Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
Vom Netzwerk:
die Statthalterei oder Grafschaft geben wird, die er ihm so oft versprochen hat.«
    »So ist es«, antwortete der Page, »denn aus Rücksicht für den Herrn Don Quixote ist der Herr Sancho jetzt Statthalter der Insel Barataria, wie man aus diesem Briefe sehen wird.«
    »Leset ihn nur, mein lieber Herr Edelmann«, sagte Therese, »denn ich kann wohl spinnen, aber nicht ein Körnchen lesen.«
    »Ich ebensowenig«, fügte Sanchica hinzu; »aber wartet ein wenig, ich will gehen und jemanden rufen, entweder den Pfarrer selbst oder den Baccalaureus Simson Carrasco, und sie werden sehr gern kommen, um nur Neuigkeiten vom Vater zu hören.«
    »Ihr braucht niemanden zu rufen, denn ich kann nicht spinnen, aber lesen, und ich will ihn lesen.« Worauf er ihn ganz vorlas, wie man ihn oben gesehen hat ; darauf nahm er den andern Brief der Herzogin, der also lautete:

    Liebe Therese!
    Die Vorzüge des Charakters und des Geistes Eures Gemahls, Sancho Pansa, haben mich bewogen und ver pflichtet, den Herzog, meinen Gemahl, zu bitten, ihm die Statthalterschaft einer von den Inseln zu geben, deren er viele besitzt. Ich vernehme, daß er wie ein Engel regiert, worüber ich mich sehr erfreue und der Herzog nicht weniger, weshalb ich dem Himmel tausendmal danke, daß ich darin nicht gefehlt habe, ihn für diese Statthalterschaft zu bestimmen; denn meine werte Therese muß wissen, daß es schwer ist, in der Welt einen guten Statthalter zu finden; und Gott soll mir beistehen, wie herrlich er regiert. Ich schicke Euch hier, meine Teure, eine Schnur Korallen mit einem goldenen Gehenke; ich wünschte, daß es orientalische Perlen wären; aber wer dir ein Brot schenkt, wünscht wenigstens deinen Tod nicht! Es wird eine Zeit kommen, in der wir mehr Bekanntschaft und Mitteilung haben werden, und Gott weiß, was geschieht. Empfehlt mich Sanchica, Eurer Tochter, und sagt ihr von mir, daß sie sich bereit halten könne, denn ich will sie vornehm verheiraten, wenn sie am wenigsten daran denkt. Ihr sollt in Eurem Dorfe große Eicheln haben, schickt mir doch ein oder zwei Dutzend, denn ich werde sie sehr schätzen, da sie von Eurer Hand kommen, und schreibt mir weitläuftig, ob Ihr wohl seid und wie es Euch geht, denn wenn Ihr etwas nötig habt, so braucht Ihr nur den Mund aufzutun, und man wird Euch den Mund sogleich voll geben. Und Gott möge mir Euch erhalten. Von hier,
    Eure Freundin, die Euch von ganzer Seele liebt,
    die Herzogin

    »Ei!« sagte Therese, als sie den Brief gehört hatte, »o was ist das für eine liebe, was für eine umgängliche, was für eine herablassende Dame! Ja, für solche Damen will ich durchs Feuer laufen, aber dagegen die Edelfrauen, wie sie hier im Orte Mode sind, die meinen, daß, weil sie von Adel sind, sie kein Lüftchen anwehen soll, die mit solcher Pracht in die Kirche kommen, als wenn sie gekrönte Königinnen wären; ist es doch nicht anders, als wenn sie es sich für eine Schande hielten, eine Bauerfrau nur anzusehen; da sehe mir aber nur einer diese vortreffliche Dame, die doch eine Herzogin ist und mich ihre Freundin nennt und mit mir wie mit ihresgleichen umgeht; o wäre sie doch dem allerhöchsten Kirchturme gleich, den es in ganz la Mancha gibt! Und was die Eicheln anbetrifft, lieber Herr, so will ich der gnädigen Frau eine ganze Metze schicken, denn man hat sie hier so groß, daß sie sich sehen lassen dürfen, denn es ist zum Verwundern. Und nun, Sanchica, sorge gleich für den Herrn, sieh nach seinem Pferde und nimm im Stalle Eier aus und schneide ein rechtschaffenes Stück Schinken ab und gib ihm zu essen wie einem Prinzen, denn die guten Nachrichten, die er uns gebracht hat, sowie sein allerliebstes Gesichtchen verdienen das Beste; ich will indessen gehen und meinen Nachbarinnen die Zeitung von unserm Glücke erzählen, auch dem alten Herrn Pfarrer und dem Meister Niklas, dem Barbier, denn sie sind immer große Freunde von deinem Vater gewesen.«
    »Gut, Mutter«, antwortete Sanchica; »aber gebt mir nur die Hälfte von dieser Schnur, denn ich halte die gnädige Herzogin doch für keine solche Närrin, daß sie sie Euch ganz geschickt haben sollte.«
    »Sie ist ganz für dich, Kind«, antwortete Therese; »aber laß sie mich nur etliche Tage am Halse tragen, denn es ist ordentlich, als wenn sie mir das Herz erfreut.«
    »Ihr werdet Euch auch erfreuen«, sagte der Page, »wenn Ihr das Paket sehen werdet, das ich in diesem Mantelsacke habe, worin ein Kleid vom feinsten Tuche ist, welches der Statthalter

Weitere Kostenlose Bücher