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Donavan und die Eurasierin

Donavan und die Eurasierin

Titel: Donavan und die Eurasierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Hongkong zu
bleiben und sich zu amüsieren. Unter gar keinen Umständen werden Sie Macau
aufsuchen oder sich dort mit jemanden in Verbindung setzen. Ist das klar?«
    »Ich würde vorziehen, darüber
zu diskutieren«, sagte ich.
    »Da gibt es nichts zu
diskutieren«, erwiderte er kurz. »Nicht, wenn Sie Ihre Mädchen wiedersehen
wollen.«
    »Das ist genau der springende
Punkt«, sagte ich. »Ich bin mir nicht im klaren, wie wichtig sie mir im
Augenblick sind.«
    »Das ist wohl nicht Ihr Ernst.«
    »Sie sind reizend, alle beide«,
sagte ich. »Aber sie sind nicht mehr als Schiffe, die in der Nacht
vorüberziehen, Mr. Kaiser. Reden Sie sich doch nichts ein; vielleicht sind sie
schon vorübergezogen. Hongkong wimmelt nur so von schönen Mädchen, die mir das
Vergessen erleichtern können.«
    Am anderen Ende der Leitung
herrschte ungefähr fünf Sekunden lang Schweigen.
    »Wir treffen uns heute abend «, sagte er schließlich. »In der Drachenbar im
Hilton um sieben Uhr. Und bitte versuchen Sie es nicht mit krummen Touren, Mr.
Donavan. Wenn ich zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht an einem bestimmten Ort
zurück bin, werden beide Mädchen sterben. Und zwar qualvoll.«
    »Ich glaube Ihnen«, sagte ich.
»Also um sieben in der Drachenbar.«
    Nachdem ich aufgelegt hatte,
wiederholte ich Hicks kurz den Inhalt unseres Gesprächs.
    »Dieser Chinese gestern nacht erwähnte Kaiser«, sagte er. »Vielleicht dreht
es sich um eine Art Wettrennen, bei dem es darauf ankommt, wer Chang zuerst aus
China rausbringt?« Er schnaubte hörbar. »Ich frage mich, worin der erste Preis
besteht.«
    Wir aßen spät zu Mittag. Am
Nachmittag ging ich an den Strand hinunter und schwamm im lauwarmen Wasser der
Südchinesischen See. Dann vertiefte ich in der Sonne meine Bräune noch ein
wenig, die sich ohnehin mit Daphnes prächtiger Bronzefarbe bei weitem nicht
messen konnte. Gegen sechs Uhr dreißig verließen wir die Deep Water Bucht und fuhren die Wong Nai Chung Gap Straße entlang in die Innenstadt von Hongkong, die unter dem Namen
>Central District < läuft. Ich setzte Hicks
draußen vor dem Hotel ab, fuhr noch ein Stück weiter und parkte den Wagen.
Innerhalb von fünf Minuten befand ich mich in der mit Klimaanlage versehenen
Oase des Hilton.
    Die >Drachenbar< - so
genannt, weil die lange Bar wie eines der Drachenboote geformt ist, mit denen
bei Festen Rennen gefahren werden - war nur schwach erhellt. Ich fand einen
leeren Tisch neben der mit Bambusmatten verkleideten Wand und bestellte bei der
Kellnerin einen Wodka mit Apfelsaft.
    Der Drink wurde sehr schnell
serviert, und ich begann daran zu nippen.
    Zwei Minuten später sah ich
einen Mann geradewegs meinem Tisch zustreben. Er war gut einen Meter fünfundachzig groß, massiv gebaut, hatte breite Schultern
und war komplett kahl. Ich fragte mich beiläufig, wie zum Kuckuck er durch die
gefärbten Brillengläser hindurch überhaupt sehen konnte, wohin er ging. Als er
näher kam, konnte ich seine Gesichtszüge erkennen, die alles andere als
reizvoll waren. Die Nase war dick und fleischig, ebenso die Lippen. Auf Kinn
und Wangen lag ein dunkler Schimmer, und ich vermutete, daß er sich täglich
zumindest zweimal rasieren mußte, um einigermaßen repräsentabel auszusehen -
was für ihn wahrscheinlich ohnehin ein Wunschtraum blieb. Er zog einen Stuhl
heran und setzte sich mir gegenüber.
    »Ich bin Harry Kaiser«, sagte
er. »Sie haben höchstens zehn Minuten Zeit, Donavan, also raus mit der
Sprache.«
    »Möchten Sie was zu trinken
haben?«
    »Nein. « Er nahm seine Brille
ab, und ich sah, daß seine Augen von einem fast unglaublichen Hellblau waren.
»Sie wollten sich mit mir treffen, also reden Sie.«
    »Warum wollen Sie nicht, daß
ich nach Macau fahre?«
    »Ach, kommen Sie schon!« Er
setzte die Brille wieder auf und starrte mich finster an. »Die Antwort kennen
Sie doch selbst!«
    »Ich möchte sie von Ihnen
hören.«
    Er winkte der wartenden
Kellnerin gereizt zu, damit sie verschwand. »Es stehen zehn Millionen Dollar
auf dem Spiel - stimmt’s? Ich habe sowieso ausreichend Probleme mit Woodbury.
Ganz gewiß habe ich nicht die Zeit, mit verdammten Amateuren wie Ihnen
herumzupokern, Donavan.«
    »Wer ist Woodbury?« fragte ich.
    »Er ist der Bursche, der
wahrscheinlich für den Tod Ihres alten Freundes Delaney in Bangkok gesorgt
hat«, sagte er. »Als ob Sie das nicht bereits wüßten.«
    »Ich habe bisher lediglich
seinen Namen gehört«, erwiderte ich wahrheitsgemäß. »Erzählen Sie mir von

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