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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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nicht mehr. Der Rest ist dann genau wie im Märchen abgelaufen: Dämonen ertragen es nicht, wenn sie mit etwas berührt werden, das ein Nekromant geschaffen hat. Und die Spitzohren haben ein paar schöne Tritte abgekriegt!«
    Tanhe aus dem Haus des Schmetterlings lauschte dem Regen.
    Der Hochwohlgeborene wusste ihm etwas abzuhören und liebte diese Beschäftigung. Im Unterschied zu seinen Brüdern und Schwestern erschlossen sich ihm zarte, kaum hörbare Worte.
    Der Regen sprach davon, dass der Wald müde war, dass er schlafen wollte, auf Ruhe ebenso wie auf den Winter wartete. Dass er das warme Kleid aus dichtem, flockigem Schnee und Vergessen anzulegen begehrte, um es bis zu jenem Tag, da abermals der Frühling Einzug hielt, nicht wieder abzustreifen. Bis abermals eine warme Brise ging und über die freiliegenden Wurzeln der gigantischen Hainbuchen Bäche aus Schmelzwasser sprudelten. Der Wald wünschte zu schlafen, und nichts und niemand würde imstande sein, ihn davon abzuhalten.
    Der Regen sprach davon, dass der alte Braunbär, der Liebhaber des rotscheckigen Lachses und der Berghimbeere, in der letzten Woche eine gewisse Umtriebigkeit gezeigt hatte. Und nachdem er eine ruhige Höhle gefunden hatte, ging er nun daran, diese zu vergrößern, damit er sich bequem in ihr zur Ruhe legen konnte.
    Der Regen erzählte Tanhe auch, dass einen Tag von hier entfernt, an einer Stelle, an der ein Biberdamm den Fluss hatte anschwellen lassen, sodass er sich in einen unruhigen See verwandelte, an dessen Grund die Gebeine eines namenlosen und von allen vergessenen Ungeheuers ruhten, in einem Eulenloch eine kleine Allwisserin lebte. Sie hatte ein zänkisches Gemüt und trug Bernsteinperlen in den Ohren, weshalb es sich nicht empfahl, sich dem Heim dieses Waldgeistes zu nähern. Am besten machte man einen großen Bogen um diese Stätte, dann lebte man länger.
    Der Regen flüsterte davon, dass im Süden Eichelhäher einen Nekromanten gesehen hätten, der jedoch nur auf einem Feld gerastet habe, um anschließend mit seinen toten Kriegern weiter nach Westen zu ziehen.
    Der Regen sang ein Lied, in dem es hieß, er werde schon bald mit seiner Wolkenmutter gen Osten ziehen, hinter die Blinden Berge, weiter zu den Sümpfen, den endlosen Wäldern und den Wolkengipfeln. Dort wollte er zu Schnee werden, um sich hernach erneut in Wasser zu verwandeln und in diese Gegend zurückzukehren.
    Und ganz leise raunte der Regen von vier Fremden, die sich in einem Hain an einer Flusskrümmung aufhielten, vier Stunden von der Stelle entfernt, an der Tanhe im Baum saß.
    Der Elf dankte dem Regen und sprang behände aus den Zweigen. Er hatte erfahren, was er wollte, nun war die Zeit gekommen, Rache zu üben. Die drei Tage ermüdender Jagd hatten ihr Ende gefunden. Binnen Kurzem würde dieses dreckige Ungeziefer für sein Tun mit dem Leben bezahlen. Tanhe genoss schon jetzt die Freude an den Qualen, die seine Opfer erleiden würden.
    »Sie sind an der Flussbiegung. Und sie schlafen«, teilte er seinen sieben Artgenossen mit, die gerade aus dem Dunkel heraustraten. Obwohl ihre Gesichter unter Kapuzen verborgen lagen, erahnte Tanhe das Lächeln auf ihren Lippen.
    Ihre Zahl übertraf die ihrer Beutetiere um das Doppelte, sodass Tanhe nicht an ihrem Erfolg zweifelte. Einem von ihnen würde er mit Freude die Augen ausbrennen! Die anderen müssten das mitansehen – nachdem er ihnen zuvor die Zunge abgeschnitten hatte. Denn jemand würde verantworten müssen, was in Koliina am Yon, der Stadt ihrer Vorfahren, geschehen war.
    Tanhe tat es … leid.
    Viele Jahre hatte er davon geträumt, den Ersten Schmetterling wiederzusehen, jenes Symbol ihres großen Hauses. Die Stele des Sonnenuntergangs, von der er Legenden gehört hatte, als er noch ein kleiner Elf gewesen war. Alle Brüder, die mit ihm aus dem Sandoner Wald aufgebrochen waren, dürsteten danach, am Grab des Gründers ihres Hauses auf die Knie zu fallen und dieser heiligen Erde im Schatten der legendären purpurroten Ahornbäume die Asche Olves zu übergeben, jenes größten aller Schmetterlinge, der den Menschen zu einer wahren Geißel geworden war.
    Die besten Hochwohlgeborenen, die den Gemer Bogen und die Schande des Friedensvertrags überlebt und sich den Nekromanten aus Sdiss angeschlossen hatten – diese Hochwohlgeborenen waren in das verlassene Land aufgebrochen. Sie hatten Koliina am Yon bereits fast erreicht, als sie auf Frevler stießen. Diese hatten sich erdreistet, den Stein ihrer Straßen zu

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