Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
Vom Netzwerk:
kapiert«, antwortete Celia. »Genau deshalb macht er es ja.« Sie legte ihre Hand auf Andrés, der zurückzuckte und die Augen niederschlug. In diesem Augenblick klingelte sein Telefon, und fast erleichtert entzog er sich und beugte sich über das Display. »Jessica«, sagte er dann mit unwillig verzogenem Gesicht, hob aber pflichtbewusst ab. »Ja?«
    Warum André mit der überhaupt noch redete, war Celia ein Rätsel. Als Empfangskraft mochte sie ja ihre Qualitäten haben, aber ihr Getratsche ging mächtig auf die Nerven. Leider war André eines ihrer bevorzugten Opfer, wenn es darum ging, die neuesten Skandale an den Mann zu bringen. Wahrscheinlich, weil er sich nie zur Wehr setzte, sondern ihre Monologe geduldig über sich ergehen ließ. Natürlich auch heute. Einmal nickte er und murmelte ein leises »Ach, echt?«. Mehr Resonanz schien der rote Drachen ohnehin nicht zu erwarten. Dann weiteten sich seine Augen plötzlich, aber der Moment verstrich so schnell wieder, dass Celia nicht wusste, ob sie sich Andrés Erschrecken nicht doch nur eingebildet hatte.
    »Die Kripo war gerade da«, sagte André, als er endlich auflegte.
    Ach, das mussten der attraktive Blonde und die Dunkelhaarige mit der schönen Lederhandtasche gewesen sein, die vorhin neben der Anmeldung gesessen hatten. Klar, wie Bewerber hatten die auch nicht ausgesehen, dafür waren sie eine Spur zu lässig gekleidet gewesen – hier in der Firma war schließlich trotz aller Jugendlichkeit seriöser Businesslook angesagt.
    »Klagt der Verbraucherschutz?«, fragte Celia schnippisch und merkte selbst, dass sie ihre leise Genugtuung nicht verbergen konnte.
    André zuckte die Achseln. »Angeblich nicht.«
    »Sondern?«
    Er sah sie unverwandt an. Ein bisschen zu unverwandt, um harmlos zu wirken.
    »Jetzt sag schon«, bat Celia ungeduldig.
    »Na gut«, antwortete er. Wie immer knickte er unter ihrem gut trainierten Kleinmädchenblick sofort ein. »Die sind vom Kommissariat für die Verletzung höchstpersönlicher Rechtsgüter, hat Jessica gesagt.«
    »Was soll das heißen?«
    »Na, da geht’s eben um die gravierenderen Sachen.« Wieder zuckte André die Achseln. »Vergewaltigung, ungeklärte Todesfälle …« Seine Worte hallten in den hohen Wänden des kleinen Büros nach. Im nächsten Moment winkte er schon ab, sichtlich darum bemüht, Celia nicht weiter zu beunruhigen.
    Doch es war zu spät. Die Angst um Jan hatte mit kalter Hand nach ihrem Herzen gegriffen.
    * * *
    »Wenzel war abgesperrt!«, schmetterte ich spätabends in Richtung Wohnzimmer, als ich durch die Tür zurück in den Flur und aus den Moonboots schlüpfte. Ich war mir wie so oft nicht mehr sicher gewesen, ob ich meinen mittlerweile schon beinahe als Oldtimer zu handelnden Golf auch wirklich zugesperrt hatte, und hatte natürlich nicht beruhigt neben Raphael auf der Couch sitzen bleiben können, ohne das nachzuprüfen. Also war ich wieder mal losgespurtet, zum Donaumarkt hinunter, wo Wenzel auf einem der wenigen begehrten Anwohnerparkplätze residierte und mir mit seinen Roststellen fröhlich zuzwinkerte. Oder wenigstens bildete ich mir das ein.
    »So ein Glück. Damit hätte ich ja im Leben nicht gerechnet«, gab Raphael zurück, während ich den Anorak wieder an den Garderobenhaken hängte.
    Natürlich hatte er recht. Im Übrigen auch mit der nicht erst einmal getroffenen Feststellung, dass Wenzel selbst unverschlossen nicht geklaut würde, nachdem sich kein noch so doofer Autodieb die Kosten für die Verschrottung antun würde. Trotzdem, sicher war bekanntlich sicher. Genau deshalb lehnte ich auch Raphaels allabendlich vorgetragene Angebote zur ebenso allabendlich erforderlichen Wenzel-Überprüfung konsequent ab – wer wusste schon, ob er nicht nur vorgab, das pflichtbewusst für mich zu erledigen, und sich stattdessen köstlich darüber amüsierte, mich und meine Paranoia ausgetrickst zu haben?
    Als ich ins Wohnzimmer zurückkehrte und auf die Couch sank, unterbrach Raphael das nervöse Fingertrommeln auf der Armlehne, mit dem er mich schon den ganzen Abend in den Wahnsinn getrieben hatte. Uns beiden spukte der Tod von Jan Wahlner unentwegt durch den Kopf, und das Fernsehprogramm hatte wie so oft nur unzureichend Zerstreuung geboten.
    »Fakt ist«, sagte Raphael, als wäre ich gar nicht weg gewesen, »dass es vermutlich viele Leute gibt, die auf Wahlner – als denjenigen Chef von HEUREKA , der sich ums Repräsentieren kümmerte – nicht gut zu sprechen waren. Kunden,

Weitere Kostenlose Bücher