Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition)

Titel: Don Quixote von la Mancha: Roman (Fischer Klassik PLUS) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
meinen Hemden zu verfügen, die ich dir schenke, um dir sechs andere für dich daraus machen zu lassen, welche, wenn auch nicht durchaus ganz, doch wenigstens alle rein sind.«
    Sancho küßte ihr dafür die Hände, mit der Mütze in der Hand und auf den Knien. Der Herzog befahl, sie ihm abzunehmen und ihm seinen Hut wiederzugeben, auch sollten sie ihm seinen Rock geben und das Kleid mit Flammen wieder ausziehen. Sancho bat den Herzog, ihm das Kleid und die Mütze zu lassen, denn er wolle sie zum Andenken und zum Wahrzeichen einer so unerhörten Begebenheit mit nach Hause nehmen. Die Herzogin antwortete, er möge sie behalten, denn er wisse wohl, daß sie seine große Freundin sei. Der Herzog befahl, den Hof aufzuräumen und daß alle sich auf ihre Zimmer begäben, Don Quixote und Sancho möchten sie aber auf diejenigen führen, die ihnen schon bekannt wären.

70. Kapitel

    Welches auf das neunundsechzigste folgt und Dinge enthält, die wegen der Klarheit dieser Geschichte nicht ausgelassen werden durften.
    Sancho schlief die Nacht in einem Rollbette mit dem Don Quixote in einem Zimmer, dessen er zwar, wenn es möglich, enthoben gewesen wäre, weil er wußte, daß sein Herr ihn mit Fragen und Antworten nicht würde schlafen lassen, und er befand sich nicht in der Stimmung, viel zu sprechen, denn die Schmerzen seiner überstandenen Martern führten ihm diese immer vor Augen und ließen ihm die Zunge nicht frei, darum wäre es ihm gelegener gewesen, in einer Hütte allein zu schlafen als in diesem kostbaren Zimmer in Gesellschaft. Seine Furcht war auch so gegründet und sein Argwohn so berechtigt gewesen, daß sein Herr kaum in das Bett gestiegen war, als er zu ihm sagte: »Was dünkt dir, Sancho, von der Begebenheit dieser Nacht? Groß und gewaltig ist die Kraft der verschmähten Liebe, wie du mit deinen eigenen Augen Altisidora hast tot gesehen, nicht von anderen Pfeilen, noch einem anderen mörderischen Instrumente, noch einem tötenden Gifte, sondern bloß durch das Gefühl meiner Strenge und durch die Verachtung, mit welcher ich sie immer behandelt habe, getötet.«
    »Mag sie in Gottes Namen sterben, wann sie will und wie sie will«, antwortete Sancho, »und mich nur in Ruhe lassen, denn ich habe sie zeit meines Lebens weder verliebt gemacht noch verachtet. Ich weiß es nicht und kann es auch gar nicht begreifen, wie das Leben der Altisidora, eines mehr unklugen als verständigen Mädchens, wie ich schon einmal gesagt habe, mit der Marterung des Sancho Pansa zusammenhängt. Aber jetzt sehe und erkenne ich deutlich und bestimmt, daß es Zauberer und Zaubereien in der Welt gibt, von denen Gott mich befreien möge, denn ich weiß mich nicht davon freizumachen. Aber bei alledem bitte ich Euch inständigst, laßt mich schlafen und fragt mich nichts mehr, wenn Ihr nicht wollt, daß ich aus dem Fenster herausspringen soll.«
    »Schlafe, Freund Sancho«, antwortete Don Quixote, »wenn es dir die Nadelstiche und die empfangenen Kniffe und die Nasenstüber erlauben.«
    »Kein Schmerz«, versetzte Sancho, »ist der Kränkung mit den Nasenstübern zu vergleichen, und zwar aus keiner anderen Ursache, als daß sie mir Dueñas gemacht haben, die der Teufel holen mag, und laßt mich schlafen, das bitt’ ich nochmals flehentlichst, denn der Schlaf ist eine Erleichterung alles Unglücks, das man nur jemals im Wachen haben kann.«
    »Schlaf gesund«, sagte Don Quixote, »und Gott möge dich behüten.«
    So schliefen sie beide ein, und unterdessen will Cide Hamete, der Verfasser dieser großen Geschichte, uns Rechenschaft geben, was das Herzogspaar bewog, das Gebäude des eben geschilderten Betruges aufzuführen. Der Bakkalaureus Simson Carrasco hatte es nicht vergessen, wie er als Ritter von den Spiegeln von Don Quixote überwunden und niedergeworfen war, welche Besiegung und Niederlage alle seine Pläne vereitelte und vernichtete, weshalb er die Sache noch einmal versuchen wollte, indem er auf einen glücklicheren Erfolg als den ersten rechnete. Er erkundigte sich also bei dem Pagen, welcher der Therese Pansa, der Frau des Sancho, den Brief und das Geschenk überbracht hatte, wo Don Quixote sei, schaffte neue Waffen und Pferd an und führte in seinem Schilde einen silbernen Mond, welches alles er auf ein Maultier lud, das ein Bauer führte, aber nicht Thomas Cecial, sein voriger Stallmeister, damit er weder vom Don Quixote noch vom Sancho erkannt würde. So kam er zum Schlosse des Herzogs, der ihm den Weg anzeigte, welchen Don

Weitere Kostenlose Bücher