Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Donavan und das süsse Leben

Donavan und das süsse Leben

Titel: Donavan und das süsse Leben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
Vom Netzwerk:
wie
zuvor hatte. Diesmal jedoch hatte der Kerl dazugelernt und war vorsichtiger. Es
gelang ihm, auf den Beinen zu bleiben, indem er sein linkes Knie schonte.
    »Ich habe Ihnen gleich gesagt,
Sie sollen verduften, Freund«, erklärte ihm Hicks. »Aber Sie wollten ja nicht
hören. Also, gehen Sie jetzt zu Ihrem Gaul zurück und hauen Sie ab, bevor ich
die Geduld verliere und Ihnen einen Dauerschaden zufüge.«
    Ich glaube, der Bursche hatte
nicht wirklich Schaum vor dem Mund, aber sein Zustand kam dem so nahe wie
möglich; doch dann gewann bei ihm der letzte Rest von Vernunft die Oberhand.
Angesichts der Tatsache, daß Hicks in der einen Hand die Reitpeitsche und in
der anderen die Pistole hielt, hätte sich nur ein ausgemachter Masochist damit
aufgehalten, sich mit ihm herumzustreiten. Der Bursche hinkte mühsam zu seinem
geduldig wartenden Pferd hinüber, hievte sich irgendwie in den Sattel und ritt
langsam in den Sonnenuntergang hinein.
    »Gut gemacht«, lobte ich.
    »Und Sie waren dabei eine
gewaltige Hilfe«, sagte Hicks verächtlich. »Ich hätte leicht was abkriegen
können, Kollege.«
    »Haben Sie aber nicht«, stellte
ich fest. »Ich habe die ganze Zeit über bedingungsloses Vertrauen in Sie
gesetzt.«
    Dann ging ich zu dem Mädchen
hinüber, das nach wie vor im Gras lag, das Gesicht nach unten. Ihr hübsch
gerundetes Hinterteil bebte, und die beiden hellroten Striemen, die schräg
darüber liefen, sahen aus, als schmerzten sie noch immer.
    »He, hallo«, sagte ich höflich.
    Sie hob vorsichtig den Kopf und
sah mich mit gequältem Blick aus grauen Augen an.
    »Ist er weg?« flüsterte sie.
    »Vermutlich ist er jetzt wieder
dort, wo er hergekommen ist«, antwortete ich. »Mein Mann Hicks hat ihn
überredet, nicht hierzubleiben.«
    »Hat er ihn umgebracht?«
    »Er hat ihm nur einen kleinen
Klaps aufs Knie gegeben und ihm ein paarmal die Reitpeitsche übergezogen«,
sagte ich. »Nichts von bleibender Bedeutung.«
    »Hätte er ihn doch bloß
umgebracht!«
    »Vielleicht beim nächstenmal«,
sagte ich. »Möchten Sie nicht auf einen Drink zu uns nach Hause kommen?«
    »Sie sind verrückt!« rief sie.
»Hier liege ich splitterfasernackt, halbtot vom Rennen, in Todesangst — und Sie
reden mit mir, als hätten wir uns eben gerade bei irgendeiner dummen
Cocktailparty kennengelernt.«
    »Sie sollten wirklich mit uns
nach Hause kommen«, beharrte ich. »Wir können Ihnen was zu trinken geben, etwas
zum Anziehen für Sie heraussuchen und — «
    »- und Ihnen ein bißchen Cold
Cream aufs Hinterteil schmieren«, fügte Hicks hilfsbereit hinzu.
    Er hatte sich unvermerkt
angeschlichen. Sein Gesicht war schon unter den günstigsten Umständen nicht
dazu angetan, beruhigend zu wirken. Er hatte dichtes, dunkles Haar, Augen, die
so tiefblau waren, daß sie fast schwarz wirkten, und seine Nase war zumindest
zweimal irgendwann gebrochen worden. Eine bläuliche, von einem Messer stammende
Narbe — Andenken an seine Jugendzeit als Söldner im Kongo — verlief von einem
Mundwinkel bis hinab zum unteren Rand des Kinns, was den Eindruck erweckte, als
grinste Hicks fortgesetzt verächtlich. Anheimelnd wirkte er jedenfalls nicht.
Das Mädchen warf ihm einen einzigen Blick zu, gab einen kleinen Wimmerlaut
schieren Entsetzens von sich und fiel ohne weitere Umstände in Ohnmacht.
    »Ich glaube, Sie sollten sie
ins Haus zurücktragen«, sagte ich.
    »Und was ist mit dem Freßkorb?«
fragte er. »Beides kann ich nicht tragen.«
    »Lassen Sie ihn hier«,
erwiderte ich. »Als Opfer für die Götter. Das Zeug hat ohnehin nicht
geschmeckt. Die Gänseleberpastete war eine ausgesprochene Enttäuschung.«
    »Keine Brunnenkresse«, sagte
er. »Da konnte ja von vornherein nichts draus werden, Kollege.«
    Ich betrachtete ihn aufmerksam,
aber sein Gesicht blieb völlig unbewegt. Gelegentlich hegte ich wirklich den
häßlichen Verdacht, daß Hicks sich über mich lustig machte. Er bückte sich,
hievte das Mädchen mühelos über eine Schulter und richtete sich wieder auf.
    »Himmel«, sagte er inbrünstig,
»ich hasse das Landleben.«
    Zehn Minuten später waren wir
zurück im Haus. Es war eine bescheidene ländliche Villa mit den üblichen sieben
Schlafräumen, drei Badezimmern, einem Wohnzimmer, Salon, einem Speise- und
einem Arbeitszimmer. Es verfügte zudem über eine große Küche. Hicks lud das
Mädchen mit ungewohnter Rücksicht auf der nächsten Couch ab, das Gesicht nach
unten. Aber vielleicht war er im Grund seines Herzens nur auf

Weitere Kostenlose Bücher