Don Quixote
die meistenteils sehr schnell sind, zu versprechen, und sehr langsam, zu erfüllen; daher werde ich, mit Erlaubnis des Herzoges, meines Gebieters, sogleich abreisen, um diesen frechen Jüngling aufzusuchen, ich werde ihn finden, ihn ausfordern und ihn töten, jeglichesmal daß er sich weigern sollte, sein gegebenes Wort zu erfüllen; denn die vornehmste Pflicht meines Amtes ist, den Demütigen zu verzeihen und die Übermütigen zu züchtigen; ich meine, den Elenden zu Hülfe zu kommen und die Hartnäckigen zu vernichten.«
»Es ist nicht nötig«, antwortete der Herzog, »daß Ihr, mein Herr, Euch der Mühe unterzieht, diesen Bösewicht aufzusuchen, über welchen diese wackere Dueña Klage führt; ebensowenig ist es nötig, daß Ihr mich um die Erlaubnis bittet, ihn auszufordern, denn ich halte ihn schon für gefordert und nehme es über mich, ihm diese Ausforderung zu wissen zu tun, damit er sie annehme und herkomme, um auf die Anklage hier in meinem Schlosse zu antworten, wo ich beiden einen sicheren Kampfplatz bewilligen werde, alle die Umstände beobachtend, welche in dergleichen Fällen pflegen und müssen beobachtet werden, daß jedem von beiden ein gleiches Recht beobachtet wird, wie alle Fürsten verpflichtet sind, dieses zu beobachten, die freies Feld solchen bewilligen, die innerhalb ihres Gebietes einen Kampf ausfechten wollen.«
»Mit dieser sichern und gütigen Erlaubnis von Eurer Hoheit«, versetzte Don Quixote, »sage ich nun, daß ich mich für diesmal meines Adels entäußere und mich zu der Niedrigkeit des Angeklagten herunterlasse und mich ihm gleichmache, wodurch er fähig wird, mit mir zu streiten, und so, obgleich abwesend, klage ich ihn an und zeihe ihn als Bösewicht, aus Ursache, weil er schlecht tat, lüghaft dieser Armen zu sein, welche Jungfrau war und es durch seine Schuld nicht mehr ist, und daß er das Versprechen erfüllen muß, ihr rechtmäßiger Gatte zu werden oder zu sterben im Kampf.«
Und zugleich zog er einen Handschuh ab und warf ihn mitten in den Saal, der Herzog nahm ihn auf und sagte, daß er, wie schon gesagt, die Ausforderung im Namen seines Vasallen annehme und die Zeit des Kampfes nach sechs Tagen anberaume, der Platz dazu solle der Hof des Schlosses sein, die Waffe aber die gewöhnliche Rüstung der Ritter, Lanze, Schild, Harnisch und Ringe, nebst allen dazugehörigen Stücken, ohne Betrug, Hinterlist oder Aberglaube, zuvor von den Kampfrichtern untersucht und besichtigt. »Vor allen Dingen aber ist es nötig, daß diese wackere Dueña und diese unglückliche Jungfrau ihr ganzes Recht in die Hände des Herrn Don Quixote niederlegen, denn anders wird nichts geschehen, die Ausforderung auch nicht ihre gehörige Ausübung erhalten können.«
»Wohl lege ich sie bei ihm nieder«, antwortete die Dueña; »und ich ebenfalls«, fügte die Tochter hinzu, weinend, beschämt und mißmutig. Da diese Abrede genommen war und der Herzog schon etwas ersonnen hatte, wie er die Sache führen wollte, entfernten sich die in Trauer Gekleideten, und die Herzogin befahl, daß man sie von nun an nicht als ihre Dienerinnen behandeln sollte, sondern als abenteuernde Damen, die, um Gerechtigkeit flehend, in ihr Haus gekommen wären; deshalb wies man ihnen ein eigenes Quartier an und bediente sie wie Fremde, nicht ohne Besorgnis der übrigen Dienerinnen, die nicht einsehen konnten, wohin die Albernheit und Verwegenheit der Doña Rodriguez und ihrer schlecht fahrenden Tochter führen sollte.
Indem, um das Fest fröhlich zu beschließen und die Mahlzeit gut zu endigen, siehe, da tritt plötzlich der Page in den Saal, der die Briefe und Geschenke zur Therese Pansa, der Frau des Statthalters Sancho Pansa, gebracht hatte, über dessen Ankunft die Herzoge große Freude hatten und sehr begierig waren, zu wissen, wie es ihm auf seiner Reise ergangen sei; da sie ihn fragten, antwortete der Page, daß er dies nicht so öffentlich sagen könne, auch nicht mit so wenigen Worten, Ihre Exzellenz möchten dies auf eine besondere Unterredung zwischen ihnen versparen, indessen aber mit diesen Briefen vorliebnehmen, worauf er der Herzogin zwei Briefe überlieferte, auf dem ersten stand geschrieben: ›Brief an die gnädige Herzogin Soundso, ich weiß nicht wo‹, und auf dem andern: ›An meinen Mann, Sancho Pansa, Statthalter der Insel Barataria, dem Gott mehr Jahre segnen wolle als mir.‹ Die Herzogin stand, wie man zu sagen pflegt, auf Kohlen, bis sie den Brief gelesen hatte, sie machte ihn daher auf und
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