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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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der Soldaten erlaubt ihnen keine größeren Schätze.«
    Roque tat den Pilgrimen die nämliche Frage, die er den Hauptleuten vorgelegt hatte; er erhielt die Antwort, daß sie sich einschiffen wollten, um nach Rom zu gehen, und daß sie etwa beide an sechzig Realen aufbringen könnten.
    Er wollte auch wissen, wer in der Kutsche sei, wohin die Reise gehe und mit wie vielem Gelde sie ausgerüstet sei, und einer von denen zu Pferde sagte: »Meine gnädigste Doña Guiomar de Quiñones, Gemahlin des Präsidenten zu Neapel, nebst einer kleinen Tochter, einer Kammerfrau und einer Dueña befinden sich in der Kutsche; wir sechs Bediente begleiten sie, und das Geld beträgt sechshundert Taler.«
    »Also«, sagte Roque Guinart, »haben wir hier neunhundert Taler und sechzig Realen; meine Soldaten belaufen sich auf sechzig, sinnt nach, wieviel auf jeden kommt, denn ich bin ein schlechter Rechner.«
    Als dies die Straßenräuber hörten, erhoben sie die Stimme und schrien: »Es lebe Roque Guinart viele Jahre, allen Hunden zum Trotz, die seinen Untergang suchen!«
    Die Hauptleute waren betrübt, die Frau Präsidentin bekümmert und die Pilgrime nicht vergnügt, als sie sahen, daß ihr Vermögen preisgegeben wurde. Roque ließ sie eine Weile in der Angst ; endlich aber wollte er ihrer Betrübnis, die man auf einen Büchsenschuß weit erkennen konnte, ein Ende machen, er wandte sich zu den Hauptleuten und sagte: »Meine Herren Hauptleute, seid von der Güte und leiht mir sechzig Taler und die Frau Präsidentin achtzig, damit ich mein Gefolge zufriedenstelle, denn jedes Amt muß seinen Mann ernähren, dann könnt Ihr sogleich frei und ungehindert Eure Reise fortsetzen mit einem Passe, den ich Euch geben will, damit, wenn Ihr auf andere von meinen Leuten stoßt, die ich in diese Gegenden verlegt habe, sie Euch keinen Schaden zufügen, denn es ist nicht meine Absicht, Soldaten zu beleidigen, noch weniger Damen, besonders so vornehme.«
    Unendlich waren die Danksagungen, die die Hauptleute dem Roque für seine Artigkeit und Freigebigkeit abstatteten, denn dafür hielten sie es, daß er ihnen ihr eigenes Geld ließ. Die gnädige Frau Doña Guiomar de Quiñones wollte aus der Kutsche steigen, um dem großen Roque die Hände zu küssen, aber er gab dieses durchaus nicht zu, sondern bat sie im Gegenteil um Verzeihung, daß er sie kränke, als wozu er von den schlimmen Verpflichtungen seines unglücklichen Amtes genötigt werde.
    Die Frau Präsidentin befahl einem Bedienten, sogleich die achtzig Taler, die auf ihren Teil gefallen waren, auszuzahlen, und die Hauptleute hatten die sechzig schon abgezählt. Die Pilgrime wollten ihre ganze Armut hergeben, aber Roque sagte ihnen, sie möchten ruhig sein; er wandte sich hierauf zu seinen Leuten und sagte: »Von diesen Talern bekommt jeder von Euch zwei, und zwanzig bleiben übrig, zehn davon sollen diese Pil grime und die andern zehn dieser wackere Stallmeister erhalten, damit er von diesem Abenteuer etwas Gutes sagen könne.« Er zog ein Schreibzeug hervor, mit welchem Roque immer versehen war, und gab ihnen einen geschriebenen Paß an die Anführer seiner Leute, worauf er sich von ihnen beurlaubte und sie frei ziehen ließ, indem sie über seinen Edelmut, seinen schönen Anstand und sein seltsames Betragen erstaunt waren, denn sie hielten ihn eher für einen Alexander Magnus als für einen bekannten Straßenräuber.
    Einer von den Stallmeistern sagte in seiner gaskonischen und katalanischen Sprache: »Unser Kapitän taugt besser zu einem Pater als zu einem Räuber; wenn er sich in Zukunft freigebig beweisen will, so mag er es von seinem Gelde und nicht von dem unsrigen tun.«
    Der Elende hatte es nicht so leise gesagt, daß es Roque nicht gehört haben sollte, der sogleich den Degen faßte, und ihm den Kopf spaltete, indem er sagte: »So bestrafe ich die frechen Zungen.«
    Alle erschraken, und keiner wagte ein Wort zu sprechen: so groß war der Gehorsam, den sie beobachteten. Roque ging beiseite und schrieb einen Brief an einen seiner Freunde zu Barcelona, worin er ihm Nachricht gab, daß er den berühmten Don Quixote von la Mancha, den irrenden Ritter, von dem so viele Dinge erzählt würden, bei sich habe und daß er ihm melde, er sei der verständigste Mann von der Welt, und daß innerhalb vier Tagen, am Tage des heiligen Johannes des Täufers, er ihn mitten auf die Reede vor der Stadt liefern wolle, bewaffnet mit allen seinen Waffen, auf Rozinante, seinem Pferde, und seinen Stallmeister

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