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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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es denn in der Tat nicht fassen, so muß man es ihnen mit den Händen zeigen und so vor die Augen stellen, und dennoch ist alles dieses noch nicht hinreichend, sie von den Wahrheiten unsrer heiligen Religion zu überführen; derselben Art und Weise, mich zu bedienen, wäre auch bei dir nötig, denn das Vorhaben, worauf du verfallen bist, liegt so sehr von allen dem entfernt, was auch nur noch auf eine Spur von Vernunft Ansprüche macht, daß es mir nur verschwendete Zeit dünkt, wenn man dir deine Torheit deutlich machen wollte; denn ich kann ihm jetzt keinen andern Namen beilegen, und darum dürfte ich dich nur geradezu auf Gefahr deines Verderbens in deinem Wahnsinne verharren lassen. Aber meine Freundschaft leidet nicht, daß ich so hart gegen dich sein könnte, sie gibt es nicht zu, daß ich dich in einer so augenscheinlichen Gefahr darf zugrunde gehen lassen; und damit du dies deutlich einsiehst, so sage mir, Anselmo, hast du mir nicht selbst gesagt, daß ich mich jetzt um eine Sittsame bewerben solle? eine Tugendhafte überreden? einer Uneigennützigen Anerbietungen machen? einer Verständigen aufwarten? Dies hast du gesagt; wenn du nun also weißt, daß deine Gattin sittsam, tugendhaft, uneigennützig und verständig ist, was willst du? Und wenn du glaubst, daß sie aus allen meinen Bestürmungen als Siegerin hervorgehen wird – wie es gewiß geschieht –, mit welchen schöneren Würden denkst du sie denn künftig zu nennen, als sie jetzt schon besitzt? oder was wird sie denn Besseres sein, als was sie jetzt ist? so daß du sie also für was anderes hältst, als du sagst, oder selbst nicht weißt, was du verlangst. Hältst du sie nicht für das, was du von ihr sagst, warum willst du sie anders auf die Probe stellen, als um das Schlimmste, was dir nur einfallen kann, mit ihr vorzunehmen? Ist sie aber so edel, wie du es glaubst, so ist es Fürwitz, eine neue Erfahrung über dieselbe Wahrheit zu machen, die, wenn sie gemacht ist, zu der vorigen Achtung nichts hinzufügen kann; so daß notwendig hieraus folgt, daß Dinge versuchen, aus denen eher Schaden als Vorteil entspringen kann, nur unverständigen und tollkühnen Gemütern eigen ist, besonders wenn sie es unternehmen, ohne dazu gezwungen und gedrängt zu werden, und die schon aus der Ferne sich deutlich kennbar machen, daß es nur Wahnsinn sei, sie zu unternehmen. Die schwierigen Sachen unternimmt man aber entweder für Gott oder für die Welt oder für beide zugleich; die man für Gott unternimmt, sind solche Sachen, denen sich die Heiligen unterzogen, um ein Leben wie Engel in menschlichen Körpern zu führen; die Dinge, die man aus Rücksicht für die Welt tut, werden von denen unternommen, welche über die Unendlichkeit der Fluten setzen, die Verschiedenheit des Klimas erfahren und die fernsten Völker sehen, um das zu erwerben, was man Glücksgüter nennt; und diejenigen, die für Gott und Welt verbunden sich versuchen, sind jene großherzigen Soldaten, die kaum in der feindlichen Mauer eine so kleine Lücke erblicken, wie sie die runde Kugel des Feuerwerkers geschlagen hat, und die, alle Furcht beiseite setzend und ohne andre Überlegung, ohne an die Gefahr zu denken, die ihnen offen droht, wie auf den Flügeln ihres herzlichen Verlangens für ihren Glauben, ihr Vaterland und ihren König fortgerissen werden und sich unerschrocken in die Mitte von tausend gegenstehenden Toden stürzen, die ihrer warten. Diese Dinge sind es, die man versucht, und es ist ehrenvoll, rühmlich und nützlich, sie zu versuchen, wenn auch so viele Mühseligkeiten und Gefahren sich entgegenwerfen; was du aber versuchen und unternehmen willst, geschieht nicht, um die Liebe Gottes, Glücksgüter oder Ruhm unter den Menschen zu erwerben, denn wenn es dir auch so gelingt, wie du wünschest, so wirst du darum um nichts vergnügter, reicher oder geehrter, als du es jetzt bist, kommt es aber anders, so bist du in das größte Elend versunken, das man sich nur vorstellen kann, denn alsdann hilft es dir nichts, zu denken, daß kein anderer um dein Unglück wisse, denn um dich zu betrüben und zu vernichten, ist es hinreichend, daß du selbst darum wissest. Zur Bestätigung dieser Wahrheit will ich dir eine Stanze hersagen, die der berühmte Poet Luis Tansilo geschrieben, am Ende seines ersten Teils der Tränen des heiligen Petrus, die also lautet:

    Es wächst der Schmerz, es wächst das Schamerröten
In Petrus, als sich Sonn und Tag verkünden,
Es sieht ihn niemand, doch muß er

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