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Don Quixote

Don Quixote

Titel: Don Quixote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Miguel de Cervantes Saavedra
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Nicolas kann sich Nicoloso nennen, wie sich der alte Boscan Nemoroso nannte; was wir dem Pfarrer für einen Namen geben wollen, weiß ich nicht, wenn er nicht von seinem Stande abgeleitet würde und er sich Schäfer Pfarriand nennte. Was die Schäferinnen, unsre Geliebten, betrifft, so haben wir hier unter Namen wie unter Birnen die Auswahl, und da der meiner Gebieterin sowohl für eine Schäferin als für eine Prinzessin paßt, so habe ich keine Mühe, für sie einen anderen zu suchen, der sich besser für sie schickte; du, Sancho, kannst die Deinige nennen, wie du willst.«
    »Ich denke ihr«, antwortete Sancho, »keinen anderen Namen zu geben als Trutschelona, denn der paßt sich gut für ihre Dicke und erinnert auch an ihren rechten Namen Therese, wodurch man auch sehen kann, wenn ich sie in meinen Versen besinge, daß meine Gedanken keusch sind, weil ich kein Bettelbrot vor fremden Türen suche. Für den Pfarrer schickt es sich nicht, daß er eine Schäferin hat, weil er ein gutes Exempel geben muß, wenn aber der Baccalaureus eine haben will, so mag der's auf seine Verantwortung tun.«
    »Bei Gott«, sagte Don Quixote, »welches Leben wollen wir nicht führen, mein lieber Sancho! Welche Schalmeien sollen in unsere Ohren tönen, welche Flöten, welche Tamburins, Triangeln und Geigen! Was geht uns ab, wenn unter diesen verschiedenen Instrumenten auch noch die Alboguen erklingen? Alle Schäferinstrumente wird man hier beisammen sehen.«
    »Was sind Alboguen?« fragte Sancho, »denn ich habe sie nie nennen hören, sie auch niemals in meinem Leben gesehen.«
    »Alboguen sind«, antwortete Don Quixote, »zwei Becken, fast wie das Untere der messingenen Leuchter; diese sind ausgehöhlt und werden eines gegen das andere geschlagen, wodurch sie einen Klang hervorbringen, der nicht vorzüglich angenehm und harmonisch ist, doch aber gut zu der Einfalt der Flöte und des Tamburins paßt, und dieser Name Alboguen ist mohrisch wie alle diejenigen Namen, die in unserer kastilianischen Sprache mit einem al anfangen, wie nämlich: almohaza, almorzar, alhombra, alguazil, almacen, alhuzema, alcancia und andere ähnliche, deren nur noch wenige sein können, und nur drei hat unsere Sprache, die mohrisch sind und sich auf ein i endigen, nämlich: borcegui, zaquizami und maravedi; alheli und alfaqui sind sowohl durch das vordere al wie durch das angehängte i als arabisch zu erkennen. Dies habe ich nur im Vorbeigehen gesagt, weil es mir bei Gelegenheit der Alboguen ins Gedächtnis kam; wodurch wir aber unseren Stand um vieles mehr zur Vollkommenheit führen können, ist, daß ich einigermaßen, wie du weißt, ein Poet bin, und im äußersten Grade ist es zugleich der Baccalaureus Simson Carrasco. Vom Pfarrer spreche ich nicht ; aber ich will wetten, daß er auch wohl in Grillenstündchen so gleichsam den Dichterling macht, und was den Meister Nicolas betrifft, so habe ich seinetwegen keinen Zweifel, denn alle oder die meisten Barbiere sind Gitarrenspieler und Versemacher. Ich werde mich wegen der Abwesenheit beklagen; du lobst dich als einen treuen Liebhaber; der Schäfer Carrascon singt von seiner Verschmähung und der Pfarrer Pfarriand, wovon es ihm gefällt, und so wird das Ding so herrlich gehen, als man es sich nur wünschen kann.«
    Worauf Sancho antwortete: »Ich bin, gnädiger Herr, ein solches Unglückskind, daß ich immer fürchte, ich erlebe den Tag nicht, an dem ich mich in diesem Stande sehe. O welche schöne glatte Löffel wollte ich machen, wenn ich erst ein Schäfer wäre! Was für schöne Dinger zum Fressen, was für Kränze und Schäfernarreteien wollte ich nicht anstellen! Wenn man mir auch nicht den Ruhm eines Verständigen geben wollte, so sollten sie doch sagen müssen, daß ich recht erfindsam bin. Sanchica, meine Tochter, soll uns dann das Essen hinausbringen. Aber vorgesehen! Sie sieht gut aus, und es gibt mehr boshafte als einfältige Schäfer, und ich möchte nicht, daß sie nach Wolle ginge und geschoren nach Hause käme; und die Liebeshändel und unerlaubten Begierden pflegen ebensowohl auf dem Lande wie in den Städten Eingang zu finden, ebensogut in den Hütten der Schäfer als in den Palästen der Könige, und wer nicht in Versuchung geführt wird, kann auch nicht sündigen, und was ich nicht weiß, macht mich nicht heiß, und besser ist Neid als Mitleid.«
    »Genug der Sprichwörter, Sancho«, sagte Don Quixote, »denn jegliches von denen, die du gesagt hast, gibt deine Gedanken zu erkennen; auch habe

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