Donaugrund (German Edition)
wirklich an das ach so lockere und freundschaftliche Betriebsklima geglaubt und gedacht, sie hätte mit ihrem Job das große Los gezogen. Na ja, irgendwie hatte sie das ja auch. Erst in den letzten Wochen war für sie persönlich alles aus dem Ruder gelaufen.
Wehmütig dachte Celia an das Vertragsgespräch mit Jan zurück. Sie hatte schon neben dem Studium einige Jahre bei HEUREKA gejobbt, aber dass er ihr prompt nach dem Abschluss einen Vollzeit-Job anbot und dann auch noch den begehrten als Marketingassistentin, der laut Jans Definition darin bestand, dass sie den lieben langen Tag nichts anderes zu tun hatte, als die abteilungsinternen Aufgaben zu delegieren, sich Gedanken über Werbestrategien zu machen und auf Meetings möglichst geschäftig zu wirken, war schon grandios gewesen. Und erstaunlich angesichts ihres nicht gerade brillanten Notendurchschnitts.
Natürlich war Celia klar gewesen, dass dieser Vertrag, der ihren Einstieg ins Berufsleben besiegelte, recht private Gründe hatte, und das nicht erst, als Jan sie nach der Unterzeichnung fordernd geküsst hatte und seine Hand zielstrebig unter ihren Rock gewandert war. Sie waren schon vorher einige Male miteinander im Bett – oder besser gesagt auf dem Schreibtisch – gelandet, und nach kurzem Überlegen hatte Celia daran nichts Schlimmes gefunden. Gut, er war ihr Chef und Mitinhaber der Firma, in der sie die Brötchen für ihr Studium verdiente. Klar, er war verheiratet und hatte zwei kleine Kinder, aber das war schließlich nicht ihre Schuld. Und nach allem, was man so hörte, war auch seine Frau kein Kind von Traurigkeit. Weshalb sollte sie sich also mit einem schlechten Gewissen belasten?
Ein paarmal hatte sie sich gefragt, ob es Liebe war, was sie für ihn empfand. Zuletzt an diesem Abend im Dezember, ein paar Tage bevor er spurlos verschwunden war. Er hatte sie hochgehoben und an die Wand in seinem Büro gepresst, seine Finger in ihre Pobacken gekrallt und war in sie eingedrungen, schnell, hektisch, aber mit einer ungeheuren Intensität. Liebe?
Sie mochte ihn. Sie mochte seinen Geruch, seine Entscheidungskraft, sein Durchsetzungsvermögen, und in ihrem Höschen wurde es feucht, wann immer sie an ihn dachte. Nein, Liebe war das wohl nicht. Aber ein angenehmer und zudem noch vorteilsbringender Zeitvertreib, schließlich hatte er schon nach ein paar Monaten ihr Gehalt erhöht. Und sie mitgenommen, wenn er geschäftlich in schicke Städte reisen musste – vorgeblich als persönliche Assistentin, in Wahrheit aber, um potenziellen Geschäftspartnern mit ihrem hübschen Gesicht und den langen Beinen den Verstand zu vernebeln. Und um zu vögeln, natürlich.
Sie unterdrückte ein Seufzen. Das war nun wohl vorbei. Sascha konnte sie auf diese Art bestimmt nicht bezirzen. Nicht dass sie das ernsthaft in Erwägung gezogen hätte, denn dafür war er ein bisschen zu klein. Zu rundlich. Zu bebrillt. Zu langweilig. Zu schlecht angezogen. Zu –
Sie unterbrach sich selbst. Es machte wenig Freude, über Saschas offensichtliche Mängel nachzudenken. Und es war ohnehin müßig, denn bei ihm zählte nur Leistung, Leistung, Leistung, und weiblicher Charme prallte an ihm ebenso ab wie sie selbst gerade eben an seinem Bodyguard Simone. Wahrscheinlich hielt er deshalb auf die Geier so große Stücke – Simone war ein ausgemachter Trampel, aber sie riss sich mit Begeisterung für die Firma den stämmigen Hintern auf. Andererseits war auch das irgendwie verständlich: Simones Noch-Ehemann war ein dicklicher Nerd, den sie irgendwo im Internet aufgegabelt hatte und der sie nun angeblich sogar verlassen hatte, weil sie zu viel arbeitete. Wenn Celia so einen unattraktiven Loser zu Hause sitzen hätte, würde sie auch die Arbeit vorziehen.
Meine Güte, Celi, jetzt hör endlich mit der Lästerei auf! Das macht es schließlich auch nicht besser.
Als sich eine Hand schüchtern auf ihre Schulter legte, schreckte Celia auf. Ach so, nur André! Wie so oft hatte sie seine Anwesenheit völlig vergessen. Dabei war das gerade das Angenehme an ihm: Er war so ruhig und zurückhaltend, dabei aber immer freundlich und teilnahmsvoll auf eine stille, wohltuende Art. Wahrscheinlich hatte sie doch zu laut geseufzt, so besorgt, wie er sie musterte.
»Mach dir keine Sorgen.« Er lächelte sie aufmunternd an. »Sascha kann dir nicht ewig aus dem Weg gehen. Und vielleicht kapiert Leo doch noch von selbst, dass es unfair ist, dir die ganze Rechnerei aufs Auge zu drücken.«
»Das hat er längst
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