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Donaugrund (German Edition)

Donaugrund (German Edition)

Titel: Donaugrund (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sonja Silberhorn
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informieren«, sagte Raphael und sah Hoyer fest in die Augen. »Es gibt unter Umständen Hinweise, dass Ihr Freund vor seinem Sturz in die Donau in eine tätliche Auseinandersetzung verwickelt war.« Raphael machte eine Kunstpause.
    Hoyer sah erschrocken von ihm zu mir, sagte aber nichts.
    »Können Sie sich vorstellen, mit wem?«, fuhr Raphael fort. »Oder haben Sie vielleicht sogar gesehen, dass er mit jemandem Streit hatte?«
    »Nein. Sie glauben doch nicht –«
    »Wir müssen einfach allen Hinweisen nachgehen.« Ich winkte lässig ab. »Also, gab es Streit?«
    »Wenn, dann habe ich nichts davon mitbekommen.«
    »War Herr Wahlner beliebt hier in der Firma?«
    Sascha Hoyer sah mich so verständnislos an, als hätte er sich darüber nie Gedanken gemacht.
    »Bei Ihren Mitarbeitern, meine ich«, fühlte ich mich gezwungen zu sagen. Blöd eigentlich. Bei wem denn sonst?
    »Ich glaube schon«, antwortete er zögerlich, »aber … Ich weiß es nicht sicher. Ich bin meistens hier und programmiere, entwickle neue Produkte …«
    »Also war eher Herr Wahlner für die Personalangelegenheiten zuständig?«
    Hoyer nickte. »Und für die Finanzen, die Repräsentation … Eigentlich für alles außer der Produktentwicklung.«
    Hoyer hatte sich also in bester Nerd-Manier hinter seinem Schreibtisch verkrochen, während Jan Wahlner den Showmann gegeben hatte. Und somit natürlich das potenzielle Hassobjekt der Mitarbeiter.
    »Ich habe versucht, mich online ein bisschen darüber zu informieren, was Sie hier genau machen«, wechselte ich das Thema und beobachtete, wie Hoyer auf seinem Chefsessel hin und her rutschte. »Aber so ganz schlau bin ich aus Ihrer Homepage nicht geworden.«
    »Wir offerieren verschiedene Dienstleistungen im Online-Business«, antwortete Hoyer, als wäre das die ultimative Erklärung.
    »Und die wären?«, fragte Raphael bemüht freundlich. Erfahrungsgemäß ließ nichts seine Nerven so sehr brachliegen wie verstockte Gesprächspartner.
    »Wir beraten zum Beispiel Firmen in der Branche«, fügte Hoyer hinzu.
    Raphael starrte ihn an, sagte aber nichts.
    »Der Internetmarkt ist ja nach wie vor riesig, und durch die besonderen Gegebenheiten gibt es da reichlich Bedarf. Auf Wunsch des Auftraggebers konzipieren wir auch neue Geschäftsideen. Oder wir übernehmen einzelne Tätigkeitsfelder, zum Beispiel die Programmierung. Oder die Verwaltung. Oder auch die Kundenbetreuung.«
    »Welche Auftraggeber sind das?«, fragte ich.
    »Zum Beispiel Online-Shops. Oder Spieleanbieter.«
    »Das heißt, gegebenenfalls entwickeln Sie ein Spiel, programmieren es, führen es am Markt ein und kümmern sich um die komplette Betreuung und Verwaltung«, stellte Raphael folgerichtig fest. »Weshalb brauchen Sie dann überhaupt einen Auftraggeber?«
    »Wir haben durchaus auch eigene Angebote«, erklärte Hoyer und blinzelte nervös. »Aber da wir sehr gut geschultes Personal haben, bieten wir unsere Dienste eben auch Mitbewerbern an, die an der Umsetzung ihrer Ideen scheitern.«
    »Aha.« Das klang ja sehr edel.
    »Wir haben also Online-Shops und Online-Spiele«, resümierte Raphael. Er gab sich nur mäßig interessiert, aber ich bemerkte das neugierige Flackern in seinen Augen. »Erzählen Sie doch noch ein bisschen mehr über das, was Sie da so anbieten, bitte.«
    Hoyer verschränkte abwehrend die Arme vor der Brust. »Unsere eigenen Online-Angebote, meinen Sie?« Er starrte auf die Monitore. Trotzdem musste er mein Nicken bemerkt haben, denn er fuhr vage fort. »Ach … Wir betreiben zum Beispiel ein Portal für Preisvergleiche – den Schnäppchenscout – und ein Rezepte-Portal. Und …«, er zögerte einen Moment, »ein Portal für Produkttester.« Plötzlich erhellte ein Lächeln seine Züge. »Und dann bieten wir zum Beispiel auch ein Spiel namens ›Online-Kommissar‹ an.«
    »Und wie finanzieren sich Ihre Angebote?«, bohrte Raphael nach. Richtig so. Von unserem Online-Kollegen hätte ich mich auch nicht blenden lassen.
    »Die Kunden zahlen natürlich dafür«, antwortete Hoyer entschieden.
    »Und wie erfolgt die Registrierung und Bezahlung genau?« Raphaels Tonfall war beinahe schnippisch. »Zufällig im Abonnement?«
    »Ja«, antwortete Hoyer knapp. Und dann, abwehrend: »Ich weiß nicht, worauf Sie hinauswollen. Die Kunden haben die Möglichkeit, je nach Angebot zwei bis vier Wochen lang zu einem sehr geringen Betrag zu testen, ob es ihnen zusagt. Und nur wenn dann keine Kündigung erfolgt, verlängert sich das Abo um

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