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Donavan und das Mädchen in der Bar

Donavan und das Mädchen in der Bar

Titel: Donavan und das Mädchen in der Bar Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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so
etwas passiert ja heutzutage fortwährend .«
    »Oh«, sagte ich und öffnete die
Tür.
    Ich trat zur Seite, als zwei
Männer in weißen Kitteln mit einer Tragbahre in die Suite kamen und dem
Schlafzimmer zustrebten. Stoler folgte ihnen mit
leisen Schritten, sein dünnes Bärtchen auf der Oberlippe zitterte vor Mitgefühl
und Verlegenheit.
    »Der Krankenwagen steht am
Hinterausgang des Hotels«, sagte er. »Ich habe die beiden hier angewiesen, den
Lastenaufzug zu benutzen, und ich habe dafür gesorgt, daß niemand von den
Angestellten sie sehen wird .«
    »Ich weiß das zu schätzen, Mr. Stoler «, sagte ich. »Sie sind sehr freundlich .«
    »Ich wollte, ich könnte mehr
tun, Mr. Donavan «, sagte er ernsthaft. »Dr. Delato hat mir erzählt, wie angestrengt Sie versucht haben,
Ihrer Nichte zu helfen, mit ihrer Sucht fertig zu werden. Aber es ist natürlich
unmöglich, jemand den ganzen Tag über jeden Moment im Auge zu behalten .«
    »Sie haben völlig recht«, sagte
ich und seufzte tief.
    Die beiden Burschen in weißen
Kitteln tauchten wieder aus dem Schlafzimmer auf und trugen Tamaras Leiche auf
der Bahre. Ihr Kopf war auf die Seite gedreht, und das blonde Haar bedeckte
völlig ihr Gesicht. Hicks trug die Bahre am vorderen und Madden am hinteren Ende. Keiner von beiden warf mir auch nur einen Blick zu, als sie
vorübermarschierten.
    »Eine Tragödie«, sagte Stoler mit tiefem Empfinden, nachdem sie auf dem Korridor
verschwunden waren. »Eine schreckliche Tragödie, Mr. Donavan .«
    »Ich muß ihre Sachen holen«,
sagte ich. »Dr. Delato meinte, es würde eine lange
Kur werden .«
    »Erlauben Sie, daß ich mich
darum kümmere«, sagte Stoler schnell. »Das ist das
mindeste, was ich tun kann .«
    Ich holte die beiden Koffer aus
dem Schlafzimmer, und er nahm sie mir ab.
    »Nochmals vielen Dank«, sagte
ich.
    »Ich werde dafür sorgen, daß
die Koffer im Krankenwagen mitbefördert werden, Mr. Donavan .« Sein Bärtchen bebte leicht. »Wenn ich sonst was für Sie
tun kann, Mr. Donavan , wenden Sie sich bitte
jederzeit an mich .«
    Ich schloß die Tür hinter ihm
und überlegte, daß bei Hicks alle Dinge möglich waren, aber nur in den
wenigsten Fällen glaubhaft schienen. Ungefähr zehn Minuten später klingelte das
Telefon.
    »Ist Karl bei Ihnen ?« erkundigte sich die inzwischen vertraute, leicht heisere
Stimme.
    »Vor ein paar Minuten war er
da«, sagte ich.
    »Er ist schon seit Stunden
weg«, sagte sie. »Wann kann ich ihn wieder zu Hause erwarten ?«
    »Noch eine ganze Weile lang
nicht«, sagte ich. »Vermutlich irgendwann heute nacht .«
    »Ich habe Langeweile .« Ihre Stimme klang leicht trotzig. »Jetzt ist gerade das,
was man früher als Cocktailstunde zu bezeichnen pflegte. Hätten Sie was gegen
einen Drink einzuwenden ?«
    Ich wollte eben ablehnen, dann
fielen mir die düsteren Stunden ein, die vor mir lagen, während ich allein in
der Hotelsuite auf Hicks’ Rückkehr harrte.
    »Sind Sie in der Lage, einen
guten Martini zu mixen ?« erkundigte ich mich
vorsichtig.
    »Eine Sieben-zu-eins-Mixtur,
eiskalt, gerührt, nicht geschüttelt«, sagte sie.
    »Ich komme sofort«, sagte ich.
    Ein Taxi setzte mich rund
zwanzig Minuten später vor dem Apartmentblock am East River ab. Der
Laternenpfahl weiter unten an der Straße war nach wie vor in einem völlig
unsinnigen Winkel abgebogen, eine Art läppisches Monument zum Gedenken an das,
was sich in der vergangenen Nacht hier abgespielt hatte. Ich fuhr in dem
geräuschlosen Lift zum Penthouse empor und verbannte Tamara aus meinen
Gedanken. Die Totenwache war vorbei. Nichts, was ich unternahm, konnte sie ins
Leben zurückrufen. Sie war umgekommen, weil sie mit mir befreundet gewesen war,
und ich war gewillt, ihren Tod zu rächen. Aber das konnte nur noch mir und
nicht mehr ihr helfen. Wenn ich es mir recht überlegte — und das tat ich nicht
sehr oft —, dann erlebten eigentlich nur wenige meiner Bekannten ein gesegnetes
Alter.
    Moira Stevens öffnete mir mit
einem fast zaghaften Lächeln die Tür. Ihr Haar war noch immer straff
zurückgestrichen. Sie hatte keinerlei Make-up aufgelegt, und ihre dunklen Augen
glänzten. Die Seidenbluse, unter der sich ihre Brustwarzen überaus deutlich
abzeichneten, war in den Gurt eines Minirocks gestopft, der ihre langen,
wohlgeformten Beine fast zur Gänze freiließ.
    »Mode hin, Mode her«, sagte
sie. »Der Minirock wurde für ein ewiges Leben geschaffen .«
    »Hallo, Miß Stevens«, sagte
ich.
    »Wollen Sie nicht

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