Don Quixote
bei allen sei, die in eine Statthalterschaft ziehen, und es nicht bloß auf der hiesigen Sitte ist.
Als ich in der Nacht die Ronde machte, fand ich ein
sehr schönes Mädchen in Mannskleidern und ihren Bruder in Weibertracht; in das Mädchen hat sich mein Speisemeister verliebt und sie in seiner Einbildung zur Frau erwählt, wie er sagt; ich habe mir den jungen Menschen zum Schwiegersohn ausgesucht; heute wollen wir beide unsere Gedanken dem Vater von den zweien vortragen, der ein gewisser Diego de la Llana, ein Edelmann und so alter Christ ist, als man sich nur wünschen kann. Ich habe die Märkte besucht, wie Ihr mir ratet, und gestern habe ich eine Hökerin gefunden, welche neue Nüsse verkaufte, ich brachte aber heraus, daß sie unter einen Scheffel neuer Nüsse einen andern alter, wurmstichiger und verdorbener gemengt hatte; ich gab sie alle den Schuljungen preis, die sie wohl aussuchen werden, und gebot ihr, in vierzehn Tagen sich nicht auf dem Markte sehen zu lassen; man hat mir gesagt, daß ich brav gehandelt hätte. Was ich Euch sagen kann, ist, daß hier alle Leute meinen, es gäbe kein so böses Volk als die Marktverkäufer, denn alle sind unverschämt, frech und gewissenlos, und ich glaube es selbst, denn ich habe sie auch an anderen Orten so gefunden.
Daß meine gnädigste Herzogin an meine Frau Therese Pansa geschrieben und ihr das Geschenk übersandt hat, wie Ihr mir erzählt, ist mir sehr angenehm, und ich werde mich bemühen, mich zu seiner Zeit dankbar zu erzeigen; küßt ihr doch in meinem Namen die Hände und sagt ihr, daß ich beteuere, sie habe es in keinen zerrissenen Sack gesteckt, wie sie es durch die Tat sehen sollte. Ich wünschte nicht, daß Ihr in Verwickelungen von Unfrieden mit den Herrschaften gerietet, denn wenn Ihr Euch mit ihnen erzürnt, so wird es natürlich zu meinem Schaden ausfallen; und es wäre nicht gut, daß Ihr mir die Ermahnung gebt, dankbar zu sein, wenn Ihr es selber nicht wäret und die viele Gnade, die man Euch erzeigt, und die Freundschaft, mit der man Euch im Schlosse bewirtet hat, vergessen könntet.
Das von der Zerkratzung verstehe ich nicht ; ich bilde mir aber ein, daß es wohl wieder eine von den nichtsnutzigen Taten sein wird, womit Euch die bösen Zauberer zu verfolgen pflegen; ich werde es ja erfahren, wenn wir uns wiedersehen. Ich möchte Euch wohl irgend etwas schicken; aber ich weiß nicht, was ich schicken könnte, es müßten einige Zwicker, Kneipzangen oder auch Schröpfer sein, die man auf dieser Insel sehr fein ausarbeitet ; wenn aber mein Amt länger währt, so will ich doch suchen, Euch irgend etwas von Gehalt zu schenken. Wenn meine Frau Therese Pansa an mich schreibt, so legt doch das Postgeld aus und schickt mir den Brief, denn ich wünsche von ganzem Herzen zu wissen, wie es in meinem Hause steht und was meine Frau und Kinder machen. Gott erlöse übrigens Euer Gnaden von den schlecht denkenden Zauberern und nehme mich in Ruhe und Frieden aus dieser Statthalterschaft, woran ich aber zweifle, denn ich werde sie wohl nur mit dem Leben verlassen, so wie der Doktor Pedro Recio mit mir umgeht.
Euer gehorsamer Diener
Sancho Pansa, der Statthalter
Der Sekretär siegelte den Brief und schickte den Kurier sogleich ab; in ebendem Augenblicke machten diejenigen, die mit Sancho Spaß trieben, alle nötigen Anstalten, um ihm von der Statthalterschaft zu helfen. Diesen Abend brachte Sancho damit zu, einige Verordnungen zu machen, die auf die gute Verfassung dessen abzweckten, was er für eine Insel hielt; er befahl nämlich, daß es keine Aufkäufer der Lebensmittel im Staate geben sollte und daß man den Wein verschreiben könne, von wo man wolle, mit der Bedingung, daß der Ort angezeigt werde, von wo er sei, um ihn nach dem Werte und nach seiner Güte zu taxieren; wer ihn aber mit Wasser mische oder ihm einen anderen Namen gebe, solle mit dem Leben gestraft werden; er setzte den Preis alles Lederwerks herunter, vorzüglich der Schuhe, die ihm ausnehmend teuer schienen; er machte für die Dienstboden einen bestimmten Lohn aus, die ohne alle Beschränkung nur ihrem Eigennutze folgten; sehr schwere Strafen bestimmte er für diejenigen, die wollüstige und anstößige Lieder am Tage oder in der Nacht absängen; er befahl, daß kein Blinder ein Wunderwerk in Reimen singen sollte, wenn er nicht einen gültigen Zeugen aufstellen könne, daß es wahr sei; weil er meinte, daß die meisten Wunder, die die Blinden absängen, erdichtet wären und den
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