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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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verlange ich sie«, versetzte Don Quixote, »denn ich bin weder von Marmor, noch seid Ihr von Erz; jetzt ist es auch nicht Mittag, sondern Mitternacht und wohl noch etwas mehr, wie ich denke; wir sind in einem Gemache, das verschlossener ist und abgelegener liegt, als es die Höhle gewesen sein muß, in welcher der verräterische und kühne Aeneas die schöne und fromme Dido genoß. Aber gebt mir, Señora, die Hand, denn ich verlange keine andere und größere Sicherheit, als die aus meiner Enthaltsamkeit und Tugend entspringt und welche ich mir von diesen äußerst ehrwürdigen Schleiern versprechen darf.« Und indem er dieses sagte, küßte er ihre rechte Hand und faßte sie mit der seinigen, die sie ihm mit den nämlichen Zeremonien reichte.
    Hier macht Cide Hamete eine Parenthese und sagt, daß er, beim Mahomet, das beste von seinen beiden Kleidern gegeben hätte, um die beiden zu sehen, wie sie in dieser Stellung von der Tür zum Bette gewandert sind. Hierauf begab sich Don Quixote auf sein Lager, und Doña Rodriguez setzte sich in einen Stuhl, der vom Bette etwas entfernt stand, indem sie weder die Brille noch das Licht ablegte. Don Quixote wickelte sich unter und bedeckte sich ganz, so daß nichts als sein Gesicht frei blieb, und nachdem nun beide beruhigt waren, war der erste, welcher das Stillschweigen unterbrach, Don Quixote, welcher sagte: »Nun mag Euer Gnaden Doña Rodriguez alles ausschütten, was sie in ihrem leidvollen Herzen und in ihren betrübten Eingeweiden verborgen hat, denn ich will es mit keuschen Ohren anhören und ihm mit frommen Werken zu Hülfe kommen.«
    »Das glaube ich auch«, antwortete die Dueña, »denn von dem heldenmütigen und anmutigen Äußern Eurer Gnaden konnte man keine andere als diese christliche Antwort erwarten.
    Die Sache ist nun die, Herr Don Quixote: Euer Gnaden sieht mich zwar in diesem Sessel sitzen und mitten im Königreiche Aragon, in der Kleidung einer armseligen und geringen Dueña, aber darum bin ich doch aus Asturien von Oviedo geboren, und in einer Familie, die zu den allervorzüglichsten in der ganzen Provinz gehört ; doch mein unglückliches Schicksal und die Sorglosigkeit meiner Eltern, die vor der Zeit arm wurden, ohne daß sie wußten, wie oder wie es nicht geschah, führten mich an den Hof nach Madrid, wo meine Eltern mich zu meinem Besten, und um größeres Unheil zu verhüten, als Nähterin bei einer vornehmen Dame unterbrachten; und Euer Gnaden muß hierbei erfahren, daß im feinen Nähen, und mit weißem Zeuge umzugehen, mir es noch keiner, zeit meines ganzen Lebens, gleichgetan hat. Meine Eltern ließen mich im Dienst und gingen in ihre Heimat zurück, von wo sie nach wenigen Jahren wohl nach dem Himmel gegangen sind, denn sie waren überlei gute und katholische Christen. Ich war Waise und mußte mich mit dem kümmerlichen Gehalt und den knappen Geschenken ernähren, die dergleichen Dienerinnen immer im Palaste zu erhalten pflegen, und um diese Zeit, ohne daß ich ihm Gelegenheit dazu gegeben hätte, verliebte sich ein Stallmeister des Hauses in mich, ein Mann schon bei Jahren, bärtig und von angesehener Person, vorzüglich aber ein Edelmann, wie der König, denn er war aus dem Gebirge. Wir hielten unsere Liebe nicht so geheim, daß meine Dame nicht davon Kundschaft sollte bekommen haben, die, um das Reden und Klatschen zu vermeiden, uns auf den Wegen und mit dem Segen unserer heiligen Mutter, der römischkatholischen Kirche, verheiratete, aus welcher Ehe eine Tochter geboren wurde, um meinem Glücke völlig Garaus zu spielen, wenn ich noch welches hatte, nicht als ob ich an der Geburt gestorben wäre, denn sie kam gesund und zu ihrer Zeit an, sondern weil mein Mann bald darauf an einem gehabten Schrecken starb, worüber sich Euer Gnaden gewiß wundern würde, wenn ich jetzt Zeit hätte, die Sache zu erzählen.« Bei diesen Worten fing sie kläglich zu weinen an und sagte: »Verzeiht mir, mein gnädiger Herr Don Quixote, ich kann es nicht hindern, denn sooft ich mich meines armen Mannes erinnere, kommen mir die Tränen in die Augen. Lieber Gott, mit welchem Anstande hatte er meine Dame hinter sich auf einem großen Maultiere, das so schwarz wie Ebenholz war! denn damals waren noch keine Kutschen und Sänften Mode, wie sie es jetzt sein sollen, sondern die Damen saßen hinter ihren Stallmeistern; eins muß ich Euch wenigstens erzählen, woraus Ihr die große Lebensart und das Zeremoniöse meines lieben Mannes sehen könnt. Beim Eingang der Straße

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