versprochenen Hemden nicht gegeben hat, und obgleich deine Kraft gratis data ist, indem sie dich kein Studium gekostet, so sind doch die Martern deiner Person für mehr als Studium anzusehen. Ich kann dich versichern, daß wenn du von mir eine Bezahlung für die Hiebe zur Entzauberung der Dulcinea fordern wolltest, ich sie dir geben würde, daß du zufrieden sein könntest; nur weiß ich nicht, ob die Bezahlung nicht der Wirksamkeit hinderlich sein möchte, und ich wünschte nicht, daß der Lohn der Heilkraft in den Weg trete. Dessenungeachtet wird nichts verloren sein, wenn wir es versuchen; überlege, Sancho, was du fordern willst, und geißele dich sogleich und mache dich selber dann bar bezahlt, denn du hast mein Geld in Verwahrung.«
    Bei dieser Anerbietung tat Sancho die Augen und Ohren spannenweit auf und gab in seinem Herzen die Einwilligung, sich von freien Stücken zu geißeln, worauf er zu seinem Herrn sagte: »Nun gut, gnädiger Herr, so will ich Euch denn darin Euren Willen tun, was Ihr von mir verlangt, da es mir Vorteil bringt; denn die Liebe, die ich zu meiner Frau und meinen Kindern trage, macht, daß ich eigennützig scheine. Sagt mir nur, wieviel Ihr mir für jeden Hieb geben wollt, den ich mir zuteile.«
    »Wenn ich dir bezahlen sollte, Sancho«, antwortete Don Quixote, »was die Größe und Wichtigkeit dieses Dienstes wert ist, so wären die Schätze Venedigs und die Minen Potosis bei weitem nicht hinreichend, dich zu belohnen; überschlage du, wieviel du von meinem Gelde hast, und bestimme selbst den Preis für jeden Hieb.«
    »Sie betragen in allem«, antwortete Sancho, »dreitausend und dreihundert; davon habe ich mir fünf gegeben, die anderen sind noch rückständig; bei so vielen mögen die fünfe auch mit unterlaufen, und wir wollen dreitausendunddreihundert rechnen, jeden zu einem Quartillo, denn um weniger kann ich sie nicht lassen, und wenn es auch die ganze Welt so haben wollte. Das macht

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