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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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wahrhaftigen zum Nachteil gereichten; er setzte einen Alguazil über die Armen, nicht daß er sie verfolgen, sondern daß er untersuchen sollte, ob sie arm wären, denn unter dem Scheine des erdichteten Mangels und verstellter Krankheit sind die Bettler Diebe und Trunkenbolde. Kurz, er machte so treffliche Verordnungen, daß sie in jenem Orte noch bis auf den heutigen Tag beobachtet werden und den Namen führen: Die Einrichtungen des großen Statthalters Sancho Pansa.

    19. [52.] KAPITEL
Erzählt das Abenteuer der zweiten Dueña
Schmerzenreich oder Beängstigt, mit einem andern
Namen Doña Rodriguez genannt

    Cide Hamete erzählt, daß, als Don Quixote nun von seiner Verletzung wiederhergestellt war, es ihm schien, das Leben, welches er in diesem Schlosse führe, sei ganz gegen den Orden der Ritterschaft, dem er sich gewidmet habe, und er daher beschloß, von den Herzogen die Erlaubnis zu begehren, nach Saragossa zu reisen, wo die Festlichkeiten sich nahten, in denen er den Harnisch zu gewinnen dachte, welcher bei diesen Spielen zum Preise ausgesetzt wird. Indem er nun eines Tages mit den Herzogen zu Tische saß und eben anfing, seinen Vorsatz ins Werk zu richten und um die Erlaubnis zu bitten, siehe, da kamen plötzlich durch die Tür des großen Saales herein zwei Weiber, wofür man sie nachher erkannte, in Trauer eingehüllt von Kopf zu Füßen, und die eine von ihnen, sich Don Quixote nähernd, warf sich vor ihm nieder, so lang sie war, ihren Mund auf den Fuß des Don Quixote geheftet, wobei sie so traurige, so tiefe und schmerzvolle Seufzer ausstieß, daß alle, die sie sahen und hörten, in Verwirrung gesetzt wurden; und obgleich die Herzoge dachten, daß es wieder ein Spaß sei, den ihre Diener mit Don Quixote anstellten, so waren sie doch zweifelhaft und in Erwartung, als sie sahen, mit welcher Heftigkeit diese Frau ächzte, weinte und klagte, bis Don Quixote mitleidig sie vom Boden aufhob und sie bewog, sich zu entdecken und den verhüllenden Schleier vom betränten Angesichte hinwegzunehmen. Sie tat es und zeigte nun, was niemals jemand hätte erwarten können, denn sie enthüllte das Gesicht der Doña Rodriguez, der Dueña im Hause; und die zweite Trauerverhüllte war ihre Tochter, die durch den Sohn des reichen Bauern Verführte. Alle, die sie kannten, verwunderten sich, die Herzoge mehr noch als die übrigen, denn ob sie sie gleich für albern und einfältig gehalten, so hatten sie doch nicht geglaubt, daß sie fähig wäre, dergleichen Torheiten zu begehen. Endlich sprach Doña Rodriguez, gegen ihre Herrschaft gewendet, folgendes: »Mögen Euer Exzellenz so gnädig sein, mir die Erlaubnis zu geben, daß ich mit diesem Ritter ein wenig zweisprachen könne, denn so ist es vonnöten, um gut einen Handel zu beendigen, in welchen mich das Unterfangen eines niedrig gesinnten Knechts versetzt hat.«
    Der Herzog sagte, daß er diese Erlaubnis erteile und sie mit dem Herrn Don Quixote zweisprachen möge, soviel ihr wünschenswert sei. Sie wandte hierauf Stimme und Gesicht gegen Don Quixote und sagte: »Unlange ist es, preiswürdiger Ritter, daß ich Euch Bescheid erteilte von der Unziemlichkeit und dem Geize, welche ein böser Bauer meiner teueren und vielgeliebten Tochter erweist, welche diese Unglückliche ist, die sich hier zugegen befindet, und Ihr habt mir versprochen, Euch für sie zu stellen, das Unrecht vermittelnd, welches sie hat erfahren müssen; und nun ist mir die Nachricht gekommen, daß Ihr Euch von diesem Schlosse zu entfernen trachtet, um glückliche Abenteuer aufzusuchen, die Euch Gott senden möge; meine Bitte geht also dahin, daß, bevor Ihr diese Wege einschlagt, Ihr dieses bäuerische Ungetüm ausfordern möget und ihn dahin vermögen, meine Tochter zu heiraten, dem Versprechen gemäß, das er ihr gegeben habe, ihr Mann zu sein, ehe und bevor er ihr beiwohnte, denn zu denken, daß mir der Herzog, mein Herr, sollte mein Recht widerfahren lassen, hieße Birnen vom Ulmbaum erwarten, aus der Ursache, wie ich Euch schon wahrhaft berichtet. Und somit verleihe Euch der Herr überflüssige Wohlfahrt und möge auch unser nicht vergessen!«
    Auf diese Reden antwortete Don Quixote mit vieler Großmut und Feierlichkeit : »Werte Dueña, mäßigt Euere Tränen oder, richtiger zu sprechen, unterdrückt sie und erstickt Euere Seufzer, denn ich übernehme als mein Geschäft die Hülfleistung Euerer Tochter, der es geziemlicher gewesen wäre, nicht so leicht den Versprechungen eines Verliebten zu trauen,

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