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Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
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sollst die Nasenstüber bekommen, du sollst gestochen werden, du sollst gezwickt seufzen. Auf, sage ich, ihr Diener, erfüllt meine Gebote, oder, so wahr ich ein ehrlicher Mann bin, ihr sollt sehen, was daraus entsteht.«
    Hierauf sah man über den Hof her sechs Dueñas erscheinen, die, wie in einer Prozession, eine hinter der anderen gingen, vier davon mit Brillen und alle den rechten Arm gerade ausgestreckt, die Ärmel vier Finger breit vom Gelenke zurück, um die Hände länger scheinen zu machen, wie es jetzt gebräuchlich ist. Sancho hatte sie nicht sobald wahrgenommen, als er wie ein Stier brüllte und schrie: »Ich will mir von der ganzen Welt im Gesichte hantieren lassen; aber daß Dueñas mich anrühren sollen, das kann ich nicht zugeben! Man mag mir das Gesicht zerkratzen, wie man es meinem Herrn hier im Schlosse getan hat; man mag mir den Leib mit scharfgeschliffenen Dolchen durchbohren, man mag mir die Arme mit glühenden Zangen kneifen, und ich will es mit Geduld ertragen oder um den Herren gefällig zu sein: aber daß mich Dueñas anrühren, das werde ich nicht zugeben, und wenn mich auch der Teufel holen sollte.«
    Auch Don Quixote brach sein Stillschweigen und sagte zu Sancho: »Habe Geduld, mein Sohn, erfülle den Wunsch dieser Herren und sage dem Himmel vielfach Dank, daß er deiner Person eine solche Kraft mitgeteilt, daß du durch ihre Zermarterung Bezauberte entzaubern und Tote erwecken kannst.«
    Die Dueñas waren dem Sancho schon nahe gekommen, und er setzte sich besänftigt und überredet im Sessel zurecht, hielt Gesicht und Bart der vordersten hin, welche ihm einen derben Nasenstüber gab und ihm dann eine tiefe Verbeugung machte.«Weniger Höflichkeit und weniger Schminke, Frau Dueña«, sagte Sancho, »denn bei Gott, Ihr habt Hände, die nach Weinessig riechen.«
    Hierauf gaben ihm alle Dueñas Nasenstüber, und viele Leute aus dem Hause zwickten ihn; was er aber nicht aushalten konnte, war das Stechen mit den Nadeln, sondern er stand wütend vom Stuhle auf und nahm eine brennende Fackel, womit er auf die Dueñas und alle seine Peiniger schlug und laut rief: »Fort, ihr Diener der Hölle, denn ich bin nicht von Erz, um diese ungeheuren Martern nicht zu fühlen.«
    Altisidora, die wohl müde sein mußte, so lange ausgestreckt zu liegen, kehrte sich indem nach der anderen Seite; als dieses die Umstehenden sahen, riefen sie alle aus einem Munde: »Altisidora lebt, es lebt Altisidora!« Rhadamanthus befahl dem Sancho, seinen Zorn zu besänftigen, denn die beabsichtigte Wirkung sei nun schon erreicht. Wie Don Quixote sah, daß Altisidora sich rührte, kniete er vor Sancho nieder und sagte zu ihm: »Jetzt ist es Zeit, o mein Herzenssohn und nicht mein Stallmeister, daß du dir einige von den Streichen gibst, die du dir wegen der Entzauberung der Dulcinea geben mußt. Jetzt, sage ich, denn jetzt ist die Zeit, in welcher deine Kraft am wirksamsten ist und in der sie das Glück hervorbringen wird welches ich von dir erwarte.«
    Worauf Sancho antwortete: »Ja, ja, aus dem Regen in die Traufe, und hier kann man wohl mit Recht sagen, dem Reichen wird gegeben; das wäre schön, wenn nun noch nach diesen Kniffen, Nasenstübern und Stichen die Hiebe kommen sollten; nun fehlt nichts weiter, als daß man einen großen Stein nimmt und mir den um den Hals bindet und mich gleich in einen Brunnen schmeißt, worüber ich mich auch nicht sonderlich grämen würde, wenn ich, um andere zu kurieren, immer der Pfingstochse sein muß. Laßt mich gehen, oder bei Gott, ich schmeiße den ganzen Kram in den Dreck, mag doch dann daraus werden, was will.«
    Altisidora hatte sich indessen auf ihrem Grabmale schon hingesetzt, und zugleich erklangen Hoboen, von Flöten und den Stimmen aller begleitet, welche riefen: »Es lebe Altisidora, Altisidora lebe!«
    Das Herzogspaar stand auf, auch die Könige Minos und Rhadamanthus, sowie alle übrigen nebst Don Quixote und Sancho, um Altisidora zu empfangen und sie vom Grabmale heruntersteigen zu lassen. Sie spielte die noch halb Ohnmächtige, verneigte sich gegen das Herzogspaar und gegen die Könige, den Don Quixote aber sah sie von der Seite an und sagte zu ihm: »Gott vergebe dir, liebloser Ritter, denn durch deine Grausamkeit bin ich in der anderen Welt gewesen, und wie es mir scheint, über tausend Jahre; dir aber, mitleidigster Stallmeister, der auf dem Erdkreise zu finden ist, verdanke ich das Leben, welches ich genieße. Du hast von heute an, liebster Sancho, über sechs von

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