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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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verehre.«
    »Das kann alles wohl sein«, versetzte der Baccalaureus, »aber dubitat Augustinus.«
    »Zweifle, wer zweifeln will«, antwortete der Page; »was ich gesagt habe, ist die Wahrheit, die immer über der Lüge bleiben wird, wie Öl über dem Wasser, wo nicht, ›operibus credite et non verbis‹; gehe einer von diesen Herren mit mir und sehe mit seinen eigenen Augen, was er seinen Ohren nicht glauben will.«
    »Ich will mitgehen«, sagte Sanchica; »nehmt mich, lieber Herr, hinten auf Euer Pferd, denn ich ritte gar zu gern mit, um meinen Herrn Vater zu sehen.«

»Die Töchter der Statthalter dürfen nicht so allein die Landstraßen bereisen, sondern von Kutschen und Sänften begleitet und einer großen Anzahl ihrer Bedienten.«
    »Mein' Seel'«, antwortete Sanchica, »ich reite ebensogern auf einem Esel, als ich in einer Kutsche fahre. Wer wird so viele Umstände machen.«
    »Schweig, Mädchen«, sagte Therese, »denn du weißt nicht, was du sprichst, und dieser Herr hat recht, denn wie die Zeiten, so die Sitten: so lange Sancho, Sancha, nun Statthalter, Dame; und ich glaube, ich rede vernünftig.«
    »Vernünftiger, als die Señora Therese glaubt«, sagte der Page, »aber gebt mir zu essen und fertigt mich bald ab, denn ich will mich noch heut abend auf den Rückweg machen.«
    Worauf der Pfarrer sagte: »Lieber Herr, nehmt lieber bei mir vorlieb, denn die Frau Therese hat mehr den guten Willen als Vermögen, einen so edlen Gast zu bewirten.«
    Der Page entschuldigte sich, gab aber endlich doch, zu seinem eigenen Besten, seine Einwilligung, und der Pfarrer nahm ihn sehr gern mit sich, um Gelegenheit zu haben, sich umständlich nach Don Quixote und dessen Begebenheiten zu erkundigen. Der Baccalaureus erbot sich, für Therese die Antworten auf die Briefe zu schreiben; sie wollte aber nicht, daß sich der Baccalaureus in ihre Sachen menge, weil sie ihn für einen Spötter hielt, sie gab daher einem Chorknaben, welcher schreiben konnte, einen Kuchen und zwei Eier, der ihr zwei Briefe schrieb, einen für ihren Mann und einen für die Herzogin, die sie ihm ganz diktierte und die nicht die schlimmsten sind, die in dieser großen Historie vorkommen, wie man weiter unten sehen wird.

    18. [51.] KAPITEL
Fortgesetzte Regierung des Sancho Pansa und andere
angenehme Begebenheiten

    Der Tag brach an, welcher auf die Nacht folgte, in der der Statthalter die Ronde gemacht hatte und welche der Speisemeister ohne Schlaf zubrachte, indem er seine Gedanken nur mit dem Angesichte, den Reizen und der Schönheit des verkleideten Mädchens beschäftigte, während der Haushofmeister bemüht war, seinen Gebietern dasjenige, was Sancho sagte und tat, niederzuschreiben, gleich sehr über seine Taten wie über seine Reden verwundert, denn seine Worte wie seine Handlungen waren mit Anzeigen von Verstand und Dummheit vermischt. Endlich erhob sich der Herr Statthalter, und auf Befehl des Doktors Pedro Recio setzte man ihm ein Frühstück vor, das aus wenig Eingemachtem und einem Glase frischem Wasser bestand, welches Sancho gern gegen ein Stück Brot und eine Weintraube ausgetauscht hätte; da er aber sah, daß hier mehr Zwang als freier Wille stattfand, fügte er sich mit tiefen Schmerzen seiner Seele und großem Verdrusse seines Magens, indem ihn Pedro Recio glauben machte, daß weniges und feines Essen den Geist erwecke, was solchen Personen nötig sei, die ansehnliche Ämter und wichtige Stellen bekleideten, in denen sie nicht sowohl Kräfte des Körpers als die des Verstandes nötig hätten. Mit dieser Philosophie litt Sancho Hunger, und zwar so sehr, daß er heimlich die Statthalterschaft wie den, der sie ihm gegeben hatte, verfluchte; dennoch setzte er sich mit seinem Hunger und seinem Eingemachten hin, um für den Tag Urteile zu sprechen, und das, was sich ihm zuerst darbot, war folgende Frage, die ihm von einem Fremden vorgelegt wurde, indem der Haushofmeister und seine übrigen Pfleger zugegen waren: »Gnädiger Herr, ein ansehnlicher Strom fließt durch die Mitte einer und derselben Herrschaft – ich bitte um einige Aufmerksamkeit, denn die Sache ist sehr wichtig und ziemlich schwierig –, und über diesen Fluß ist eine Brücke geschlagen, an deren Ende ein Galgen steht und eine Art von Rathaus, in dem sich gewöhnlich vier Richter befinden, welche über das Gesetz wachen, das der Besitzer des Flusses, der Brücke und der Herrschaft gegeben hat und welches so lautet : Wenn jemand über diese Brücke von einem Ende zum

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