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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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hier zwischen den Tannen zu erfrieren. Die Nabatorer werden schon nicht überall sein. Die meiste Zeit können wir uns auch weiter in den Wäldern verstecken. So viele, dass sie uns da aufspüren, dürften es sicher nicht sein.«
    Ga-nor hängte den Kessel wieder übers Feuer und wandte sich Kallen zu.
    »In den nächsten Stunden entscheidet sich, ob Mylord stirbt oder überlebt. Behalt den Aufguss im Auge und gib ihm regelmäßig davon zu trinken«, verlangte Ga-nor, bevor er sich mit seiner Jacke zudeckte und dem Feuer den Rücken zukehrte. »Weck mich bei Tagesanbruch.«
    Noch ehe der Schlaf den Irbissohn überkam, hörte er, dass Randos Atem immer gleichmäßiger ging, ein Hinweis darauf, dass das Schlimmste überstanden war.
    Rando brauchte vier Tage, um wieder zu Kräften zu kommen und aufstehen zu können. Dann ließen sie den alten, von allen vergessenen Friedhof der Hochwohlgeborenen hinter sich. Am übernächsten Tag erreichten sie die westlichen Ausläufer der Blinden Berge.
    Luk sah diese Bergkette zum ersten Mal. Im Vergleich zu den Buchsbaumbergen fand er sie allerdings eher belanglos. Obwohl die Berge nicht sehr hoch waren, bedeutete der Anstieg der waldbestandenen Hänge jedoch eine echte Herausforderung. Die Blinden Berge glichen Rippen, die den westlichen Teil des Imperiums vom östlichen trennten. In einem sichelförmigen Bogen zogen sie sich nach Norden, zu den Katuger Bergen, endeten aber einige Dutzend Leagues vor ihnen. Burg Adlernest oblag die Sicherung der Straße, die von den Städten im Süden zur Treppe des Gehenkten führte.
    »Du stapfst los, als würdest du den Weg kennen«, sagte Rando keuchend bei einer Rast zu Ga-nor. Zwar hielt er sich tapfer, doch am Ende ihrer langen Märsche zitterten ihm zuweilen immer noch die Knie.
    »Der ist einfach«, erwiderte Ga-nor zwischen zwei Bissen Dörrfleisch. »Die Berge müssen immer rechter Hand von uns liegen.«
    »Ob wir nicht doch die Straße nehmen könnten?«, wollte Luk wissen.
    »Ich hab dir doch schon hundertmal gesagt, dass Straßen für uns zu gefährlich sind«, fuhr Kallen ihn an, der gerade seinen Dolch mit einem Wetzstein schärfte.
    »Außerdem sind sie weiter entfernt, als du meinst«, unterstützte ihn Ga-nor. »Aber bald gelangen wir in eine Gegend, die ist flach wie ein Esstisch. Da gibt es keine Hügel oder Schluchten, nur dichten Wald. Und durch den schlagen wir uns zu Burg Adlernest durch.«

Kapitel
15
    Entlang der Blinden Berge wuchsen hauptsächlich Tannen, die am Fuße der Hänge kümmerlichen Hainbuchen wichen. Das Unterholz war nicht sehr dicht. Die Berge schienen sich jedoch gegen sie verschworen zu haben, die Flüsse tosten so wild, dass sie mehrere Stunden Rast einlegen mussten, nachdem sie einen von ihnen durchwatet hatten. Zum Glück verstand Ga-nor etwas von seiner Sache und wählte gewöhnlich den unbeschwerlichsten Weg. Mit jedem Tag gelangten sie weiter nach Norden.
    Während ihrer endlosen, ermüdenden Märsche sprachen sie kaum miteinander. Alle versuchten, mit Ga-nor Schritt zu halten. Rando fiel das besonders schwer, gewann er seine alte Kraft doch nur langsam zurück. Ihn rettete freilich seine Hartschädligkeit. Kaum schlugen sie jedoch abends ihr Nachtlager auf, aß er rasch noch etwas – und schlief unverzüglich ein.
    Die Verpflegung bereitete ihnen erfreulicherweise keine Sorgen. Kallen besaß nicht nur eine Streitaxt, sondern auch einen Bogen, was die Jagd ganz entschieden erleichterte. Auf Wasser stießen sie bei all den Bächen, die von den Bergen heruntersprudelten, ohnehin ständig. Das Wetter war für die Jahreszeit herrlich. Luk freute sich wie ein kleines Kind, dass es nicht mehr regnete, sang den lieben langen Tag vor sich hin und würfelte gegen sich selbst. Eine Weile konnte sich Kallen noch beherrschen, dann erlag er der Versuchung und setzte sich zu Luk. In drei Partien nahm er ihm sein letztes Hab und Gut ab.
    »Also, das ist doch …!«, stammelte Luk fassungslos.
    »Wag es ja nicht, mir Schummelei zu unterstellen«, drohte Kallen lachend.
    »Bei der nächsten Rast verlange ich Revanche!«
    »Hast du überhaupt noch ein paar Sol, die du einsetzen kannst?«
    »Die werden sich schon finden«, antwortete Luk von oben herab und gab sich den Anschein, Ga-nors missbilligende Miene nicht zu bemerken.
    »Du musst es ja wissen«, erwiderte Kallen amüsiert. »Aber ich warne dich: Ich werde nicht zögern, dich auszunehmen wie einen Fisch.«
    »Das werden wir ja noch sehen!«, knurrte Luk und

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