Donavan und das süsse Leben
und
blieb stehen.
»Knöpfen Sie Ihre Jacke auf.«
Ich gehorchte und enthüllte
damit den Schulterholster, der meine 38er beherbergte.
Sie wies mit dem Kopf drauf.
»Nehmen Sie seine Waffe, Major.«
»Lottie!« Er starrte sie
verwirrt an. »Bist du verrückt?«
»Er hat das Ganze nicht einen
Augenblick lang geglaubt«, sagte sie. »Nehmen Sie seine Pistole.«
Orpington stand auf, ging um
den Schreibtisch herum und erleichterte mich um meine Waffe, wobei er sorgfältig
darauf achtete, daß er nicht zwischen mich und die dunkelhaarige Frau trat.
»So ist es besser«, sagte
Lottie. »Sie können sich jetzt wieder setzen, Mr. Donavan.«
Ich setzte mich erneut, fühlte
mich aber keineswegs besser.
»Keinerlei Entrüstung, Mr.
Donavan?« fragte sie. »Kein >Was zum Teufel soll das bedeuten< und
>Sind Sie vielleicht übergeschnappt< und dergleichen? Überhaupt keine
Reaktionen?«
»Ich gerate niemals in
Entrüstung, wenn jemand eine doppelläufige Flinte auf mich gerichtet hat«,
sagte ich.
»Sie werden jetzt eine Weile
bei uns bleiben. Ich werde dafür sorgen, daß Sie sich nicht langweilen, so
lange Sie hier sind. Möglicherweise stellt sich das heute als Ihr Glückstag
heraus, Mr. Donavan.«
Orpington kicherte plötzlich.
Bei ihm klang das ziemlich gespenstisch und leicht widerwärtig. »Er wird sich
amüsieren, so viel ist sicher«, sagte er. »Selbst wenn er es ein bißchen
ermüdend finden sollte.«
»Stehen Sie auf, Mr. Donavan«,
befahl Lottie. »Und jetzt gehen Sie zurück in die Diele und die Treppe hinauf.
Wir beiden folgen Ihnen unmittelbar auf dem Fuß, also lassen Sie sich nicht zu
irgendeiner Tollkühnheit verleiten, sonst schieße ich Ihnen glatt das Gehirn
aus dem Schädel.«
Ich kehrte in die Diele zurück
und stieg die breite, geschwungene Treppe empor. Als wir oben angekommen waren,
wies Lottie mich an, nach links abzubiegen. Ich gehorchte und ging den Korridor
entlang. Dann befahl sie mir, vor einer der Schlafzimmertüren dort stehen zu
bleiben.
»Als wir sicher sein konnten,
daß Sie die Polizei nicht mitgebracht hatten, haben wir das Geschäft wieder
eröffnet«, erklärte Lottie mit höflicher Sachlichkeit. »Wir wären sehr
enttäuscht über Sie gewesen, Mr. Donavan, wenn Sie tatsächlich die Behörden
benachrichtigt hätten, aber Sie haben sich durchaus Ihrer Reputation
entsprechend verhalten.«
»Reputation?« sagte ich.
»Grenzenlose Neugierde,
verbunden mit grenzenloser Einfalt«, sagte sie leichthin. »Sie sind ein
ausgesprochener Glückspilz, Mr. Donavan. Von diesem Augenblick an werden Sie
nach dem Motto >Bei uns ist der Kunde König< behandelt — und alles
gratis. Und wenn es gegen meine gesamten Geschäftsprinzipien verstößt.«
»Das Haus ist tatsächlich ein
exklusives Bordell?« fragte ich.
»Exklusiv und sehr teuer«,
bestätigte sie. »Bei uns arbeiten Mädchen, die Dinge tun, an die Sie noch nicht
einmal in Ihren kühnsten Träumen gedacht haben. Öffnen Sie die Tür, Mr.
Donavan, und dann genießen Sie, was auf Sie zukommt. Und vergeuden Sie keine
Zeit mit Überlegungen, wie Sie hier wieder hinauskommen können. Ich werde einen
Wachposten vor die Tür stellen — die zudem von außen verschlossen wird — , und
er bekommt das Gewehr. Entspannen Sie sich und genießen Sie, was Ihnen geboten
wird. Sie werden eine ganze Weile hierbleiben müssen.« Die beiden Läufe bohrten
sich in mein Kreuz. »Machen Sie die Tür auf.«
Also öffnete ich die Tür und
betrat das Zimmer. Ich hörte, wie hinter mir abgeschlossen und ein schwerer
Riegel vorgeschoben wurde. Der Raum war wesentlich größer als ich erwartet
hatte und in einer Art dekadentem viktorianischen Stil üppig ausgestattet. Da
war ein massives Himmelbett mit scharlachrotem Betthimmel aus Seide, dazu
schwarzseidene Bettlaken. Da war ein altes Büfett aus Eichenholz, das vor
Nahrungsmitteln und Alkoholika fast ächzte, und wenn man eine Abwechslung
wünschte, so waren da drei nackte Mädchen, die mit einladendem Lächeln am
Fußende des Riesenbetts in Reih und Glied standen.
»Ich bin Carol«, sagte die
Blonde.
»Ich bin Sonia«, sagte die
Dunkelhaarige.
»Ich bin schon ganz wild
darauf«, sagte die Rothaarige mit lasziver Stimme. »Hinterher können Sie mich
Trisha nennen.«
»Wenn er nicht zu erschöpft
dazu ist.« Die Blonde kicherte. »Wollen Sie zuerst einen Drink haben, Mr.
Donavan?«
»Vielen Dank«, erwiderte ich.
»Wodka und — «
»Apfelsaft«, beendete sie den
Satz. »Wir wissen
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