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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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zunächst mit einem überheblichen Blick, um dann mit grauenvollem Akzent herauszupressen: »Von mir erfährst du kein Sterbenswörtchen, du Dreckstück!«
    »Wir hätten den nicht gefangen nehmen sollen!«, stöhnte Luk. »Jetzt müssen wir ihn durchfüttern, ihn mitschleppen und ständig im Auge behalten – und ihm obendrein auch noch den Hintern abwischen. Als ob wir nicht schon genug Sorgen hätten!«
    »Nimm mir die Fesseln ab und gib mir eine Waffe! Dann zeig ich dir, wie Hochwohlgeborene kämpfen!«
    »Nicht nötig«, erklärte Kallen, packte den Elfen bei den Haaren und drückte seinen Kopf gegen den Baumstamm, um dem Gefangenen den Dolch an die Kehle zu halten. »Das habe ich schon oft genug mitangesehen.« Er trieb die Klinge in den Körper des Gefangenen und beobachtete teilnahmslos, wie die nussbraunen Augen hinter dem Nebel des Todes brachen. »Und das will ich nie wieder erleben. Deshalb wirst du keinen einzigen Kampf mehr ausfechten.«
    Er gab den Feind frei und trat zurück. Der Hochwohlgeborene versuchte noch, etwas zu sagen, doch sein Kopf fiel ihm kraftlos auf die blutige Brust.
    »Niemand hat je vorgehabt, ihn durchzufüttern, Luk«, versicherte Kallen. »Und sieh mich nicht so an! Wir befinden uns im Krieg – und der ist nicht immer eine saubere Angelegenheit. Ich habe dir gesagt, was mit dir geschehen wäre, wenn du denen in die Hände gefallen wärst. Glaub mir, du wärest nicht mit einem so schnellen Tod davongekommen. Und wenn es nach mir gegangen wäre, dieses Miststück da auch nicht.«
    »Schluss jetzt, Kallen!«, verlangte Rando.
    »Lasst uns ihre Rucksäcke überprüfen«, schlug Luk vor. »Vielleicht finden wir ja was zu essen.«
    Wortlos steckte Kallen den Dolch in die Scheide zurück.

Kapitel
17
    Im Licht der untergehenden Sonne dünkten ihn die Mauern, die Befestigungstürme und die zahllosen Turmhelme Alsgaras mit frischem Blut übergossen. Die Luft schien erstarrt, während die Stadt vom Feuer verschlungen wurde. Hunderte schwarzer Rauchsäulen vereinigten sich am Himmel zu einer einzigen undurchdringlichen Wolke, die noch weithin zu erkennen war. Die sanfte Orsa vergaß ihre wahre Natur und ließ ihr schwarzes Wasser wütend brodeln. Der Schaum, der immer wieder über die Ufer trat, zeigte dasselbe Purpur wie die Stadtmauern.
    Blut.
    Allerorten Blut. Blut, das sich ins Wasser mengte, über gelbes Straßenpflaster floss und den Boden tränkte, Blut, das in feinen Teilchen in der Luft schwebte, im Haar verkrustete und sich auf der Haut absetzte. Allein der Geschmack trieb einen in den Wahnsinn.
    Der Ufersand hatte sich in eine Scheibe aus mattem Glas verwandelt, die unmittelbar am Fluss ein Netz aus Rissen zeigte. Obgleich der Boden nach und nach erkaltete, drang seine Hitze sogar durch die Sohlen der Stiefel. Die Luft erfüllten noch immer der Widerhall magischer Explosionen und die Schreie der im Todeskampf sterbenden Schreitenden.
    Entkräftet und mit vor Anspannung grauem Gesicht, der Bart versengt, das Wams aufgerissen, der linke Arm zertrümmert, beschwor Rethar Thia, sich zu erheben. Sie kauerte am Heck eines zerschlagenen Kahns und weinte lautlos vor Erschöpfung, Verzweiflung und Zorn. Mithipha war nicht zu ihnen nach Alsgara gestoßen. Diese Feigheit, diese Verantwortungslosigkeit hätte sie beide beinahe das Leben gekostet.
    Ihr Angriff hatte sich totgelaufen, ihre Truppen waren zerschlagen. Nicht einer der fünfzehntausend Gefolgsleute, die an sie glaubten, hatte überlebt. Selbst ein Jahr nach dem Beginn der Kämpfe, selbst nach all den Niederlagen, die die Schreitenden hatten hinnehmen müssen, stand der Turm fest wie eh und je. Auch der heutige Tag hatte ihn nicht in die Knie gezwungen.
    »Du hast mir geschworen, stark zu sein«, sagte Rethar leise.
    Da endlich stand Thia, beschämt über ihre Schwäche, auf. Die Wunde, die sie sich am Morgen zugezogen hatte, schmerzte bei jeder Bewegung. An der rechten Seite ihrer Jacke klebte getrocknetes Blut, die Haare im Nacken waren verbrannt, die Fingernägel abgebrochen und blau verfärbt. Immer wieder sah sie alles doppelt, immer wieder drohte die Welt in einen wilden Tanz auszubrechen, sich in einem Reigen zu drehen und ihr den Boden unter den Füßen wegzuziehen. Seit dem Morgen hatte sie gekämpft, sodass ihr Funke jetzt kaum noch glühte und ihre letzten Kräfte verschlang.
    Rethar und Thia spürten beide, wie eine der Schreitenden ihren Funken anrief, denn ein Feuer, das in der Ferne aufloderte, schien sie zu

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