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Donner: Die Chroniken von Hara 3

Donner: Die Chroniken von Hara 3

Titel: Donner: Die Chroniken von Hara 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexey Pehov
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die Verschwörung gegen Talki sie ohnehin in diese Gegend gebracht hatte, hatte sie die Gelegenheit genutzt, den Schreitenden eine schmerzliche Ohrfeige zu verpassen. Nun allerdings lenkten sie ihre Schritte zu dem Saal, der allein ihr etwas bedeutete.
    Sie betrat ihn ohne jede Scheu. Hier war sie vor langer Zeit selbst zu einer Schreitenden geworden, der ganze Stolz ihrer Familie und des Geschlechts der Falken. Noch heute erinnerte sie sich ebenso an die vor Freude funkelnden Augen ihres schon damals nicht mehr jungen Vaters wie an den Stolz, der sich im Gesicht ihrer Mutter gespiegelt hatte. Das Geschlecht der rey Vallion hatte dem Land einen neuen Funken geschenkt. Den siebten innerhalb der letzten zweihundert Jahre. Noch wusste niemand, Alenari selbst eingeschlossen, welche Wahl diese neue Funkenträgerin in fünfzehn Jahren treffen würde …
    Vor einem dunklen Rechteck an der Wand blieb sie stehen. Zu ihrem aufrichtigen Bedauern waren auch die Portraits schon vor ihrer Ankunft im Regenbogental aus der Schule gebracht worden. Früher hatte hier, geziert von einem schmalen Silberrahmen, ein Bild ihrer Mutter gehangen. Alista rey Vallion war als Leiterin der Schule legendär gewesen – und wäre sicher zur Mutter aufgestiegen, hätte Soritha das nicht verhindert.
    Wenige Tage nach dem Aufstand war sie gestorben. Die Schande hatte sie ins Grab gebracht. Das hatte Alenari jedoch erst ein Jahr später erfahren, als der Krieg bereits tobte. Bedauerte sie, dass es so gekommen war?
    O ja, das tat sie. Und sie verhehlte es sich keineswegs. Gleichzeitig wusste sie aber auch, dass sie die richtige Entscheidung getroffen hatte. Und sie auch heute wieder treffen würde. Doch sie bereute, dass sie vor dem Aufstand nicht mehr mit ihrer Mutter gesprochen hatte. Zunächst hatte Angst sie vor diesem Schritt zurückschrecken lassen, dann Zweifel und schließlich … schließlich war es zu spät gewesen. Trotzdem hielt Alenari bis heute an der Überzeugung fest, dass ihre Mutter sie verstanden hätte, wenn sie sich je zu diesem Gespräch durchgerungen hätte.
    Mit einem Mal spitzte der Uyg die Ohren und jaulte leise auf.
    »Herrin«, ließ sich eine unterdrückte Stimme vernehmen, deren Echo jedoch dumpf von den leeren Wänden widerhallte.
    »Was willst du, Kadir?«, fragte Alenari kalt, verärgert über die Störung.
    »Ich hätte Euch nicht gestört, Gebieterin, wenn die Angelegenheit nicht drängte«, versicherte der Nekromant, der aus dem Schatten heraustrat und eine tiefe Verbeugung machte. »Die Soldaten haben einen Boten gefangen genommen. Er hat versucht, die Patrouillen zu umgehen und zu fliehen.«
    »Wollte er uns ausspionieren?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Warum behelligst du dann mich damit? Soll sich der Kriegskommandant mit ihm befassen. Ich kann mich schließlich nicht um jeden dahergelaufenen Kerl kümmern!«
    »Wir haben das hier bei ihm gefunden«, erklärte Kadir und zog einen kurzen, mit Rubinen besetzten Stab aus seiner Tasche.
    »Der Mann gehört dem Purpurnen Orden an …«
    »So ist es, Gebieterin.«
    »Hat er Widerstand geleistet?«
    »Nein.«
    »Umso besser. Bring den Dämonenbeschwörer ins Arbeitszimmer. Ich habe noch etwas zu erledigen, dann nehme ich ihn mir vor.«
    »Ja, Gebieterin.«
    Er verneigte sich noch einmal, ehe er den Raum verließ, einen Duft von Sandelholz zurücklassend. Alenari warf einen letzten Blick auf die Stelle, an der einst das Portrait ihrer Mutter gehangen hatte. Anschließend machte sie sich auf den Weg zu dem Zimmer, in dem die Gefangene untergebracht war.
    Vor der Tür saßen gelangweilt zwei Nabatorer. Kaum erblickten sie die Verdammte, sprangen sie auf und nahmen eine stramme Haltung an.
    »Verweigert sie die Nahrung?«, wollte Alenari wissen, als sie eine Schale mit kalt gewordenem Essen bemerkte.
    »Ja, Herrin. Sie hat nicht einen Bissen angerührt.«
    »Öffnet die Tür.«
    Einer der Posten hantierte flink mit den Schlüsseln, öffnete die Tür und trat zur Seite, um Alenari einzulassen.
    Da der Raum im Dunkeln lag, schuf Alenari mit einem Zauber einige Kugeln, die ein fahlblaues Licht spendeten. Als sie aufschimmerten, presste sich die junge, schwarzäugige Schreitende zitternd gegen die Wand. Obwohl sie sich alle Mühe gab, ihre Angst zu verbergen, war ihr diese deutlich vom Gesicht abzulesen. In der rechten Ecke stand ein Spiegel. Von Zorn übermannt, ließ Alenari ihn in Scherben aufgehen. Die Gefangene riss die Hände vors Gesicht, um sich vor den Splittern zu

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