Donavan und das Mädchen in der Bar
Finger .«
»Okay«, sagte ich. »Sie und ich
werden uns in zwei Tagen in London treffen .«
»Wo ?« fragte er.
»In einem Hotel in Bayswater , genannt > Sedan Chair <«, sagte ich. »Ich werde Ihnen ein Zimmer
reservieren .« Ich warf einen Blick auf Moira Stevens.
»Oder zwei?«
»Zwei Zimmer«, sagte sie. »Und
wer bezahlt den Flug ?«
»Ihr guter Freund Karl Madden «, sagte ich. »Angesichts dessen, was er zu erwarten
hat, kann er sich das leisten .« Ich stand auf.
»Einstweilen auf Wiedersehen, Mr. Madden .«
»Wir sehen uns also in London,
Mr. Donavan «, sagte er. »Moira wird Sie in Ihr Hotel
zurückfahren .«
»Ich kann ein Taxi nehmen«,
sagte ich.
»Ihr Leben ist mir plötzlich
sehr kostbar geworden .« Er grinste erneut. »Ich würde
mich wesentlich wohler fühlen, wenn Moira Sie heimbringen würde .«
Wir fuhren im Aufzug nach unten
in die Halle, und Whistlers Vater sah deutlich erschüttert drein, als er mit
dem Anblick von Moira Stevens’ Vorderseite unter dem halb durchsichtigen Gewand
konfrontiert wurde. Dann traten wir auf den Gehsteig hinaus, und Moira schloß
die Tür eines mitgenommen aussehenden VWs auf der Beifahrerseite auf.
Eine schwarze Limousine, die
weiter hinten auf der anderen Straßenseite geparkt hatte, fuhr los und kam ohne
Licht auf uns zugefahren. Ich kniete sehr schnell nieder und zog das Mädchen
mit hinab. Dann riß ich die Walther aus meinem Holster. Ein kurzes Geknatter
folgte und dann das schrille Winseln zweier Geschosse, die vom Fahrradgestell
des anderen Wagens abprallten und über den Gehsteig zischten. Gleich darauf war
die schwarze Limousine an uns vorbeigefahren und beschleunigte das Tempo. Ich
stützte mein rechtes Handgelenk mit dem linken, zielte sorgfältig und gab vier
weitere Schüsse ab. Der Wagen, inzwischen rund hundert Meter weiter unten auf
der Straße, begann plötzlich seltsam zu schlingern, als der Benzintank
explodierte, fuhr über den Randstein hinaus und kam an einem Laternenpfahl abrupt
zum Stillstand. Ein Mann rutschte auf der Fahrerseite heraus, machte ein paar
schleifende Schritte nach vom und fiel flach aufs Gesicht.
Ich steckte die Waffe weg, zog
Moira Stevens hoch und schob sie auf den Beifahrersitz des VW .
Dann nahm ich ihr die Schlüssel aus den Fingern. In Windeseile schloß ich die
Tür auf der anderen Seite auf, glitt hinters Lenkrad und ließ den Motor an. Ich
wendete und fuhr in entgegengesetzter Richtung des brennenden Wagens davon.
»Mein Gott !« sagte Moira Stevens mit schwacher Stimme, als wir rund vier Häuserblocks
entfernt waren. »Jetzt bin ich erst das zweitemal mit
Ihnen zusammen - und schon wieder ist jemand umgekommen .«
»Ich glaube nicht, daß der
Kerl, der aus dem Wagen stieg, tot ist«, protestierte ich milde. »Eher ein
bißchen verwirrt .«
»Ich finde, nicht einmal das
gesamte Geld der Welt ist es wert, sich mit Ihnen abzugeben, Mr. Donavan «, sagte sie in gepreßtem Ton. »Und bilden Sie sich ja nicht ein, ich würde Karl nichts davon erzählen !«
»Haben Sie je DuPlessis oder Sheppard kennengelernt ?« fragte ich.
»Nein.«
»Es wäre hübsch, wenn einer von
den beiden der Bursche in der Bar gewesen wäre«, sagte ich. »Denn der ist tot.
Es wäre auch nett, wenn der Kerl, der aus dem Wagen gestiegen ist, der zweite
Mann gewesen wäre, denn meiner Ansicht nach muß er ein bißchen Schaden erlitten
haben, als das Auto gegen den Laternenpfahl knallte.«
»Wie kommen Sie auf den
Gedanken, das könnten Sheppard und DuPlessis gewesen sein ?«
»Wenn sie’s nicht sind«, sagte
ich mit unvergleichlicher Logik, »wo zum Teufel sind die beiden dann ?«
Es mußte eine gute Frage
gewesen sein, denn sie versank für den Rest der Fahrt in Nachdenken. Ich stieg
aus, als wir am Hotel angekommen waren, sagte ihr gute Nacht und stieg zur
Suite empor. Schlüssel erwiesen sich als überflüssig, denn die Außentür stand
ein paar Zentimeter weit offen. Ich nahm die Walther in die rechte Hand und
stieß die Tür vollends so weit auf, daß ich hindurchschlüpfen konnte. Im Innern
war es völlig dunkel. Ich kniete nieder, den Rücken gegen die Wand, und
fummelte mit der Linken über meinem Kopf herum, bis ich den Lichtschalter fand.
Nichts geschah, als es im Zimmer hell wurde, und so stand ich wieder auf. Der
Wohnraum war leer, deshalb ging ich weiter ins Schlafzimmer.
Tamara lag noch immer
ausgestreckt auf dem Bett, das Gesicht ins Kissen vergraben, das lange blonde
Haar wie ein Fächer um die Schultern
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