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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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Geschäftspartner, die eigenen Mitarbeiter … Oder?«
    »Keine Ahnung«, antwortete ich unmotiviert. Konnte denn nicht endlich Feierabend sein? »Außerdem hab ich schon wieder eiskalte Füße. Da kann ich mich einfach nicht konzentrieren.«
    Mit einem leisen Seufzen hob Raphael seinen Pulli, sodass seine definierten Bauchmuskeln zum Vorschein kamen, und klopfte auffordernd, wenn auch nicht gerade begeistert, auf die immer noch zart gebräunte Haut. In Sekundenschnelle parkte ich meine tiefgefrorenen Füße auf seinem warmen Bauch, er zuckte schmerzerfüllt zusammen und zog den Pulli zurück über meine Füße. »Besser?«
    »Viel besser. Also, wie war die Frage?«
    »Weiß ich nicht mehr«, antwortete er verkniffen. »Mein Bauch ist so kalt, da kann ich mich einfach nicht konzentrieren. Hast du ein Bier da?«
    Hatte ich. Aber das brauchte er nicht zu erfahren. Es war einfach idiotisch gewesen, die Raucherlaubnis ans Biertrinken zu koppeln. »Nein, leider nicht«, antwortete ich also bedauernd.
    »In deinem Kühlschrank ist aber welches.«
    Das war ja wohl die Höhe! »Und hast du dir auch schon eins aufgemacht?«, fragte ich und spähte hinter die Couch.
    »Nein«, antwortete er treuherzig. »Dazu wollte ich erst deine Genehmigung einholen.«
    »Vergiss es«, antwortete ich. »Obwohl wir in Bayern leben, wird eine Zigarette nicht dadurch gesünder, dass du ein Bier dazu trinkst.«
    »Schade«, sagte er geknickt. »Dann mach ich eben ein bisschen Online-Shopping. Wo du doch so heiß darauf bist, Produkte zu testen.« Schon hatte er sich meine Füße erleichtert von seinem Bauch geschüttelt und war aufgesprungen, um sich meinen Laptop vom Sideboard zu schnappen. »Soll ich vielleicht vorsichtshalber überprüfen, ob deine Kreditkarte noch in deinem Geldbeutel ist, bevor ich mich hier registriere?«, fragte er beiläufig. »Nicht dass du die verloren hast.«
    »Untersteh dich. Diesen Quatsch darfst du schön brav selbst bezahlen.«
    Er grinste, als ich kurz darauf aufstand und einen prüfenden Blick in mein Portemonnaie warf. Natürlich war die Kreditkarte da. Aber sicher war sicher.

DREI
    Vor der Fahrt zum rechtsmedizinischen Institut in Erlangen am nächsten Morgen blieb noch Zeit, den Ort in Augenschein zu nehmen, an dem sich Wahlners Spur am Abend der Weihnachtsfeier verloren hatte.
    Raphael stellte den Dienstwagen am Seitenstreifen der Thundorferstraße ab, nur wenige Meter vom hoch aufragenden Salzstadel mit seinem Spitzdach entfernt, und ignorierte den Bratwurstduft, der ihm trotz der stechenden Kälte in die Nase wehte, sobald er die Fahrertür öffnete. Aus dem Kamin der Historischen Wurstkuchl, die sich rühmte, die älteste Bratwurststube der Welt zu sein, stieg verheißungsvoller Rauch auf. Das Alter der Braterei war ihm allerdings wurst. Hauptsache, die Bratwürste waren frisch. Mit einem milden Lächeln ob seines für diese frühe Stunde schon beinahe genialen Wortspiels schloss er den Wagen ab und gesellte sich zu Sarah, die ein paar Meter weiter ungeduldig auf der Stelle trippelnd wartete.
    Sie passierten die Längsseite des Salzstadels und wandten sich dann Richtung Brückturm und Steinerner Brücke, die die historische Altstadt mit dem eher beschaulichen Regensburger Viertel Stadtamhof verband.
    Direkt unter dem Torbogen des Brückturms, der mit seinen Seitenpfeilern an den Salzstadel grenzte, befand sich der Ausgang des Veranstaltungsbereichs. Das war also der von den unglaublich gesundheitsbewussten HEUREKA -Leuten kaum frequentierte Raucherplatz gewesen.
    »Also«, sagte Raphael und stellte sich vor die Eingangstür. »Wahlner kommt hier raus, um eine zu rauchen.«
    Sarah nickte. »Er ist allein hier, sonst raucht ja niemand …« Sie zwinkerte und griff nach Raphaels Hand. »Also geht er Richtung Donau.« Sarah zog ihn vom Eingang weg auf die Brücke. Das Rauschen des Flusses unter ihnen wurde lauter. Zwischen dem ersten und dem zweiten Brückenpfeiler blieb sie endlich stehen. »Was dann?«
    Raphael trat ein paar Schritte auf die Brückenbrüstung zu, die ihm nicht ganz bis zur Hüfte reichte. Er lehnte sich nach vorn, blickte hinab auf die mächtigen Pfeiler und die berühmt-berüchtigten Donaustrudel, die sich dazwischen kräuselten. »Kann man hier versehentlich in den Fluss fallen?«
    Wahlner war eins sechsundachtzig groß gewesen, also sogar ein paar Zentimeter kleiner als er selbst. Und Raphael konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, das Hindernis Brückenbrüstung in nicht

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