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Donavan und das Mädchen in der Bar

Donavan und das Mädchen in der Bar

Titel: Donavan und das Mädchen in der Bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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gebreitet.
    »Was ist passiert ?« fragte ich leise.
    Sie antwortete nicht. Ich trat
neben das Bett, legte die linke Hand auf ihre Schulter und rollte Tamara auf
den Rücken. Ihre Zunge, von groteskem Purpurrot, war zwischen die
zusammengepreßten Zähne geklemmt. Ihre starren Augen schienen mir verzweifelt
klarmachen zu wollen, daß das alles ja nicht wahr sein konnte. Ich schloß die eigenen
Augen, während mein Kopf vor Wut und Haß förmlich schwirrte. Es schien endlos
zu dauern, bevor ich die Lider wieder aufbrachte. Tief in einer Hautfalte
vergraben, umgab ein feiner Messingdraht ihren Hals. Wer immer Tamara
umgebracht hatte, mußte ein ausgemachter Sadist gewesen sein. Er hatte den
Draht um ihren Hals geschlungen, eine andere, kleinere Schlinge gemacht, einen
Eisenstift durchgeschoben und ihn so lange gedreht, bis das Mädchen erstickt
war.
    Mir fiel ein, daß sie auf die
Rückkehr ihres Herrn gewartet hatte — ihres grausamen und bösartigen Herrn,
ausgerüstet mit einer mit Stacheln gespickten Peitsche. Statt
dessen war sie von einem bösartigen, sadistischen Killer überfallen
worden, der sie langsam zu Tode stranguliert hatte.
    Ich kehrte ins Wohnzimmer
zurück, wobei ich über den Teppichrand stolperte und der Länge nach hinstürzte.
Das bis oben mit Cognac gefüllte Glas glitt mir aus der Hand und zerbrach am
Rand der Bar. Als ich die Scherben wegräumte, schnitt ich mir fein säuberlich
in zwei Finger. Der Schmerz lenkte mich ein bißchen ab, aber nicht sehr.
     
     
     

4
     
    »Ich hätte sie nicht allein
lassen dürfen«, sagte ich. »Ich hätte der Frau klarmachen müssen, daß es mit
Karl Madden bis morgen früh Zeit hatte .«
    »Dieses Frauenzimmer bedeutet
ewigen Ärger, Kollege«, sagte Hicks langsam. »Sie hatte Sie gebeten, sich mit
ihr in dieser Bar zu treffen, wobei Sie beinahe ins Gras beißen mußten. Dann
hat sie Sie gebeten, Madden aufzusuchen — und nun
wurde Tamara umgebracht .«
    »Sie glauben also, daß Madden in Wirklichkeit gar nicht die Seiten gewechselt hat ?« fragte ich.
    »Möglich ist alles, Kollege .« Er zuckte ausdrucksvoll die Schultern und wies mit dem
Kopf in Richtung des Schlafzimmers. »Was fangen wir nun mit ihr an ?«
    »Ich weiß nicht«, sagte ich.
»Jedenfalls müssen wir morgen abend in London sein .«
    »Ich möchte nichts mit der
Polizei zu tun haben«, sagte er. »Und außerdem käme sie jetzt ohnehin zu spät .«
    »Ich habe sie richtig
hingelegt«, sagte ich, »und ihr den Draht vom Hals abgenommen. Ich habe sie
angezogen. Ihr die Augen geschlossen. Versucht, ihr Gesicht zu entkrampfen. Es
wäre ihr nicht recht gewesen, wenn man sie so, wie sie aussah, zurückgelassen
hätte .«
    »Werden Sie bloß nicht
sentimental, Kollege«, sagte Hicks in scharfem Ton.
    »Schon recht«, sagte ich. »Sie
hat niemals irgendwas von Verwandten oder Bekannten erwähnt .«
    »Also wird niemand sie
vermissen«, sagte Hicks.
    »Ich möchte sie nicht einfach
irgendwo abladen«, sagte ich. »Es soll alles seine Ordnung haben .«
    »Irgendwo vergraben ?«
    »Oder einäschern.«
    Sein Gesicht erhellte sich eine
Spur. »Jetzt machen Sie endlich Nägel mit Köpfen. Das ist möglich .«
    »Wie?«
    »Vielleicht eine kleine
Brandstiftung ?« murmelte er nachdenklich. »Ein
Autounfall?«
    »Können Sie dafür garantieren,
daß das Ding lange genug brennt ?« fragte ich.
    »Tun Sie mir den Gefallen«,
sagte er ungeduldig, »und halten Sie mich nicht für einen blutigen Amateur .«
    »Schon gut«, sagte ich. »Wie
schaffen wir sie aus dem Hotel ?«
    »Kein Problem.« Seine Stimme
war voller Selbstvertrauen. »Aber ich brauche jemand, der mir hilft .«
    »Ich werde natürlich helfen .«
    »Nein, Sie bestimmt nicht,
Kollege .« Er schüttelte bedächtig den Kopf. »Sie wären
doch nicht recht bei der Sache. Haben Sie Maddens Telefonnummer ?«
    »Nein«, sagte ich und blickte
ihn dann scharf an. »Wieso Madden ?«
    »Eine halbe Million Dollar,
verdammt noch mal«, sagte Hicks in gefühlvollem Ton. »Es wird allmählich Zeit,
daß er anfängt, sie sich zu verdienen .«
    »Ich kann Ihnen die Adresse
geben«, sagte ich.
    Er warf einen Blick auf seine
Uhr. »Ein bißchen spät am Nachmittag«, sagte er, »und ich werde einiges Geld
brauchen. So rund zweitausend.«
    »Na gut. Was haben Sie vor ?«
    »Ich weiß es noch nicht ganz
genau«, antwortete er. »Machen Sie sich keine Sorgen. Ich werde mir schon was
einfallen lassen. Sie sollten am besten mal alles für London in die Wege leiten

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