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Donavan und die Eurasierin

Donavan und die Eurasierin

Titel: Donavan und die Eurasierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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Hicks.«
    »Der Besitzer dieses
Etablissements -«, er wies mit dem Kopf zu dem Barkeeper hinüber, der uns mit
verängstigten Blicken betrachtete, »rief mich vor einer Weile an und erzählte
mir, Sie wünschten die Freunde des Mannes kennenzulernen, der hier gestern nacht diesen bedauernswerten Unfall hatte. Ich kann
Sie zu ihnen bringen. Mein Wagen steht draußen.«
    »Und wohin wird er uns
bringen?« fragte Hicks schroff.
    »Zu seinen Freunden, die Sie so
gern kennenlernen wollen«, antwortete der Chinese geschmeidig. »Bitte machen
Sie sich keine Sorgen. Das gestern abend war nichts
weiter als ein unglücklicher Unfall. Wir schätzen das richtig ein.«
    »Ausgezeichnet«, sagte ich.
»Gehen wir.«
    Draußen stand eine schwarze
Limousine am Straßenrand geparkt. Wir drei stiegen hinten ein, und der Fahrer
ließ den Motor an.
    »Wir brauchen nicht weit zu
fahren, Mr. Donavan«, sagte Leung. »Praktisch nur auf den Peak. Vielleicht sind
Sie bereits mit der Peak-Bahn gefahren? Die meisten Touristen lassen sich das
während ihres Aufenthalts hier nicht entgehen.«
    »Peak-Bahn?« Hicks sah mich
verdutzt an.
    »Eine Zahnradbahn«, erklärte
ich. »Es gibt dort ein Gefälle von rund fünfundzwanzig Prozent. Sie wird mit
einem Kabel hochgezogen.«
    »Das haben Sie mir noch gar
nicht erzählt.«
    Die Straße, die zum Peak
hinaufführte, war steil, aber nicht allzu schlecht. Oben verwandelte sie sich
jedoch plötzlich in einen schmalen Fahrweg mit scharfen Kurven, an denen
Spiegel angebracht waren, so daß der Fahrer sehen konnte, ob ihm ein anderer
Wagen entgegenkam. Unter uns lagen die Innenstadt von Hongkong und der Hafen in
hellem Lichterglanz. Ich war froh, als der Wagen plötzlich von der Straße abbog
und dann unten an einer steilen Zufahrt anhielt. Das Haus war eindrucksvoll -
zweistöckig mit einer Kolonial-Fassade. Ein Diener in weißer Jacke stand
wartend in der offenen Tür. Wir stiegen aus und gingen auf ihn zu.
    »Gentlemen«, sagte Horatio
Leung liebenswürdig, »der Küchenboy wird Sie zu dem Gentleman führen, den Sie
sprechen wollen. Unsere Unterhaltung war ein großes Vergnügen für mich.«
    Er entfernte sich in Richtung
der einen Seite des Hauses. Der Küchenboy verbeugte sich, schloß die Tür hinter
uns und schritt uns voran einen breiten Korridor entlang bis zum Wohnraum.
Große altmodische Punkah -Ventilatoren hingen von der
Decke herab; sie drehten sich langsam und erzeugten erstaunlich viel kühle
Luft. Der Wohnraum selbst war riesig, die Wand bestand aus Fenstern mit Blick
über die Stadt. Bambusmöbel herrschten vor, und der Parkettboden hatte einen
warmen Glanz. Der Mann, der auf uns zukam, um uns zu begrüßen, mußte um die
fünfzig herum sein, so weit ich das bei einem Chinesen überhaupt abschätzen
konnte. Er war klein und rundlich, und seine Hornbrille reflektierte das Licht.
Der weiße Anzug mit Fischgrätenmuster war hervorragend geschnitten und machte
dem Schneider, der ein wahrer Künstler sein mußte, alle Ehre.
    »Guten Abend, Gentlemen«, sagte
er mit tadellosem Akzent. »Mein Name ist Lee.« Er lächelte uns strahlend an.
»Kein ungewöhnlicher Name in Hongkong. Charles Lee.« Er machte eine den halben
Raum umfassende Handbewegung. »Bitte setzen Sie sich. Darf ich Ihnen einen
Drink anbieten?«
    »Nein, danke«, sagte ich.
    Wir ließen uns in Bambussesseln
nieder und bildeten so eine kleine, intim wirkende Gruppe. Der Küchenboy
verbeugte sich und zog sich zurück, wobei er die Tür hinter sich schloß. Die Ventilatoren
drehten sich leise zischend, sonst schien der Raum sehr still.
    »Ein bedauerlicher Unfall, die
Sache gestern abend «, sagte Lee liebenswürdig.
»Eigentlich ein Mißverständnis. Es war die Frau, an der wir interessiert waren,
Mr. Donavan.«
    »Warum?« fragte ich.
    »Sie war die Geliebte eines
Mannes namens Delaney«, sagte er. »Einer meiner Freunde - ein Landsmann von
Ihnen, Mr. Donavan - folgte ihnen von Singapore nach
Bangkok, und dann hörten wir nichts mehr von ihm. Aber wir behielten den
Flughafen im Auge, und als das Mädchen eintraf, ließen wir sie beschatten. Daß
die Kleine einen Job als Barmädchen im Wan Chai annahm, war sehr interessant. Wir warteten also ab, ob sie mit jemandem Kontakt
aufnehmen würde, und natürlich hat sie sich mit Ihnen in Verbindung gesetzt.«
    »Pat Delaney war mein Freund«,
sagte ich. »Er wurde in Bangkok ermordet.«
    »Eine Tragödie. Meine Teilnahme
zu Ihrem Verlust, Mr. Donavan. Und das Mädchen?«
    »Delaney hatte

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