Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
Schlafens, denn die Richter sind von Fleisch und Blut, sie müssen der Natur geben, was sie natürlicherweise von ihnen fordert, außer daß ich der meinigen nicht zu essen anbieten darf. Dank sei es dem Herrn Doktor Pedro Recio Tirteafuera, der hier gegenwärtig ist, denn er will, daß ich vor Hunger sterben soll, und behauptet, dieser Tod sei Leben; ein solches möge Gott ihm und allen seines Gelichters gewähren, ich rede nämlich von den schlechten Ärzten, denn die guten verdienen Palmen und Lorbeerkränze.«
    Alle, die den Sancho Pansa kannten, verwunderten sich, als sie ihn so ausgewählt sprechen hörten, sie wußten nicht, wem sie es anders zuschreiben sollten als den Geschäften und wichtigen Ämtern, die den Verstand erheben oder herunterbringen. Der Doktor Pedro Recio Agüero de Tirteafuera versprach ihm endlich, ihm ein Abendessen zu bewilligen, und wenn er auch gegen alle Aphorismen des Hippokrates verstoßen sollte. Damit gab sich der Statthalter zufrieden und erwartete sehr ängstlich die Nacht und die Stunde des Abendessens; und obgleich die Zeit, nach seiner Meinung, stehenblieb und sich nicht vom Flecke rührte, so kam doch endlich die von ihm so sehnlich gewünschte Stunde, in welcher man ihm zum Abendessen ein Salpicon von Kuhfleisch mit Zwiebeln gab, nebst den abgekochten Füßen eines Kalbes, das schon etwas bei Jahren war. Er beschäftigte sich daran mit mehr Vergnügen, als wenn man ihm mailändische Haselhühner gegeben hätte, Fasanen von Rom, Kalbfleisch von Sorrent, Rebhühner von Moron oder Gänse von Lavajos, und während des Essens wandte er sich zum Doktor und sagte: »Denkt darauf, Herr Doktor, daß Ihr mir in Zu kunft nicht so feine Sachen oder ausgesuchte Gerichte geben laßt, denn das hieße meinen Magen nur aus seiner Gewohnheit bringen, der an Ziegen-, Kuh- und Schweinefleisch gewöhnt ist, an Pökelfleisch, Wurzelwerk und Zwiebeln, und wenn Ihr ihm andere vornehme Gerichte gebt, so nimmt er sie nur ungern und manchmal wohl mit Ekel; was der Herr Speisemeister tun kann, ist, mir zuweilen die sogenannten Ollas potridas machen zu lassen, in diese kann man hineintun, was man will, wenn es sich nur essen läßt, denn ich werde dankbar dafür sein und es auch dereinst vergelten; übrigens spaße keiner mit mir, denn wir sind entweder, oder wir sind nicht ; wir wollen alle leben und friedlich und freundlich miteinander essen, denn wenn der Tag anbricht, so bricht er für alle an; ich will diese Insel regieren, ohne rechts links oder links rechts zu machen, und jeder Mensch trage nur die Nase in die Höhe und sehe gerade aus den Augen, denn sonst soll man merken, daß der Teufel los ist, und wenn man mir Ursache dazu gibt, so soll man Wunder schauen; ei ja! Mach dich nur zum Honig, so fressen dich die Fliegen.«
    »Wahrlich, Herr Statthalter«, sagte der Speisemeister, »Ihr habt in allem recht, was Ihr da gesagt habt, und ich verspreche, im Namen aller Insulaner auf dieser Insel, daß sie Euch mit der größten Pünktlichkeit, Liebe und Ergebenheit dienen werden, denn die sanfte Regierungsweise, die Ihr ihnen zu Anfang gezeigt habt, läßt sie nicht anders handeln oder auf irgend etwas denken, das zum Nachteil von Euer Gnaden ausfallen könnte.«
    »Ich glaube das«, antwortete Sancho, »und sie wären große Narren, wenn sie anders täten oder möchten, und ich sage noch einmal, daß man nur für meinen Unterhalt und für meinen Grauen Sorge trage, denn das ist das wichtigste und die Hauptsache, und wenn es Zeit ist, wollen wir die Ronde machen, denn es ist meine Absicht, diese Insel von aller Unreinigkeit, von allen Vagabunden, müßigem und lüderlichem Volke zu säubern; denn Ihr müßt wissen, daß das müßige und faule Gesindel im Staate das nämliche ist, was die Drohnen in den Bienenstöcken sind, die den Honig verzehren, welchen die arbeitsamen Bienen machen. Ich denke die Bauern zu begünstigen, den Edelleuten ihre Vorrechte zu bewahren, die Tugendhaften zu belohnen und vor allen Dingen die Religion und das Ansehen der Geistlichen in Ehren zu erhalten. Was meint Ihr dazu, meine Freunde? Ist es so recht, oder sitzt mir der Kopf nicht auf der rechten Stelle?«
    »Der gnädige Herr Statthalter spricht so«, sagte der Haushofmeister, »daß man erstaunen muß, wie ein Mann, so ganz ohne Wissenschaften, welche Ihr doch nicht besitzt, dergleichen Dinge sagen könne, voller Sentenzen und Ratschläge, die gänzlich von dem entfernt sind, was von Eurem Geiste diejenigen erwarteten,

Weitere Kostenlose Bücher