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Donavan und die Eurasierin

Donavan und die Eurasierin

Titel: Donavan und die Eurasierin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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blickten uns hoffnungsvoll an, und das Gesicht
des Barkeepers wurde um einige Schattierungen bleicher, als wir uns ihm
näherten.
    »Scotch auf Eis«, sagte ich.
    »Ich möchte ein San Mig haben«, erklärte Hicks.
    »Einen San Mig ?«
    »Das ist das örtliche Bier«,
teilte mir Hicks mit herablassender Miene mit. »Ganz anständig.«
    Der Barkeeper reichte uns die
Drinks, und seine Hände zitterten, als hätte er einen Schlaganfall hinter sich.
Ich nahm meine Brieftasche heraus und öffnete sie. Sie enthielten ein
eindrucksvolles Bündel Geldscheine. Hongkong-Banknoten sind von beachtlicher
Größe.
    Ich nahm sechs
Fünfhundertdollarscheine heraus und legte sie fächerförmig auf die Bar.
    »Der Mann, der gestern abend umgekommen ist«, sagte ich, »das war ein
Unfall.«
    »Unfall.« Der Barkeeper nickte
heftig, aber seine Augen verharrten starr auf dem kleinen Banknotenfächer.
    »Ich würde gern ein paar seiner
Freunde aufsuchen, um mich zu entschuldigen«, sagte ich und schob die
Geldscheine ein bißchen näher an ihn heran. »Ich dachte, Sie könnten mir dabei
helfen, diese Freunde zu finden.«
    »Ich kenne Freunde nicht«,
erwiderte der Mann traurig.
    »Aber sicher«, sagte ich
ermutigend. »Seine Freunde vom Geheimbund.«
    »Geheimbund?« Seine Augen
rollten hilflos.
    »Sie haben meinem Freund hier
heute früh davon erzählt«, sagte ich. »So schnell können Sie das doch nicht
vergessen haben?«
    »Ich könnte seiner Erinnerung
nachhelfen«, sagte Hicks milde. »Ich könnte ihm einen seiner Arme so lange
verdrehen, bis er bricht, oder der Knabe sich der Sache entsinnt.«
    »Das hier ist ein netter
Mensch«, sagte ich mit Festigkeit. »Er braucht nur ein bißchen Ermutigung.« Ich
nahm weitere zwei Fünfhundertdollarscheine aus der Brieftasche und legte sie zu
den anderen auf die Bar. »Na?«
    »Sie wollen mit Freunden
reden?« fragte der Barkeeper.
    »Nur reden«, antwortete ich.
    »Ich werde anrufen«, sagte er
schnell. »Sie warten.«
    Seine Finger griffen
blitzschnell nach dem Geld und er schrie auf, als Hicks’ Faust sein Handgelenk
auf der Bar festhielt.
    »Wenn wir uns mit seinen
verdammten Kumpels treffen«, sagte Hicks kalt, »kriegen Sie den Zaster.«
    Er ließ die Hand des Mannes
los, und der Barkeeper huschte davon. Wir nahmen gemächlich unsere Drinks zu
uns, und innerhalb von zwei Minuten war er zurück.
    »Freund kommt«, sagte er.
    »Wie lang wird es dauern?«
fragte ich.
    »Weiß nicht.« Sein Gesicht
erhellte sich hoffnungsvoll. »Sie wollen sitzen? Vielleicht zwei nette Girls
zur Unterhaltung?«
    »Keine Girls«, sagte ich und
schob ihm das Geld hin. »Wenn Ihr Freund nicht kommt, hole ich es mir wieder
zurück.«
    »Ich verstehe.« Er strahlte
mich an, während er die Scheine von der Platte fegte. »Freund kommt. Möchte Sie
sehr gern kennenlernen.«
    Wir trugen unsere Gläser zum
nächsten Tisch. Der Barkeeper mußte irgendein Zauberzeichen gegeben haben, denn
keines der Mädchen kam in unsere Nähe.
    »Freund möchte Sie sehr gern
kennenlernen«, sagte Hicks. »Weil Sie Freund von Freund gekillt haben, und
Freund von Freund kann’s gar nicht erwarten, Ihnen Hals aufzuschlitzen.« Er sah
nachdenklich vor sich hin. »Dieser Kaiser gefällt mir nicht. Das ist ein Profi.
Höchstwahrscheinlich Mafia.«
    »Woher wollen Sie denn das so
genau wissen, zum Teufel?«
    »Ich weiß es eben«, sagte er
düster. »Ich würde ihn gern fertigmachen. Der kahle Schädel würde platzen wie
eine Eierschale, Kollege.«
    »Sie haben ein blutdürstiges
Gemüt«, sagte ich zerstreut.
    »Ich rede nur, damit geredet
ist«, erwiderte er. »So wie man im Dunkeln pfeift. Wir sind hier auf verlorenem
Posten, Donavan. All diese anderen Dreckskerle haben praktisch ihr Leben im
geheimnisvollen Orient verbracht. Der einzige Chinese, den ich kenne,
hat ein Restaurant in Soho.«
    Diese beiläufige Unterhaltung
wurde auf dem gleichen brillanten Niveau für eine weitere Viertelstunde
beibehalten, und dann war ganz plötzlich ein Besucher an unserem Tisch. Einen
bangen Augenblick lang glaubte ich, es handle sich um die Reinkarnation des
Burschen von gestern abend . Ein junger Chinese,
makellos gekleidet, ein liebenswürdiges Lächeln auf dem Gesicht.
    »Guten Abend, Gentlemen«, sagte
er höflich. »Mein Name ist Leung. Horatio Leung.«
    »Jesus«, murmelte Hicks.
    »Freut mich, Sie
kennenzulernen, Mr. Jesus.« Die Augen flackerten ein wenig, dann sah er mich
an.
    »Donavan«, sagte ich. »Der Name
meines Freundes ist

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